Neuhausen:Wertvolle Sammlung

Lesezeit: 2 min

In 7400 Neuhauser Haushalten startet der Abfallwirtschaftsbetrieb im Juli ein einjähriges Pilotprojekt, um mehr Biomüll zu gewinnen

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Die Münchner bestücken ihre braune Tonne fleißig: Etwa 42 000 Tonnen Bioabfall kamen im vergangenen Jahr in der Stadt zusammen. Nach Ansicht des Abfallwirtschaftsbetriebes München (AWM) ist das noch deutlich steigerungsfähig, auch jene 30 Prozent organische Abfälle, die sich nach wie vor in der Restmülltonne finden, sollen am richtigen Ort landen. In 7400 Haushalten in Neuhausen startet der AWM deshalb im Juli ein einjähriges Pilotprojekt. Sollte die Kampagne Erfolg zeigen, werde sie sukzessive auf die ganze Stadt ausgeweitet, kündigt Kommunalreferent Axel Markwardt an: "Ziel ist, die Biomüllmenge pro Kopf und pro Jahr von 30 auf 50 Kilo zu steigern." Die Recyclingquote von 53 bis 54 Prozent insgesamt, mit der München im bundesweiten Vergleich "schon sehr gut da steht", soll auf 65 Prozent wachsen.

Da in Gebieten mit Einfamilienhäusern schon allein wegen des vielen Grünguts aus den Gärten die Biomülltonnen meist randvoll sind, setzt der Versuch in Neuhausen in einem Gebiet mit Geschosswohnungsbau an: zwischen Landshuter Allee/Rotkreuzplatz, Wendl-Dietrich-Straße, Renatastraße und Arnulfstraße sowie zwischen Schäringer- und Safferlingstraße. Dort bringen es die Anwohner bislang nur auf zwölf Kilo Bioabfall im Jahr - da nach Leerung der Tonnen immer wieder gewogen wird, kann der AWM dies so exakt beziffern. Die unterdurchschnittliche Menge erklärt sich Helmut Schmidt, zweiter Werksleiter beim AWM, mit verschiedenen Gründen: Seien es die vielen Zuzügler nach München, auch aus anderen Kulturen, die das Wertstoffsystem nicht so recht durchblicken, sei es eine gewisse Müdigkeit beim Sammeln und Trennen - immerhin ist die flächendeckende Einführung des Drei-Tonnen-Systems in München schon 17 Jahre her - , sei es ein "gewisser Ekelfaktor" beim Biomüll. Die 7400 Haushalte bekommen in den nächsten Tagen zusätzlich zum Informationsmaterial neue Behälter, entweder kleine Plastikeimer oder "Vorsortier"-Gittergefäße, für den Biomüll in der Küche, dazu Tüten aus Papier oder kompostierbarem Kunststoff.

Das Konglomerat aus Salatblättern, Kaffeefiltern, Eierschalen oder Teebeuteln kann also künftig gut verpackt in die Tonne geworfen werden. Das verringert den Gestank "und macht es für Bürger wie auch Müllmänner etwas angenehmer", sagt Helmut Schmidt. Ein Teil der Versuchshaushalte bekommt außerdem eine neue Biomülltonne, in deren Deckel ein Filter eingebaut ist - ein Substrat, das ebenfalls unangenehme Gerüche bindet. Diese Tonnen mit Filter werden im Zweiwochen-Turnus geleert, die anderen wöchentlich. Für das Versuchsgebiet, unterstreicht Axel Markwardt, gelte nicht die Regel: "Bis zum Teller, aber nicht nach dem Teller". Will heißen: Dort dürfen auch Essensreste aus Töpfen und Tellern in den Biomüll.

Überschrieben haben Münchens Abfallverwerter ihre Kampagne mit dem Slogan "Neuhausens wertvollste Sammlung". Bioabfall nämlich wird in der Trockenfermentierungsanlage in Freimann vergärt. Mit dem daraus gewonnen Biogas können 1600 Haushalte ein Jahr lang mit Energie versorgt werden, zudem werden 1660 Tonnen CO₂ gespart. Aus den Vergärungsresten wird Kompost oder "Münchner Premium Blumenerde" gemacht, die bislang an sechs Stellen in der Stadt verkauft wird - zum Beispiel am großen Wertstoffhof an der Mühlangerstraße. Der perfekte ökologische Kreislauf.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: