Münchner Olympiabewerbung:Siemens-Chef trommelt für Winterspiele

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Premiere für Joe Kaeser: Er legt seine ersten Siemens-Zahlen als Konzernchef vor. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Joe Kaeser positioniert sich bemerkenswert eindeutig für die Münchner Olympia-Bewerbung. Viele Firmen trauen sich noch nicht so aus der Deckung wie der neue Vorstandschef von Siemens - aus Angst vor dem Bürgerentscheid am 10. November.

Von Ralf Scharnitzky

Es ist eine bemerkenswert deutliche Aussage. "Ich fände olympische Winterspiele für München und Bayern großartig. Wir sind weltoffene Gastgeber und stellen sicher beeindruckende Spiele auf die Beine", sagte der neue Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser am Mittwoch auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung.

Kaeser ist damit der erste Wirtschaftsboss, der sich derart eindeutig hinter eine Münchner Bewerbung für Winterspiele 2022 stellt - und das noch vor dem Bürgerentscheid. Bisher sind Wirtschaftsverbände und Unternehmen in München mit Stellungnahmen zu Olympia 2022 sehr zurückhaltend, eben wegen der anstehenden Abstimmung der Bürger am 10. November. Viele halten sich bedeckt, weil sie nicht riskieren wollen, auf der Seite der Verlierer zu stehen. Womöglich ändert sich das mit dem klaren Votum des Siemens-Chefs.

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:Die Bürger haben das Wort

Am 10. November stimmen die Bürger in allen Austragungsorten ab: Sagt nur eine Kommune Nein, reicht München keine Bewerbung für die Winterspiele 2022 ein. Die Gegner kritisieren, dass ihre Argumente verschwiegen werden - und haben noch mehr Einwände.

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Grundsätzlich befürwortet die Münchner Wirtschaft Winterspiele in der Landeshauptstadt und Oberbayern. Und wahrscheinlich denken die meisten Firmen das, was Kaeser so ausdrückt: "Die Menschen hier sind herzlich, gastfreundlich und sportbegeistert. Ob Olympia, Oktoberfest oder Champions League - München hat eine Siegermentalität und beherrscht Großereignisse." Aber da ist eben der Bürgerentscheid. Der bereitet vor allem den Verbänden Sorgen. Ein Grund: Beim Entscheid um die dritte Startbahn am Münchner Flughafen hatte sich Handwerkskammerpräsident Heinrich Traublinger vor der Abstimmung klar für die Ausweitung positioniert. Das führte zu großem Ärger nicht nur innerhalb der Kammer, weil die Befürworter des Projekts unterlagen.

Wenig öffentliche Bekenntnisse

In Sachen Winterspiele hat sich bisher lediglich die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) öffentlich dafür ausgesprochen - vor allem wohl auf Wunsch der Befürworter. Vize-Chef Peter Kammerer nahm an der Pressekonferenz der Fürsprecher teil und hob die Bedeutung der Spiele für München hervor. Doch das war es dann schon mit öffentlichen Bekenntnissen.

Intern laufen indes die Vorbereitungen für Aktionen, wenn München mit seinen Partnern tatsächlich antreten darf. So sind die Unternehmer in den potenziellen Austragungsorten München und Garmisch-Partenkirchen sowie in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land schon aufgefordert worden, bei den Bürgerentscheiden mit Ja zu stimmen. Der neue IHK-Präsident Eberhard Sasse sagte vergangene Woche auf dem Jahresempfang, also in geschlossener Gesellschaft: "Das Vorhaben braucht starke Fürsprecher in der Politik, in der Bevölkerung und auch in den Unternehmen." Auch das monatliche Mitglieder-Magazin wird sich Anfang November dem Thema widmen; mit einem "O ja!"-Kommentar - unter dem Motto "O ja!" werben die Befürworter auf Plakaten für die Spiele.

"Positive Wirkung"

Bedeckt halten sich Handwerkskammer (HWK) und die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (VBW). Der HWK-Vorstand hat zwar die Unterstützung beschlossen. Aber erst nach einem positiven Bürgerentscheid sollen Beschluss und geplante Aktionen bekannt gegeben werden. Die Kammer ist nach dem Ärger wegen des Vorpreschens in Sachen Flughafen vorsichtig. Auch die VBW unternimmt vorerst von sich aus nichts. Lediglich auf Anfrage nahm Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt zur möglichen Bewerbung Stellung und rief zu einem positiven Votum auf: "Olympische Spiele fördern die Umsetzung wichtiger Infrastrukturmaßnahmen, deren positive Wirkung für die Bürger weit über die Spiele hinaus reichen."

Auch weil sich die Wirtschaft bei dem Entscheid zur dritten Startbahn so bedeckt gehalten hatte, klagte Flughafen-Chef Michael Kerkloh nach dem Aus: "Als es darauf ankam, waren viele nicht da." Diesmal gilt das zumindest nicht für alle.

© SZ vom 24.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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