Wirtshaus in Bogenhausen:Nachbarn retten das Grüntal

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Es wurde gut gesammelt: Fast acht Millionen Euro Spenden aus der Bogenhausener Nachbarschaft retten das Traditions-Gasthaus im Grüntal. Nun werden neue Pächter gesucht.

Ekkehard Müller-Jentsch

Der Begriff vom "gut bürgerlichen" Gasthaus bekommt eine ganz neue Bedeutung, denn in Bogenhausen legen sich Bürger gerade ihr eigenes Gasthaus zu. Zur Rettung der Traditionswirtschaft Grüntal, die der Schriftsteller Sigi Sommer mal den "Rolls Royce unter den Münchner Biergärten" nannte, haben mittlerweile an die 200 Nachbarn ihr Geld zusammengelegt. Und es wird weiter gesammelt - aber vor allem auch Ausschau nach dem passenden Wirtsehepaar gehalten.

Das "Wirtshaus im Grüntal" am Münchner Herzogpark ist gerettet. Mehrere Millionen Spenden kamen zusammen. Nun werden neue Pächter gesucht. (Foto: Stephan Rumpf)

Bogenhausen ist, das zeigt sich in diesem Fall deutlich, ein recht wohlhabender Stadtteil. Immerhin liegen für die Rettung des Grüntals bereits feste Zusagen von mehr als rund vier Millionen Euro vor. Wobei allein drei Millionen von zwölf Nachbarn kommen - man lässt sich "seinen Biergarten" eben etwas kosten.

Doch das "Grüntal-Team" Christian Stark, Thomas Schrade und Rolf Rossius kann sich noch nicht der allgemeinen Feiertagsruhe hingeben: Acht Millionen Euro müssen eingesammelt werden, um die Zukunft des Lokals zu sichern. Wie ein sagenhafter Mäzen mag ihnen da ein weiterer Geldgeber erschienen sein, der kürzlich gleich "mehrere Millionen" in Aussicht gestellt hat - aber derzeit noch anonym bleiben möchte.

Trotzdem sind weiter dringend Geldgeber auch für kleinere Summen gefragt, betont Rossius. "Alle Freunde des Grüntals müssen jetzt Farbe bekennen." Die fest zugesagten Beträge sollten bis Mitte Januar überwiesen werden. Die dann noch fehlende Restsumme werde bei Bedarf über eine bayerische Großbank finanziert, mit der man bereits die "sehr günstigen Konditionen" bespreche. Zu diesem Zweck habe man bereits die Grüntal Verwaltungs GmbH gegründet.

"Da wir also durchaus zuversichtlich sein können, dass es klappt, hängt nun alles von der Pächtersuche ab", sagt Rolf Rossius. Am liebsten hätte man ein erfahrenes Wirte-Ehepaar, das dem Grüntal wieder ein Gesicht gibt. "Bayerische-mediterrane Küche wäre der Lieblingswunsch der Geldgeber." Die Paulanerbrauerei unterstütze das Grüntal-Team fachmännisch bei der Ausschreibung.

Die Grundidee ist, das Lokal in der heutigen Form mit seinen rund 220 Sitzplätzen in seinen historisch gewachsenen Räumen zu erhalten. "Die authentisch bayerische Gemütlichkeit muss bewahrt werden", betonen die Investoren. Das Kreisverwaltungsreferat habe allerdings schon einige Auflagen angekündigt, die zur Neueröffnung im Frühjahr umgesetzt sein müssen.

Ende 2010 gibt der bisherige Betreiber, die Kuffler-Gruppe, das Lokal auf. "Es wäre also gut, wenn im Einvernehmen mit einem neuen Pächter schon im Februar und März mit Umbau und Renovierung begonnen werden könnte", sagt Rossius. Das Wirtshaus soll auf jeden Fall für alle Bürger erschwinglich bleiben, wünschen sich die Investoren. Keinesfalls wollen sie eine "fremdländische Küche, die sich nicht mit dem Stil des Gasthauses verträgt".

Es soll neben gehobenem Festtagsessen auch einfache Gerichte von der Brotzeit bis zur Kalbshaxn geben. Vor allem die Jüngeren unter den Anlegern haben ein "grünes" Anliegen: Möglichst ökologisch und aus der Region sollen die Zutaten sein, ihnen schweben Konzepte à la Herrmansdorfer oder "Grüner Baum" vor. Die Preisgestaltung solle "mittel bis gehoben, aber niedriger als bisher" sein

Die Betreiber lassen jedenfalls all ihre Kontakte spielen. "Wir bemühen uns gerade sehr um große Firmen, die Veranstaltungen im Grüntal machen", sagt Rossius. Eine große deutsche Bank und mehrere Dax-Konzerne hätten bereits zugesagt, wichtige Veranstaltungen ins Traditionslokal zu verlegen, was auf einen Schlag jedes Mal fünfstellige Umsätze bringen könnte. "Und wir sprechen gerade in München und dem Umland Prominente aus dem Medien- und Sportbereich an, damit sie sich mit uns für das Grüntal einsetzen."

© SZ vom 31.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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