Neuhausen:Ein Haus der Begegnung

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Nach jahrelangem Streit zwischen Stadt und Anwohnern steht jetzt das Konzept für das Kulturzentrum "Neuhauser Trafo". Träger ist der Verein für Stadtteilkultur Neuhausen-Nymphenburg

Von Andrea Schlaier, Neuhausen

Es soll der kulturelle Mittelpunkt für den Stadtbezirk werden - endlich. Kunstschaffende und -interessierte aus der Gegend gehen im sogenannten Trafo 2 künftig ein und aus, vor allem aber auch Menschen, die das Zusammenleben im Quartier aktiv mitgestalten wollen. Ausstellungen finden statt, Vorträge, Workshops und Beratungsangebote. Nachdem die Jahre währenden juristischen Auseinandersetzungen zwischen der Stadt als Bauherrin und den klagenden Anwohnern beigelegt sind, ebnet man im Viertel nunmehr dem künftigen Leben im neuen Stadtteilkulturzentrum an der Ecke Aldringen- und Nymphenburger Straße den Boden. Träger ist der Verein für Stadtteilkultur Neuhausen-Nymphenburg, der zusammen mit dem Kulturreferat ein Betriebskonzept für den "Neuhauser Trafo" erarbeitet hat. Noch vor der Sommerpause soll der Stadtrat sein Plazet geben.

"Das soll jetzt alles schnell gehen", sagt Anna Hanusch (Grüne), Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA) Neuhausen-Nymphenburg, "damit nicht nur das Haus fertig ist, sondern auch der Betrieb anlaufen kann". Die Einrichtung mit Kultur- und Bürgersaal samt Nebenräumen für Vereine und Bands geht voraussichtlich zur Jahreswende 2017/2018 an den Start. Leo Agerer (CSU), Vorsitzender des Kultur-Ressorts, gibt in der Sitzung des Gremiums auch gleich die Stoßrichtung der gesamten Stadtviertelpolitik vor: "Wir haben am Konzept nichts zu bemängeln". Und: "Der Kulturverein wünscht sich, dass sich der Bezirksausschuss an der Gestaltung beteiligt." Einige Kollegen-Hände gehen später nach oben, um die Bereitschaft zur konzeptionellen Mitarbeit anzumelden.

Der Neuhauser Trafo - auf dem Gelände stand früher ein Trafo-Häuschen - ist Eigentum der Stadt München und wird mit einem jährlichen Zuschuss vom Kulturreferat gefördert; über die Höhe entscheidet jeweils der Stadtrat. Die Institution wird vom Trägerverein verwaltet und verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke. "Nutzungszweck" so steht es im Betriebskonzept, sind die "Förderung der Stadtteilentwicklung durch Wissensvermittlung und durch Anregung der Bevölkerung zur Mitarbeit, weiterhin die Förderung der konstruktiven Zusammenarbeit in der Bewohnerschaft zwischen kulturellen und sozialen Institutionen vor Ort, mit Bildungseinrichtungen und mit der Stadt München". Kurzum: ein Haus der Begegnung. Darüber hinaus beabsichtigt man, unter dem Dach ein Forum für Amateur- und Profikünstler aus dem Stadtgebiet zu etablieren.

Die Betriebszeiten legt der Verein fest, ein sensibles Thema. Mit den Anwohnern hat sich die Stadt inzwischen geeinigt, dass die Zahl der sogenannten seltenen Ereignisse, also Veranstaltungen, die über den normalen Lärmwerten liegen und die ganze Nacht über dauern dürfen, stark beschränkt bleiben. Außerdem sollen die Zuschauer nach Veranstaltungsschluss am Abend nicht durch den Innenhof der Aldringenstraße den Heimweg antreten, sondern über die Nymphenburger Straße.

Geglättet haben sich zwischenzeitlich nicht nur die Wogen zwischen Bauherrin und Bürgern nebenan. Auch die Fehde zwischen dem Trägerverein, dem die ehemalige BA-Vorsitzende Ingeborg Staudenmeyer (SPD) vorsteht, und dem Stadtteilgremium selbst, scheint beigelegt. Es ging um das Mitspracherecht der Politiker im Viertel bei der Planung und die konzeptionelle Ausgestaltung des Kulturhauses.

Der Verein Stadtteilkultur, 2007 im Hinblick auf den künftigen Kultur-Treff gegründet und vom Stadtrat so gewünscht, hat seit seinem Bestehen gezeigt, dass er es versteht, die Neuhauser und Nymphenburger zu unterhalten. Er gestaltet unter anderem das Programm im kleinen Kulturpavillon am Romanplatz und die Neuhauser Musiknacht. Für Tausende waren diese Abende in den vergangenen Jahren der polyfone Mittelpunkt - nicht nur des Viertels.

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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