Münchner Innenstadt:Der Alte Peter hat seine Glocken wieder

Lesezeit: 2 min

  • Die sieben Tonnen schwere Jubiläumsglocke des Alten Peter ist in den Kirchturm zurückgekehrt. Die Glocke war Anfang April abtransportiert worden, weil sie einen Riss hatte und repariert werden sollte.
  • Mithilfe eines Autokrans wurde sie trotz starken Gewitters am späten Dienstagabend wie geplant in die Höhe gezogen und durch eine geöffnete Dachfläche in den nördlichen Turmschaft hinabgesenkt.
  • Nach Angaben des Erzbistums München und Freising wird sie voraussichtlich am 29. Juni erstmals wieder geläutet.

Von Birte Mensing

Die kleine und die große Kirchenglocke wirken Fehl am Platz, wie sie da auf dem LKW-Anhänger festgezurrt sind. Aus der Zeit gefallen scheinen sie im Gewusel auf dem Marienplatz. Eine junge Familie bleibt stehen: "Alte Sachen müssen irgendwann repariert werden", erklärt die Mutter ihrer kleinen Tochter.

Die beiden Glocken waren tatsächlich in der Reparatur. Vor vier Jahren entdeckte die Pfarrei St. Peter einen Riss an ihrer großen Jubiläumsglocke. Die Prinzregent-Luitpold-Stiftung hat sie der Kirche 1958 gestiftet, als die Stadt München 800 Jahre alt wurde. Sie läutet bald wieder sonntags um 18 Uhr zum Gedenken an Münchens Verstorbene und Kriegsopfer. Die kleine "Zwölferin", seit 1382 zuständig für das 12-Uhr-Läuten, hatte Dellen vom vielen Anschlagen, und musste auch ausgebessert werden.

Die Kur im Glockenschweißwerk in Nördlingen sieht man den beiden Glocken an. Wo geschweißt wurde, glänzen sie hell. Gegen 22 Uhr biegt der Lastwagen mit ihnen in den Rindermarkt ein und parkt vor Münchens ältester Pfarrkirche. Dort wartet schon ein leuchtend gelber Kranwagen. Mit Stützen zu jeder Seite wird er stabilisiert und reckt sich langsam in die Höhe. Derweil lösen die Mitarbeiter der Transportfirma schon einmal die Gurte, mit denen die Glocken festgebunden sind.

München
:So kehrte die Jubiläumsglocke in den Alten Peter zurück

Trotz starken Gewitters wurden die Jubiläumsglocke und eine zweite, kleinere Glocke am Dienstagabend in den Kirchturm gehoben.

Von Christina Rebhahn-Roither

"Im Turm wurde bis zum letzten Tag gearbeitet", sagt Andreas Hlawaczek, der als Architekt das Projekt leitet. Schon im Februar begannen die Umbauarbeiten, damit die Glocken im April überhaupt ausgebaut werden konnten. Die Treppen im oberen Teil des Turmes können jetzt zur Seite geklappt werden, um die Glocken senkrecht im Inneren zu transportieren. Die Anpassungen und Reparatur kosten der Pfarrei und dem Erzbischöfliche Ordinariat knapp eine halbe Million Euro.

Architekt Hlawaczek trägt an diesem Abend Anzug, die Regenjacke hat er vorsorglich unterm Arm. "Der Petrus wird's schon richten", scherzt sein Kirchturmtechniker aus Österreich, Roland Maurer. Aber: "Wenn's Gewitter kommt, müssen wir Gas geben."

Mit dem Anheben der kleineren Glocke fallen die ersten Regentropfen. Fast anmutig schwebt die "Zwölferin" an den Metallketten nach oben. Als die 650 Kilogramm schwere Glocke vor der Öffnung im Dachstuhl schwebt, blitzt es am Nachthimmel. "Der Kran hat einen Blitzableiter. Wenn, dann haben wir gleich ein Problem", sagt Maurer und arbeitet schnell weiter. Jetzt kommt die Jubiläumsglocke - so groß wie ein Kleinwagen, sieben Tonnen schwer. Sie ist mit unscheinbar aussehenden Nylonseilen an den drei Metallketten befestigt, als der Kran sie senkrecht nach oben zieht.

Der Glockensachverständige der Erzdiözese hat den Klang in der Werkstatt schon getestet. "Die Fachleute sind zufrieden", sagt Hlawaczek. Die zweite Probe erfolgt an diesem Abend schwebend vor der Öffnung im Dach, in 38 Metern Höhe. Dreimal tönt das "F Null" von Münchens tontiefster Glocke.

Die Öffnung im Dachstuhl ist gerade groß genug für die Glocke. Kirchturmtechniker Maurer lenkt den Kranführer über ein Funkgerät und hilft per Hand nach. "Stop!", ruft Maurer immer wieder. Dann ruft er dem Kranfahrer durch das Gerät zu: "Auf! Du bist frei." Die große Glocke ist sicher über der kleinen im Turmschaft abgestellt. Im mittlerweile strömenden Regen klettert Maurer aus der Öffnung und schließt die Abdeckung am Dach um kurz vor Mitternacht.

"Ob alles passt wissen wir erst, wenn die Glocken richtig hängen", sagt Architekt Hlawaczek. Davor müssen er und sein Team in den nächsten Tagen die Glocken im Turm hochziehen, ins Joch einhängen, justieren, das Läutwerk einstellen. Zum Patrozinium, dem Fest zu Ehren der Heiligen Peter und Paul am 29. Juni werden die acht Glocken im Geläut von St. Peter dann wieder gemeinsam läuten.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Alter Peter
:Jubiläumsglocke muss repariert werden

Weil die Jubiläumsglocke im Alten Peter gerissen ist, muss sie ausgebaut werden. Ihr Abtransport wird sehr kompliziert.

Von Julia Haas

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: