München:Umstrittene Lösung

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Geduldsprobe: der Dauerstau vor dem Provisorium auf dem Isarring. (Foto: Robert Haas)

Eine zusätzliche Einfädelspur am Isarring soll den Dauerstau beheben - doch könnte dies das Tunnelprojekt gefährden

Von Stefan Mühleisen, München

Der Stau auf dem Isarring Richtung Nordwesten ist für Autofahrer ein scheinbar unendliches Ärgernis. Tag für Tag, Jahr um Jahr, kriechen hier zwischen Iffland- und Dietlindenstraße die Autokolonnen dahin. Seit Jahren regen sich die Menschen auf über dieses Provisorium, dieses Nadelöhr, den Dauerstau. Nun ist Besserung in Sicht, und zwar bald.

Schon am 10. November soll der Bauausschuss des Stadtrates den Weg für eine dritte Fahrspur zwischen Iffland- und Dietlindenstraße frei machen; diese soll eingefügt werden, um das reibungslose Ein- und Ausfädeln zu ermöglichen. Bereits im Februar 2016 sollen nach Vorstellung des Baureferats die Arbeiter anrücken und 26 Bäume fällen, um Platz zu machen für die "Verflechtungsspur", wie das Fahrbahnteilstück im Behördendeutsch heißt. Die Ampel - sie zeigt derzeit auf der linken Spur Dauergrün, rechts in Intervallen Rot - fällt dann weg. Die Kosten taxiert das Baureferat auf 5,6 Millionen Euro, Ende 2016 soll alles fertig sein.

Die Behörde hat die Projektvorbereitung im Eilverfahren durchgezogen. Der Grundsatzbeschluss für das Projekt fiel bereits im Frühjahr dieses Jahres: "Ziel ist eine schnellstmögliche Realisierung der Einfädelspur auf der Nordseite als Provisorium." Als "provisorisch" gilt diese Lösung deshalb, weil die neue Spur nur eine Breite von drei Metern hat, auch die bestehenden nördlichen Fahrspuren werden von 3,50 auf drei Meter verengt. Ziemlich eng für Lkw, weshalb für Laster Überholverbot gelten soll. Jedoch: Eben an dieser Stelle soll die Autoröhre zur "Wiedervereinigung des Englischen Gartens" entstehen. Derzeit läuft eine vertiefte Projekt-Prüfung, wobei die Finanzierung noch nicht geklärt ist. Die Kosten sind zuletzt auf 125 Millionen Euro veranschlagt worden; nicht eingerechnet sind dabei Fördermittel des Freistaates. Ob diese fließen, ist offen. Als sicher gilt: Das Geld fließt nur dann, wenn das Projekt als "förderfähig" eingestuft wird, also verkehrlicher Nutzen erkennbar ist. Der Freistaat könnte nun auf die Idee kommen, das erneute Provisorium "als politische Überlegung für eine dauerhafte Oberflächengestaltung" zu werten, wie Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) am Dienstag im Bezirksausschuss Schwabing-Freimann warnte. Auch Christian Amlong, SPD-Planungsexperte im Stadtrat, befürchtet das: "Es besteht das Risiko, dass die Förderfähigkeit nicht mehr gegeben ist." Dennoch steht die SPD nach seinen Worten hinter der Entscheidung für die Schmalspur-Lösung: "Die Situation ist nicht akzeptabel, es muss schnell etwas passieren." Ähnlich äußert sich sein Fachkollege von der CSU, Walter Zöller: "Es muss dringend eine Lösung her, das Geld ist vernünftig investiert."

Das sieht der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann völlig anders. In einem Beschluss vom Dienstag nennt es das Gremium "unverantwortlich, zuerst noch ein millionenschweres Provisorium zu bauen, wenn man gleich die endgültige und nachhaltige Lösung vorantreiben kann". Gemeint ist der Tunnel unter dem Englischen Garten, für den sich das Bürgergremium schon von Beginn an nachdrücklich einsetzt.

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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