Neuhausen:Nächste Haltestelle: Institut für Zeitgeschichte

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Die renommierte Forschungseinrichtung will eine Umbenennung des Halts vor ihrer Tür - die MVG lehnt das ab

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Die Haltestelle der Tramlinie 12 und der Buslinie 53 direkt vor dem Institut für Zeitgeschichte sollte nach der Einrichtung benannt sein. Das hat das Institut angeregt. Dessen stellvertretender Direktor, Professor Magnus Brechtken, sieht darin auch eine plakative Würdigung der Bedeutung des Instituts. Nach dem Zweiten Weltkrieg als erste deutsche Einrichtung zur Erforschung der nationalsozialistischen Diktatur gegründet, gelte es "weltweit als eine der ersten Adressen" auf diesem Gebiet. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hält jedoch am bisherigen Namen der Haltestelle - "Fasaneriestraße" - fest.

Alljährlich benutzen mehrere tausend Wissenschaftler die Bibliothek und das Archiv des 1949 gegründeten, international renommierten Forschungsinstituts an der Leonrodstraße 46, Ecke Fasaneriestraße. Internationale Konferenzen, Buchpräsentationen, Lehrveranstaltungen der Universität und Doktorandenseminare finden dort statt. Bei zahlreichen Veranstaltungen hat das Institut nach eigenem Bekunden die Rückmeldung bekommen, der Weg sei nicht leicht zu finden für den, der mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt. Dies sei nicht nur von Besuchern aus dem Ausland oder aus Deutschland beklagt worden, sondern sogar von Münchner Studenten, die zum ersten Mal dorthin fuhren. Eine Haltestelle namens "Institut für Zeitgeschichte" wäre also hilfreich.

Die besondere Bedeutung des Instituts sei "sicherlich unstrittig", hält die MVG dem entgegen - kompliziert zu finden sei es jedoch nicht. Der Anfahrtsweg sei leicht zu ermitteln, wenn man in die Verbindungsauskunft von MVG oder MVV "Fasaneriestraße" oder die genaue Adresse, Leonrodstraße 46, eingebe. Grundsätzlich steht die MVG der Umbenennung von Haltestellen zurückhaltend gegenüber: Einrichtungen können wegziehen, Straßennamen bleiben in der Regel. Zudem erfordere eine Umbenennung einiges an Aufwand und Kosten, für die Änderung der Schilder an der Haltestelle selbst, für die Linien- und Netzpläne in Tram und Bussen, für die Minifahrpläne sowie den großen Linienplan, der in den U-Bahnhöfen aushängt. Auch könnten viele elektronische Anzeigen nur maximal 16 Zeichen anzeigen. Mit 27 Zeichen sei das Institut für Zeitgeschichte also zu lang, es müsste abgekürzt werden in "Inst.Zeitgesch." oder ähnliches - nicht sonderlich verständlich.

Im Bezirksausschuss (BA) Neuhausen, der den Wunsch des Instituts unterstützt hat, ist man verschnupft über die Absage. Das Gremium weist daraufhin, dass in der Vergangenheit sehr wohl Haltestellen umbenannt wurden, zum Beispiel in "Goetheinstitut" oder "Hochschule München", vormals "Lothstraße", beide an der Tramlinie 20/21 gelegen, nicht weit entfernt vom Institut für Zeitgeschichte. "Hochschule München" hat übrigens 17 Zeichen - Ausnahmen sind also möglich. Um Ortsfremden die Anfahrt zu erleichtern, machte der BA einen letzten "Vorschlag zur Güte", wie es Otmar Petz (SPD) nannte: Zumindest die Durchsagen in Bus und Straßenbahn sollen künftig "Fasaneriestraße/Institut für Zeitgeschichte" lauten. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft will zudem die MVG bitten, das Institut als sogenannten wichtigen Punkt in die Fahrplanauskunft aufzunehmen.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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