München:"Unser Geheimnis lautet Harmonie"

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Adalbert Knott ist fast fünf Jahrzehnte lang Bogenhauser Bezirksausschuss-Mitglied. Nun will er sein Amt Jüngeren überlassen. Bei der nächsten Wahl mag er nicht mehr antreten. (Foto: Florian Peljak)

Die Stadt ehrt verdiente Lokalpolitiker - der dienstälteste engagiert sich seit 48 Jahren

Von Ellen Draxel, München

Man braucht, wenn man in der Lokalpolitik Erfolg haben will, "gute Nerven und Kollegen, die ebenso verbissen für eine Sache kämpfen wie man selbst". Sagt Adalbert Knott, CSU-Politiker in Bogenhausen. Er ist einer, der es wissen muss. Für einen dringend benötigten Supermarkt hat er an die 30 Jahre, für einen Bus bis zur Trabrennbahn in Daglfing 20 Jahre lang an die Entscheider "hingebettelt". Aktiv im Stadtteilgremium seines Viertels ist Knott nun schon seit 48 Jahren - und damit das dienstälteste Bezirksausschuss-Mitglied Münchens. Wie er das geschafft hat? "Die Liebe zu meiner Wohngegend hat mich so lange durchhalten lassen." An diesem Montag, 19. Februar, wird ihn und etliche andere langjährige Lokalpolitiker Bürgermeisterin Christine Strobl im kleinen Rathaussaal auszeichnen.

Zu den Ausdauerndsten zählen auch Ingrid Braunstorfinger, Oskar Haider und Hannelore Eichele. Nach Jahrzehnten gemeinsamen Sich-stark-Machens sind sie zum CSU-Dream-Team ihres Viertels zusammengewachsen. Auch sie bekommen an diesem Abend eine Schäffler-Figur für mehr als 42 Jahre ununterbrochen "verdienstvolle Tätigkeit" in einem Bezirksausschuss überreicht - Braunstorfinger und Haider sind heuer 44, Eichele 45 Jahre dabei. Das Bemerkenswerte an der Truppe: Alle drei sitzen in ein- und demselben Gremium, Schwabing-West.

"Unser Geheimnis lautet Harmonie", erklärt die seit sechs Amtsperioden amtierende Fraktionsvorsitzende Braunstorfinger die ungewöhnliche Häufung. Gemeint ist nicht die Harmonie innerhalb der Partei - Fraktionszwang gibt es im Westschwabinger Stadtteilgremium nicht. "Das wäre ja noch schöner", findet Eichele. Nein, Braunstorfinger denkt dabei an das "wirklich sehr gute Verhältnis zwischen allen Fraktionen". Eine Oppositionsrolle einzunehmen, fällt den Christsozialen in Schwabing-West jedenfalls nicht ein: "Uns ist es wichtig, gute Politik für die Menschen zu machen", sagt die Sprecherin. "Dafür brauchen wir uns nicht die Köpfe einzuschlagen oder uns gegenseitig ans Bein zu pinkeln, das wäre kontraproduktiv." Ziel der Westschwabinger ist es, möglichst einstimmige Voten zu erzielen. "Dann können wir gegenüber der Verwaltung ganz anders auftreten." Wie sehr man sich innerhalb des Gremiums schätzt, beweist die Tatsache, dass BA-Chef Walter Klein, ein Sozialdemokrat, für die Ehrung eigens den Termin der Vorstandssitzung verschoben hat. Auch, um im Rathaus selbst dabei sein zu können.

Ingrid Braunstorfinger hat sich als dreifache Mutter und fünffache Großmutter in all den Jahren vor allem für Familie und Soziales stark gemacht, Hannelore Eichele liegt das Wohl der Bäume am Herzen. Beide sind gebürtige Schwabingerinnen, hier getauft, aufgewachsen und "nie rausgekommen". Und Oskar Haider, der Vorsitzende des Unterausschusses Planen und Wohnen und stellvertretende Gremiums-Chef, dem es immer "Spaß gemacht hat, mit der Bevölkerung Probleme zu lösen", ist ein versierter Kenner der besonders in den Innenstadtbezirken so kritischen Wohnsituation. Er lebt im Viertel, seit er ein kleiner Junge ist.

Doch irgendwann müssen "auch mal die Jungen ran", findet Haider. Er und Adalbert Knott aus Bogenhausen haben sich bereits entschieden: Nach dieser Amtsperiode hören sie auf. Haider ist 79, Knott wird an diesem Dienstag 80.

© SZ vom 19.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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