München:Warum die Stadt Tauben nicht mit Greifvögeln vertreiben will

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Den Tauben geht es in der Münchner Innenstadt zu gut. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Zu teuer sei der Einsatz eines Bussards und das Problem werde nur verlagert, sagt die Umweltreferentin. Viel wichtiger wäre, dass die Menschen ihr Verhalten ändern.

Von Günther Knoll

Einen flächendeckenden Einsatz von Greifvögeln gegen die Tauben in der Altstadt wird es nicht geben. Das geht aus einer Antwort von Stefanie Jacobs, der Münchner Umwelt- und Gesundheitsreferentin, auf eine Anfrage von CSU-Stadtrat Richard Quaas hervor. Der hatte auf Vergrämungsaktionen in der Hofstatt und am Stachus durch einen Wüstenbussard hingewiesen und wollte wissen, ob die Stadt nicht auch diese biologische Methode anwenden wolle. "Eine nachhaltige Bestandsregulierung der Stadttauben kann nach heutiger Beurteilung nur durch die Reduzierung des Nahrungsangebots erreicht werden", heißt es in der Antwort von Jacobs.

Tauben würden sich da ansiedeln, wo sie ausreichend Nist- und Nahrungsmöglichkeiten fänden, und das sei in der Altstadt der Fall, zumal sie dort nach wie vor gefüttert werden, so Jacobs. Derzeit gebe es keine "Taubenfütterungsverbotsverordnung", die alte sei Ende 2016 nach 20 Jahren ausgelaufen. Ein Neuerlass sei jedoch in Vorbereitung. Das Problem sei auch, dass die Fütterungsaktionen "meist verdeckt (etwa mit Hilfe von Taschen oder Mänteln mit verschließbaren Öffnungen) und im Schutz der Dunkelheit" erfolgten.

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Das Wüstenbussard-Weibchen Hillary hat seinen Einsatz in den Ladenpassagen aufgenommen. Nun müssen die Vögel nur noch begreifen, dass sie gejagt werden.

Von Günther Knoll

Die Stadt habe selbst schon am Viktualienmarkt schon den Einsatz eines Greifvogels ausprobiert. Die Tauben seien jeweils geflohen, wenn dieser vor Ort gewesen sei, und zurückgekommen, "sobald die Luft wieder rein war". Der Greifvogel müsse öfter, aber immer zu unterschiedlichen Zeiten fliegen, damit kein Gewöhnungseffekt eintrete. Deshalb sei er sehr kostenintensiv. Außerdem führe diese Vergrämung nur zu einer Verlagerung des Problems, ein Töten von Tauben sei nur "als letztes Mittel im begründeten Einzelfall zulässig und muss von veterinärbehördlicher Seite geprüft werden", schreibt die Referentin.

Ein nachhaltiger Erfolg der Greifvogelmethode sei nur "in einem begrenzten und geschlossenen und für Tauben nicht einsehbaren Areal, wie im Falle von z. B. Passagen" zu erwarten. Ein flächendeckender Einsatz bringe nichts, zumal flankierend Futterquellen und Nistplätze beseitigt werden müssten. "Den einfachen und preiswerten Weg" gebe es nicht in dieser Frage, resümiert Jacobs.

© SZ vom 21.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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