München:Mit den Händen reden

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Ins Gespräch vertieft: Auch Gebärdensprache will gelernt sein. (Foto: Büttner/dpa)

Stadtschulrätin Beatrix Zurek kündigt Gebärdensprache als Unterrichtsfach an Schulen an

Von Melanie Staudinger, München

Die deutsche Gebärdensprache soll bald an einer städtischen Schule als Fach angeboten werden. Das teilt Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD) auf einen Antrag der Grünen-Stadträte Gülseren Demirel, Jutta Koller, Sabine Krieger und Oswald Utz mit. Sie hatten angeregt, die visuelle Sprache für Nicht-Hörende und Schwerhörige als Wahlpflichtfach an kommunalen Schulen - dazu gehören Realschulen, Wirtschaftsschulen, Gymnasien und berufliche Schulen - einzuführen. Doch ganz so einfach gestaltet sich die Angelegenheit nicht, wie aus dem Schreiben des Bildungsreferates zu entnehmen ist. Eine Reihe von rechtlichen Hürden sind vorher zu nehmen.

Denn Gebärdensprache ist im Unterrichtskanon in Bayern eigentlich nicht vorgesehen. Daher müsste die Stadt eine Genehmigung beim Kultusministerium beantragen - für alle Schularten außer den Berufsschulen, die gezielt auf eine berufliche Laufbahn vorbereiten, sei dies auch möglich. Eine andere Option wäre, so Zurek, Gebärdensprache als freiwilligen Wahlunterricht anzubieten, über den die Schulleitungen entscheiden. Unabhängig davon aber, ob das Fach nun verpflichtend für alle Schüler oder als Wahlangebot kommen soll, müsse die Stadt zunächst die notwendigen Voraussetzungen schaffen.

So stünden derzeit nicht genügend städtische Lehrkräfte mit der entsprechenden Qualifikation zur Verfügung, die flächendeckend Gebärdensprache unterrichten könnten. Der Einsatz von Pädagogen bestehender privater oder vergleichbarer Anbieter sei nur möglich, wenn diese die Voraussetzungen der Lehramtsbefähigung besitzen. Dennoch will sich das Referat bemühen, ein Pilotprojekt zu starten, sobald die Erlaubnis vorliegt und Personal da ist.

Nach Angaben des Bildungsreferates leben in München 6720 Menschen, die taub sind - zum Teil mit Störungen der Sprachentwicklung oder der geistigen Entwicklung sowie schwerhörig kombiniert mit Gleichgewichtsstörungen. "Inklusion ist ein wichtiger Bestandteil der Schulentwicklung, und der Unterricht in deutscher Gebärdensprache dient der besseren Verständigung zwischen Hörenden und Gebärdenden", schreibt Stadtschulrätin Zurek.

Gebärdensprache als Fach an regulären Schulen ist in Bayern allerdings noch recht selten. So wird es zum Beispiel am Hans-Sachs-Gymnasium in Nürnberg angeboten, wie das Kultusministerium auf Nachfrage mitteilt.

© SZ vom 25.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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