München:Zwiesprache

Gertrude Stein posiert im April 1935 vor der amerikanischen Flagge. Allerdings lebte die in den USA geborene Dichterin jahrzehntelang in Paris. (Foto: privat)

Swantje Lichtenstein über Gertrude Stein

Von Stefanie Schwetz

Maxvorstadt - Für Gertrude Stein war die Kunst ein Lebensraum und die Sprache ein Experimentierfeld, in dem der eigene Bewusstseinsstrom eine Form fand. Zwischen Salonbetrieb und Textproduktion pflegte die 1946 in Paris gestorbene amerikanische Schriftstellerin einen avantgardistischen Lebensstil und eine Kunstsprache des Wesentlichen. Dabei fehlte es ihr nicht an Selbstbewusstsein. "Einstein war der schöpferische Geist der Philosophie des Jahrhunderts", soll sie einmal gesagt haben, "und ich war der schöpferische Geist der Literatur des Jahrhunderts". Wie erklärt nun eine zeitgenössische Lyrikerin mit literaturwissenschaftlichem Hintergrund das Wesen dieser besonderen Dichterin? Wie bringt sie dem Publikum deren Werk näher, lässt es an der eigenen Auseinandersetzung mit der Literatin teilhaben? Zu erleben ist dies an diesem Mittwoch, 7. Oktober, um 20 Uhr, wenn die Düsseldorfer Professorin für Literatur und ästhetische Praxis, Swantje Lichtenstein, in der Reihe "Zwiesprachen" im Lyrik-Kabinett, Amalienstraße 83a, Auskunft zu Gertrude Stein gibt. Lichtenstein selbst umkreist Steins Werk nicht mit theoretischen Begriffen, sondern mit ganz persönlichen Übersetzungen und eigenen poetischen Arbeiten. "Wenn Poesie (sich) keine Fragen stellt, ist sie bescheuert", schreibt sie in ihrem Gedicht "Die dumme Poesie". Wogegen Gertrude Stein, die, "indem sie immer wieder ansetzt und neu ansetzt und kein Wort unterlässt, sich aber reduziert auf die wichtigsten Worte" die wirklich wichtigen Momente des Daseins auf den Punkt zu bringen vermöge.

© SZ vom 06.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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