München /Neubiberg:Vorsichtiger Optimismus

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Nach massiven Baumfällungen wächst in und um München die Hoffnung, den Laubholzbockkäfer besiegt zu haben

Wer die Neubiberger nach einem unliebsamen Gast in diesem Jahr fragt, der dürfte eine klare Antwort bekommen: der Asiatische Laubholzbockkäfer. Mit seinen Punkten und den langen Fühlern sieht er zwar ganz hübsch aus, aber der aus China eingeschleppte Krabbler ist verantwortlich dafür, dass in diesem Jahr mehr als 1000 Bäume und Sträucher in der Gemeinde gefällt werden mussten. Teilweise noch junge Gehölze, aber auch alte Bäume, etwa 80 Jahre alte Birken. Sie alle standen im 100-Meter-Umkreis um Fundorte und waren potenzielle Wirtsbäume. Und auch den Waldperlacher Gartenbesitzern wäre es sicher lieber, der Schädling wäre nicht in Oberbayern eingeschleppt worden. In 32 Gärten am östlichen Stadtrand wurden Ende August 140 Bäume gefällt. Im Oktober kam Entwarnung: Im Holz aus Waldperlach waren keine Käferlarve mehr entdeckt worden.

Auch in Neubiberg ist mittlerweile ein kleiner Lichtblick in Sicht, von Fällung zu Fällung wurden weniger Spuren des Käfers entdeckt. Waren an 60 von den 400 im Frühjahr gefällten Bäumen noch 22 lebende Larven, 2600 Eiablagen und 130 Ausbohrlöcher festgestellt worden, wurde bei der Fällung im September kein Merkmal des Käfers an den 180 entfernten Gehölzen mehr gefunden. Ebensowenig wurden bei der Überprüfung der Pheromonfallen im November weitere Spuren der Käfer festgestellt. "Aufgrund des konsequenten Vorgehens, wie es die Sachlage erfordert hatte, sind wir in Neubiberg auf einem guten Weg", sagt Peter Nawroth, der Gebietsbeauftragte der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).

Erfolg hin oder her. Der Widerstand gegen die radikalen Methoden war und ist groß. Vor der Fällung im Frühjahr starteten Mitglieder der Bürgerinitiative "Gegen Alb-Traum Neubiberg" eine Online-Petition und sammelten mehr als 2000 Unterschriften. Darin formulierten sie: Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) wird aufgefordert, vorsorgliche Fällungen zu stoppen und Geld für die Grundlagenforschung zu alternativen Bekämpfungsmethoden zur Verfügung zu stellen.

Es wurde jedoch weiter gefällt, weil laut LfL als wirksamste Methode zur Ausrottung des Käfers die Fällung gilt. Die EU verschärfte sogar die Vorgaben: Von Juli an mussten nicht mehr nur wie bisher acht Baumgattungen wie Ahorn und Birke im 100-Meter-Umkreis um einen Fundort gefällt werden. Damit war die Liste auf insgesamt 16 Baumarten erweitert worden.

Die LfL führte und führt weiter zahlreiche Präventivmaßnahmen durch. Baumkletterer untersuchten die Bäume, Pheromonfallen sollten mögliche Käfer anlocken, ein Baumkataster wurde erstellt und wird erweitert, Spürhunde sollten Spuren des Käfers erschnüffeln. Nächstes Jahr werden viele Bürger für die entfernten Gehölze Bäume nachpflanzen, die Präventivmaßnahmen gehen weiter. Ist die Gemeinde den unliebsamen Gast also los geworden? Barbara Linow vom Umweltamt in Neubiberg sieht es positiv: "Nach den Ergebnissen der letzten Fällung sind wir vorsichtig optimistisch."

© SZ vom 31.12.2015 / dabo, ust - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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