Neuried:Auf Krawall gebürstet

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Den Neurieder Jugendlichen steht ein großes Haus mit Skateanlage zur Verfügung. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Party, Lärm, Scherben, Polizeieinsätze: Der Ärger rund um die Skateanlage in Neuried nimmt kein Ende

Von Julian Raff, Neuried

Im Grunde könnten sich weder Skater noch Anwohner einen besseren Platz für die Skateanlage der Gemeinde wünschen. Schließlich sind die Rampen in einer künstlichen Senke hinterm Jugendhaus versteckt, selbst aus der Nähe sind kaum Rollgeräusche zu hören. Zu den Wohnhäusern am Taxetweg sind es gut 130 Meter, dazwischen steht dichtes Gebüsch. Dennoch gibt es seit gut einem Jahr rund um den Skatepark immer wieder Ärger, der nun mit Beginn des Spätsommers wieder richtig aufflackert. Allerdings: Die Probleme machen nicht die Skater selbst, sondern Jugendliche aus Neuried und angrenzenden Stadtvierteln, die das Gebiet regelmäßig in eine Partyzone verwandeln.

So wurde Anfang der vergangenen Woche die Polizei gleich zwei Mal zum Sportpark gerufen, in dem eine bereits bekannte Gruppe Jugendlicher lautstark und stark angetrunken feierte. Nachdem eine erste Ermahnung wirkungslos war, kamen die Beamten um zwei Uhr morgens zurück - der Einsatz endete mit sechs Anzeigen wegen Ruhestörung und einer weiteren wegen Beleidigung; ein 18-Jähriger hatte die Einsatzkräfte wüst beschimpft. Die unschönen Szenen hatten ihren Ausgang am Skatepark genommen; seitdem die Gemeinde das Gelände nachts absperren lässt, verlagert sich der Ärger in die benachbarten Wohnstraßen.

Massive Beschwerden gab es erstmals mit Beginn der Sommerferien 2015, als die nächtlichen Treffs mit reichlich Alkohol, Ghettoblaster und Mopedgeknatter zur Gewohnheit wurden. Ebenso entnervt wie die Anwohner zeigten sich die Skater, die ihre Anlage fast täglich völlig vermüllt vorfanden und sie vor dem Training erst einmal von Glasscherben und anderen Hinterlassenschaften reinigen mussten. Eigentlich sollte der Skatepark seinerzeit bereits um 22 Uhr geschlossen sein, allerdings hatte die Gemeinde die Regelung bewusst locker gehandhabt. Als die Verwaltung das Eingangstor dann nachts abschließen ließ, verschwand die Tür prompt über Nacht und tauchte einige hundert Meter weiter im Gebüsch wieder auf. Die Scharniere sind nun verschweißt, der Vandalismus tobt sich anderswo aus - etwa an den Fensterscheiben des Jugendhauses oder den Geländern der Fußgängerbrücke über die Kreisstraße.

Für Besucher und die Leitung des angrenzenden Jugendzentrums wurde der Park zwischenzeitlich mehr zur Belastung als zur Bereicherung, eine Komplett-Schließung hätten das Jugendhaus-Team und der Kreisjugendring schon vergangenes Jahr befürwortet.

Anfang Juli entschied dann Bürgermeister Harald Zipfel (SPD), die Anlage zumindest für ein paar Tage komplett dicht zu machen. Auf die anhaltenden Störungen müsse eine ansonsten tolerante Gemeinde reagieren, wobei Zipfel einräumt, dass das Problem diesmal nicht von außen in die Gemeinde gekommen war. Man habe es zwar vor einiger Zeit auch immer wieder mit einer Gruppe in der Region herumreisender Störenfriede zu tun gehabt, diesmal seien aber eindeutig Jugendliche aus Neuried und der nächsten Umgebung auf Krawall aus.

Einige, so der Bürgermeister, hätten dies vergangenes Jahr gegenüber Polizei, Gemeinde, Anwohnern und Jugendhaus-Team sogar unverblümt angekündigt - nach dem Motto "Wir werden es euch schon zeigen". Sollten die Belästigungen tatsächlich Methode haben, brächte eine Verlegung oder gar Komplett-Schließung des Skateparks natürlich gar nichts, die Falschen trifft sie ohnehin. Stattdessen hofft der Bürgermeister nach wie vor auf die Wirkung der Polizeipräsenz und darauf, dass "die doch noch irgendwann erwachsen werden".

© SZ vom 31.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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