München:Ohne jede Chance

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Autofahrer kennen die Verkehrsführung mit wechselnden Spuren und Tempo 60 oder Tempo 80 bereits von den Arbeiten im vergangenen Jahr. (Foto: Robert Haas)

Der Bezirksausschuss unterstützt die Forderung vieler lärmgeplagter Bewohner von Forstenried und Fürstenried nach Tempo 60 auf der Garmischer Autobahn. Doch die zuständige Behörde winkt ab

Von Jürgen Wolfram

ForstenriedSie haben das stete Rauschen vor ihrer Haustür gründlich satt: Zu den dringlichsten Forderungen vieler Bewohner von Forstenried und Fürstenried zählt seit Jahren, vor dem Lärm der Garmischer Autobahn (A 95) besser geschützt zu werden. Erst bei der jüngsten Bürgerversammlung für den Stadtbezirk 19 verlangten sie als "Mindestmaßnahme" eine Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit entlang der Wohnsiedlungen zwischen Kreuzhof und Stadtgrenze auf 60 Kilometer pro Stunde sowie die scharfe Überwachung dieses Tempolimits. Auf Antrag der CSU-Fraktion hat sich der Bezirksausschuss (BA) jetzt mehrheitlich hinter diese Forderung gestellt. Die Chancen für ihre Umsetzung sind jedoch gering, denn: Die Autobahndirektion Südbayern hat schon mal wissen lassen, dass der Empfehlung aus ihrer Sicht nicht entsprochen werden könne.

Die Autobahndirektion, zuständig für verkehrsrechtliche Anordnungen der erwünschten Art, weist in ihrer Stellungnahme auf einschlägige Richtwerte hin, die für eine Beschränkung von Höchstgeschwindigkeiten ausschlaggebend seien. So müsse der vom Straßenverkehr herrührende Lärm im Bereich eines reinen oder allgemeinen Wohngebietes tagsüber 70 dB(A) und nachts 60 dB(A) "in erheblichem Umfang" überschreiten. Generell sähen die Richtlinien eine Autobahntempo-Begrenzung auf 80 Kilometer pro Stunde in Ballungsräumen und 100 km/h außerhalb davon vor. Bei einer Überprüfung der Situation auf der A 95 im Münchner Stadtbereich hat die Autobahndirektion Südbayern festgestellt, dass die genannten Grenzwerte "nicht überschritten werden". Doch auch im gegenteiligen Fall wäre Tempo 60 aus Lärmschutzgründen nicht vorgesehen, schreibt die Behörde.

Zuvor schon hatte das städtische Referat für Gesundheit und Umwelt dem Bezirksausschuss klar gemacht, dass sein Beschluss in dieser Angelegenheit "gegenüber der Verwaltung lediglich empfehlenden Charakter" habe. Die ernüchternden Mitteilungen hinderten die Stadtteilvertreter nicht daran, die Lärmschutzwünsche der Bevölkerung aufzugreifen. "Auch wenn wir uns schon hundert Mal die Zähne ausgebissen haben und primär nicht zuständig sind, so ist es doch unsere Aufgabe, Empfehlungen der Bürgerversammlung zu behandeln", sagt Michael Kollatz (SPD). Man müsse die Diskussion um den Lärmschutz im Interesse der Forstenrieder und Fürstenrieder auch dann immer wieder "hochziehen", wenn sie nicht besonders aussichtsreich sei. Unerschütterlich machte sich ebenso CSU-Fraktionschef Reinhold Wirthl für Tempo 60 auf der A 95 im Stadtgebiet stark. Diese Regelung würde zusätzlich zum Lärmschutz "einiges an Sicherheit" bringen. Ähnliches gelte für zusätzliche Radarkontrollen, denn: Auch dort, wo 80 km/h erlaubt seien, werde ständig zu schnell gefahren und riskant überholt.

"Wir sind ein politisches Gremium, also können wir auch Lärmschutz fordern", konstatierte Juri Wostal (Grüne) und lobte die CSU. Wenn diese schon mal wirklich "näher am Menschen" sei, habe er dagegen nichts einzuwenden. Auf den Boden der Tatsachen holte schließlich der BA-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU) das von sich selbst berauschte Gremium zurück: "Wir sollten uns keinen Illusionen hingeben, Tempo 60 wird wohl nicht kommen."

© SZ vom 06.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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