Nahverkehr:Die MVG-Fahrer wollen höhere Löhne

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"Nicht einsteigen", steht auf dem Bus, das hätte auch wenig Sinn ergeben. Denn die Busfahrer streikten im Betriebshof an der Einsteinstraße. (Foto: Robert Haas)

120 Busse bleiben in den Depots, weil die Beschäftigten für mehr Geld und andere Verbesserungen streiken. Die Auswirkungen halten sich aber in Grenzen

Von Lisa Settari

Am Eingang des Bus-Betriebshofs in der Einsteinstraße lächelt ein Busfahrer von einem Plakat, mit dem die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) für neues Personal und Auszubildende wirbt. Am Dienstagmorgen klebte neben dem freundlichen Gesicht ein kleineres Poster, das über den Streik informierte, zu dem die Gewerkschaft Verdi die von der MVG beschäftigten Busfahrer aufgefordert hatte.

Gestreikt wurde für Lohnerhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen. Zwischen vier und zehn Uhr morgens blieben etwa ein Fünftel der Münchner Busse, das sind rund 120, in den Garagen. Zum Streiken aufgerufen waren alle MVG-Busfahrer, von denen die meisten Mitglieder von Verdi sind. Ausdrücklich nicht aufgefordert waren die sogenannten Alt-Fahrer, die noch bei der Stadtwerke-Muttergesellschaft angestellt sind, oder die Busfahrer der Kooperationspartner der MVG.

In Kombination mit der relativ kurzen Streikdauer wollte Verdi die Nerven der Fahrgäste so nicht allzu sehr strapazieren. Zurzeit arbeiten die von der MVG beschäftigten Bus-, Tram-und U-Bahnfahrer 38,5 Wochenstunden für ein Bruttogehalt von 2280 Euro. Dazu kommen verschiedene Zulagen zum Beispiel für Nachtschichten. Damit, so Verdi, sei jedoch mit Verantwortung und Stress verbundene Arbeit der Busfahrer nicht ausreichend entlohnt - und zudem nicht an die Lebenskosten in München angepasst.

Verdi will nun 120 Euro mehr erkämpfen. Nach zwölf Monaten soll eine weitere Lohnerhöhung von fünf Prozent folgen. Dies brachte eine Gegenforderung von Seiten der MVG nach einer Erhöhung der Arbeitszeit ein, berichtet Gewerkschaftssekretär und Verhandlungsführer Franz Schütz.

Am 19. Juli findet bereits die dritte Verhandlungsrunde statt. Längere Arbeitszeiten kommen für Verdi nicht in Frage. "Wenn uns die MVG nach dem dritten Treffen nicht entgegenkommt, kann es in den nächsten Tagen zu weiteren Streiks der Busse, U-Bahnen und Trams kommen. Bislang haben wir einen Streik in der Größenordnung nicht für nötig gehalten, und schließlich wollen wir die Fahrgäste auch weitgehend schonen", so Schütz. Neben zu niedrigen Löhnen klagen die Busfahrer vor allem über unpraktische Schichteneinteilung, Stoßdienste und zu geringe Zuschläge. Auch beim Freizeitausgleich durch freie Tage sehen sich die Busfahrer benachteiligt.

In den Streikzentralen in den Bus-Betriebshöfen in der Einsteinstraße und in der Hans-Thonauer-Straße fanden sich ab sieben Uhr je rund siebzig Streikende ein. "Ich bin positiv überrascht", nickte Franz Schütz, als er über das Areal in der Einsteinstraße blickte. "Über 90 Prozent der Aufgerufenen streiken heute", fügte er hinzu.

Die MVG berichtete zur Mittagszeit von ungefähr siebzig Anrufen von Fahrgästen bezüglich Ausfällen und Verspätungen der Busse. Dabei habe es sich aber eher um Fragen nach Verbindungen gehandelt statt um verärgerte Beschwerden. Dank der Warnungen vor Beeinträchtigungen im Verkehr im Netz und an Haltestellen hätten sich viele Leute darauf einstellen können, so ein Sprecher der MVG. Auch bei der Polizei seien keine besonderen Probleme bekannt geworden, hieß es dort.

Das liegt offenbar vor allem daran, dass ein Großteil der MVG-Busse eben doch fuhr, so dass es vor allem im Zentrum keine größeren Verspätungen gab. "Anders ist das natürlich etwas außerhalb", so Schütz. "Dort kam es zu längeren Ausfällen, der längste mir bekannte betrug zwei Stunden."

© SZ vom 19.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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