München:Mit Blick in die Zukunft

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In diesem Jahr stellt der Stadtrat die Weichen für wichtige Entwicklungsprojekte und die Entspannung des Wohnungsmarktes in München

Von Alfred Dürr, München

Der Oberbürgermeister scheint den Nerv der Bürger getroffen zu haben. "Genug gebaggert!", forderte er, "in München sollen wieder Blumen blühen." Ein Grundmotiv seiner Stadtpolitik lautete: "Die Menschlichkeit kommt vor der Rendite." Die Zitate stammen von Alt-Oberbürgermeister Georg Kronawitter (SPD). Sie sind einige Jahrzehnte alt und waren eine Reaktion auf den Entwicklungssprung nach den Olympischen Spielen von 1972, auf die Modernisierungswellen und die vielen Großbaustellen. Kronawitters Schlagwort vom "Dampfkessel München" sorgte weit über die Stadtgrenzen hinaus für Aufmerksamkeit. Also, Deckel auf die hochkochende Boom-City, und alles wird gut?

Das Thema ist heute so aktuell wie damals. Nach Zahlen des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München ist die Bevölkerung der Region München von 2003 bis 2013 kontinuierlich gewachsen, auf einen Stand von rund 2,8 Millionen Menschen zum Jahresende 2013. Diese verteilen sich jeweils zur Hälfte auf die Landeshauptstadt München und das Umland. Die statistischen Kurven bei den Einwohnerzahlen steigen und steigen, eine Trendumkehr ist nicht in Sicht.

Das Wachstum stellt die Stadt und ihre Bürger vor Probleme: zu wenige Neubauwohnungen, zu volle Busse und Bahnen, fehlende Plätze in Kindertagesstätten und Schulen, Grün droht zu verschwinden, Wohnbau-Architektur wird Massenware. Auf der anderen Seite braucht die Stadt das Wachstum, um die Leistungen für die Bürger finanzieren zu können.

Nach Kronawitter kam Christian Ude (SPD), und auch er musste mit dem Thema Wachstum umgehen. Es sei nicht nur legitim, sondern unerlässlich, sagte Ude, die Entwicklungen auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt gemeinsam ins Visier zu nehmen und im Gleichgewicht zu halten. Einerseits müssten immer wieder die Jobs von morgen gesichert werden, andererseits dürften aber nicht zu viele Jobmaschinen den Wohnungsbedarf und die Mietprobleme explodieren lassen. Die beiden Märkte auszubalancieren sei eine ständige Aufgabe, die in jeder Entwicklungsphase der Stadt neu gelöst werden müsse.

Das ist ein politisches Ziel, das der heutige Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) vorbehaltlos unterstützt. Er will dabei verstärkt mit der Region zusammenarbeiten. Reiter betont den hohen Bedarf an zusätzlichem Wohnraum und einer zukunftsfähigen Verkehrs- und Sozialinfrastruktur. Die Flächen würden immer weniger. Die Herausforderungen für die Region könnten deshalb nur gemeinsam gelöst werden.

In diesem Jahr stellt der Stadtrat die Weichen für wichtige Entwicklungsprojekte und die Entspannung des Wohnungsmarktes in München. Im neuen Quartier Freiham sollen im ersten Wohnbau-Abschnitt nun 4000 Wohnungen realisiert werden. Dazu kommen ein Stadtteilzentrum mit Geschäften sowie ein Bildungscampus und ein Sportpark. Auf dem ehemaligen Eon-Gelände an der Boschetsrieder Straße in Obersendling geht es um ein neues Quartier mit 1100 Wohnungen. Letzte große Bauflächen erhält die Stadt durch die Umnutzung von früheren Militärarealen. Aktuell betrifft das zum Beispiel die Bayernkaserne, dort sollen rund 4000 Wohnungen entstehen.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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