Englischer Garten:Der Traum von der Wiedervereinigung

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Der Plan klingt nahezu perfekt: Mit einem Tunnel könnte der Englische Garten zum durchgehenden Park werden, für viele Münchner wäre das ein Traum. Ein Problem gibt es allerdings noch - und das hat mit Geld zu tun.

Alfred Dürr

Bisher war es nur ein kühner Traum, nun liegt ein solider Plan vor: Für 59 Millionen Euro könnte ein 375 Meter langer Tunnel unter dem Englischen Garten gebaut werden. Er würde die seit den 60er Jahren durch den Mittleren Ring getrennten Parkhälften wieder vereinen und der Anlage ihre ursprüngliche Gestalt geben.

So könnte es aussehen: Ein Tunnel unter dem Englischen Garten, der Park wiedervereint mit viel Platz für neue Erholungsflächen. (Foto: N/A)

Die vom Büro Obermeyer Bauen und Planen, von Ifuplan, dem Architekturbüro Grub und Lejeune sowie von den Landschaftsarchitekten Gottfried und Anton Hansjakob verfasste Machbarkeitsstudie listet detailliert auf, was technisch möglich ist und wie sich die Situation in unmittelbarer Nähe des Kleinhesseloher Sees verbessern würde: Die Autos könnten unter die Erde verschwinden, die Stauproblematik im Bereich der Ifflandstraße und der Dietlindenstraße werde deutlich entschärft.

An der Oberfläche könnten die Parkbesucher die neu gewonnenen Grün- und Erholungsflächen genießen. Vom Autoverkehr bekommt man laut der Studie durch bauliche Maßnahmen an den Ein- und Ausfahrten zum Tunnel (etwa Lärmschutzwände oder begrünte Hügel) kaum mehr etwas mit. Der Schwabinger Bach und der Oberjägermeisterbach fließen ungehindert durch die Landschaft. Zum Seehaus kommt man künftig mit dem Auto über den Tucherpark. Für die Baustelle und die Gestaltung der Oberfläche müsste eine Reihe von Bäumen gefällt werden. Dafür sollen neue gepflanzt werden, etwa auf der Tunneldecke.

Die Initiatoren des Projekts, die Schwabinger Architekten Hermann Grub und Petra Lejeune, haben die Ergebnisse der Planungsstudie in einer Ausstellung aufbereitet. Sie ist den Sommer über am Fuße des Chinesischen Turms im Englischen Garten zu besichtigen. Gefördert wurden die Studie und die Schautafeln von der Allianz Umweltstiftung mit 190.000 Euro.

Finanzminister Georg Fahrenschon, der Hausherr des Englischen Gartens, sieht in dieser Studie eine seriöse Grundlage für weitere Tunnel-Debatten. Besonders zu begrüßen sei das Engagement von Hermann Grub und Petra Lejeune, die mit Beharrlichkeit das Projekt vorangebracht hätten. Kein Wort verlor der Minister allerdings darüber, mit wie viel Geld sich der Freistaat am Tunnel beteiligen könnte.

Auch SPD-Stadträtin Claudia Tausend, Planungssprecherin ihrer Fraktion, hält sich mit Zusagen finanzieller Art zurück. Man habe größte Sympathie für dieses spannende Projekt, sagt sie. Bislang sei der Schwerpunkt eher auf der Gartenarchitektur gelegen, nun zeige sich auch, wie sich die Verkehrssituation verbessern lasse. Das sei eine wichtige Voraussetzung für weitere Förderungen.

Andere Straßenbaumaßnahmen stünden jedoch in Konkurrenz zum Parktunnel - etwa geplante Ringunterführungen an der Landshuter Allee oder der Tegernseer Landstraße. Auch im Münchner Norden seien kräftige Investitionen in den Straßenausbau nötig. Im Spätherbst soll festgelegt werden, welche Projekte Vorrang hätten.

Sowohl der Freistaat als auch die Stadt setzen beim Parktunnel weiter auf privates Engagement. Geld von großen Unternehmen allein wird aber nicht reichen. Deswegen appellierte der Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann, Werner Lederer-Piloty (SPD), eindringlich an die Politik: Ohne das eindeutige Ja zum Parktunnel bleibe dieser weiter nur eine Utopie.

© SZ vom 15.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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