Innenstadt:Autofahren ist noch immer zu billig und zu bequem

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München will weniger Autos in der Innenstadt - darin ist sich der Stadtrat einig. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Der Stadtrat darf sich nicht scheuen, verkehrsberuhigte Zonen zu schaffen und Parkplätze zu streichen, um weniger Autos in die Innenstadt zu locken.

Kommentar von Andreas Schubert

An Samstagen geht es im Münchner Zentrum meistens zu, als gäbe es kein Morgen mehr. Zigtausende Menschen drängeln sich durch die Fußgängerzone, die U- und S-Bahnen sind voll. Trotzdem sind auch die Straßen hoffnungslos überfüllt. An Attraktivität scheint es der Innenstadt nicht zu mangeln: Die Menschen kommen noch immer in Massen, auch wenn sie vermutlich das meiste, das sie in ihren Einkaufstüten mit sich herumtragen, bequem hätten online bestellen können.

Dieser Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Zu viele Kunden fahren noch immer mit dem Auto ins Zentrum und nehmen dabei Staus in Kauf. Das mag daran liegen, dass viele Menschen, gerade die von außerhalb, keine Lust haben, sich auf "die Öffentlichen" zu verlassen. Dass stabilere und dichtere Takte dem Abhilfe schaffen können, steht außer Frage. Inzwischen ist schon viel passiert. Busse, Tram- und U-Bahnen fahren häufiger, die zweite S-Bahn-Stammstrecke wird gebaut, die U5 nach Pasing verlängert. Weitere Ausbauten von U-Bahn und Tram sind geplant, die Münchner Verkehrsgesellschaft denkt aktuell über eine neue Buslinie im Zentrum nach.

Aber ein besseres ÖPNV-Angebot allein wird nicht reichen, den Autoverkehr zu reduzieren. Autofahren ist immer noch viel zu billig und zu bequem. Das Zentrum sollte vornehmlich für Anwohner und Gewerbe mit dem Auto erreichbar sein. Der Stadtrat sollte sich deshalb nicht scheuen, verkehrsberuhigte Zonen zu schaffen und Parkplätze zu streichen respektive in Lieferzonen oder Behindertenstellplätze umzuwandeln. Wenn weniger Privatleute aus Bequemlichkeit mit dem Auto in die City fahren, wird erstens die Luft besser. Zweitens kommen auch die Busse der MVG und diejenigen, die wirklich nicht auf den eigenen Wagen verzichten können, endlich wieder zügiger voran.

© SZ vom 09.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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