Neuhausen:Zuschuss sichert Lernhilfe

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Der Verein Clean Projekt Neuhausen an der Andréestraße leistet wichtige Arbeit bei der Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Als er vor fünf Jahren aus Afghanistan nach München gekommen ist, konnte er kein Wort Deutsch. Er begann sein neues Leben in der Fremde in einer Übergangsklasse der Winthirschule, eine Mitschülerin nahm ihn mit ins Clean Projekt Neuhausen (CPN), das ganz in der Nähe der Schule liegt. Dort bekam Matin nicht nur Mittagessen, sondern auch Hilfe bei den Hausaufgaben und einen eigenen Deutschlehrer, außerdem vermittelte man ihn an einen Fußballverein. Jetzt, fünf Jahre später, geht er aufs Gymnasium und hat gerade einen Vertrag beim FC Bayern als Jugendspieler unterschrieben, erzählt der 13-jährige Matin auf der Weihnachtsfeier des Clean Projekts. Er schließt seine kleine, in fließendem Deutsch gehaltene Erfolgsgeschichte mit dem Satz: "Das alles verdanke ich dem CPN."

Auch die von Matin so gepriesene Einrichtung hat in diesen Tagen Grund zur Freude. Ihre Arbeit, die zunehmend an die Grenzen der Finanzierbarkeit gestoßen war, ist - für ein weiteres Jahr jedenfalls - gesichert. Auf Vermittlung des CSU-Landtagsabgeordneten Joachim Unterländer bekommt das CPN rückwirkend für 2015 vom bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration 20 000 Euro für sein Lernhilfe-Projekt. Für 2016 sind weitere 25 000 Euro versprochen. "Wir freuen uns wahnsinnig", sagt die Vereinsvorsitzende Anne Weiß, "damit können wir nächstes Jahr eine halbe Sozialpädagogenstelle finanzieren und damit Lernhilfe als festen Bestandteil unserer Angebote institutionalisieren".

Das CPN an der Andréestraße, vor rund zwei Jahrzehnten gegründet als Verein für Drogenprävention und Suchtberatung, ist längst zu einer der wichtigsten Anlaufstellen im Viertel für junge Flüchtlinge und Kinder aus Migrantenfamilien geworden. Es gibt dort warmes Mittagessen für Schulkinder, anschließend Lernhilfe für etwa 50 Kinder, außerdem Beratung und Betreuung sowie ein Fitness- und Sportangebot im Keller des Gebäudes. Von Anfang an hat sich das Clean Projekt zur Hälfte aus Spenden finanziert, etwa 200 000 Euro jährlich.

Diese einzuwerben, war und ist aufwendig und zunehmend mühseliger in einer Zeit, in der die Zinserträge bei den Stiftungen schmelzen. Die andere Hälfte des Budgets kommt aus einer, wie es Anne Weiß einmal genannt hat, "auf Sparflamme laufenden Regel- beziehungsweise Mischfinanzierung". Während in den vergangenen Jahren immer mehr Kinder und Jugendliche die Angebote in der überaus familiären Atmosphäre des CPN für sich entdeckten und der Einrichtung oft über Jahre hinweg treu bleiben, stagnierten die öffentlichen Zuschüsse. Immer wieder schlug der Vereinsvorstand Alarm, dass die erfolgreiche Arbeit auf der Kippe stehe. Vor einem Jahr schließlich stockte der Stadtrat die Regelförderung um 40 000 Euro jährlich auf, gehofft hatte der Verein nach Gesprächen mit dem Sozialreferat auf 75 000 Euro.

Die Lernhilfe musste deshalb weiterhin durch Spenden finanziert werden. Gerade sie aber ist für die Integration der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, für deren schulische und berufliche Perspektiven unerlässlich. Die Erfolgsgeschichte des 13-jährigen Matin aus Afghanistan ist kein Einzelfall: 20 Jugendliche, die das Angebot der Lernhilfe wahrnahmen und oft erst seit wenigen Jahren in Deutschland leben, haben im vergangenen Schuljahr den qualifizierenden Hauptschulabschluss erreicht, 16 von ihnen haben einen Ausbildungsplatz gefunden. Weitere 30 vom Clean Projekt betreute Kinder beziehungsweise Jugendliche haben die Klasse geschafft, einige konnten weiterführende Schulen besuchen, sechs von ihnen haben es sogar aufs Gymnasium geschafft.

Mit seinen "passgenauen" Angeboten für junge Flüchtlinge, Asylbewerber oder auch armutsgefährdete Jugendliche nehme das Clean Projekt "in hervorragender Weise eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahr", begründet Joachim Unterländer seinen Einsatz für eine angemessene finanzielle Unterstützung. Anne Weiß, die 76-jährige Seele des Clean Projekts, ist für ihr nimmermüdes Engagement vor einigen Wochen mit der Bayerischen Verfassungsmedaille in Silber ausgezeichnet worden.

© SZ vom 31.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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