Neuhausen:Dienstags rollen die Chivitos an

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Den Kleinen schmeckt's: Jeden Dienstag rollt Essen auf den Rainer-Werner-Fassbinder-Platz. (Foto: Robert Haas)

Das Kommunalreferat startet auf dem Rainer-Werner-Fassbinder-Platz im Arnulfpark einen Test mit "Food Trucks"

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Im Halbrund - für eine richtige Wagenburg sind sie noch zu wenige - haben sich ein gelbes, ein grünes, ein beigefarbenes und ein dunkelgraues Gefährt auf dem Rainer-Werner-Fassbinder-Platz gruppiert. Früher hätte man sie schlicht Imbisswagen genannt, denn hier wird Essen verkauft. Heute heißt das Food Trucks. Und über die Theke gehen nicht einfach Currywurst oder Pommes frites, sondern Kartoffelpüree mit Toppings wie Blaukraut, Apfelmus oder Sour Cream, Couscous- oder Süßkartoffelsalat, Paninos mit Pesto und gebratener Paprika oder "Chivitos" - Brötchen mit Fleisch aus Uruguay, karamellisierten Zwiebeln und Gaucho-Pfeffer.

Streetfood mit Pfiff - ein Trend, der aus den USA stammt - kommt an in München, bei jüngeren wie älteren Menschen. Das haben diverse Streetfood-Märkte in der Stadt im vergangenen Jahr gezeigt, die regelrecht überrollt wurden vom Besucherandrang. Deshalb haben die Markthallen München nun im Arnulfpark ein Pilotprojekt gestartet: Seit einigen Wochen rollen jeden Dienstag die Food Trucks an. "Wir probieren das hier mal", sagt Antje Jörg vom Kommunalreferat, das für die Markthallen zuständig ist.

Wert legen die Markthallen vor allem darauf, dass bei diesem Test regionale Produkte von guter Qualität angeboten werden. Ende Oktober soll gemeinsam mit den Essenverkäufern Bilanz gezogen werden. Fällt sie positiv aus, soll der Food-Truck-Markt das ganze Jahr hindurch stattfinden und kann auch noch vergrößert werden. Auch über eine Ausweitung auf andere Plätze in der Stadt werde dann nachgedacht, so Jörg.

Für die vielen Beschäftigten rundherum ist der Markt ganz sicher eine Bereicherung. Wer keine Kantine im Unternehmen hat, konnte bisher in der Mittagspause nur wählen zwischen einer Filiale der Kette "Dean und David" direkt am Platz, einer Döner-Bude unter der Donnersbergerbrücke und einem Supermarkt. Das mexikanische Lokal neben der Freiheiz-Halle öffnet erst abends, und zu den Cafés im Zentralen Busbahnhof an der Hackerbrücke ist es ein Stück weit zu laufen.

Angesichts dieser Ausgangslage ist es kein Wunder, dass die Resonanz auf das neue Angebot ganz zufriedenstellend ausgefallen ist - obwohl der Markt mitten in der Urlaubszeit startete, erzählt Martina Regendantz von "Caesar's Panino". "Viele Kunden sind schon Wiederholungstäter, und der Standort, umgeben von Firmen, ist perfekt."

Auch wenn als Öffnungszeit 11 bis 16 Uhr angegeben ist, konzentriert sich das Geschäft auf zwei Stunden am Mittag. Nach 14 Uhr lässt der Zulauf der Büromenschen, die für Essen auf die Hand zwischen fünf und neun Euro hinlegen, spürbar nach, hat Georgine Tirpitz von "Hot Frogs" festgestellt.

Möglicherweise ließen auch die hohen Temperaturen der vergangenen Wochen die Kunden davoneilen, kaum dass der letzte Bissen hinuntergeschluckt war. Der Rainer-Werner-Fassbinder-Platz ist völlig schattenlos, die Sonne heizt die Betonplatten gnadenlos auf. Sonnenschirme wären eine Wohltat - "aber wenn wir Schirme oder auch Stühle aufstellen, müssen wir 19 statt sieben Prozent Mehrwertsteuer bezahlen", bedauert Peter Thalhauser, einer der mobilen Essenverkäufer.

Den Freitags-Markt am Platz mit dem Bodendenkmal für den verstorbenen Filmregisseur sollen die Food Trucks nicht ersetzen, versichert Antje Jörg. Der war Ende 2012 in dem Neubaugebiet eröffnet worden, zunächst als Bauernmarkt mit selbst erzeugten Produkten. Weil das nicht genügend Kunden anzog, schrieben die Markthallen den Standort nach einem Dreivierteljahr als Wochenmarkt aus, auf dem auch Imbissbuden oder Hendlbrater zugelassen sind. Dass dieses Konzept neue, auch andere Kunden anzieht, zeigt sich jetzt auch dienstags.

© SZ vom 15.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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