München:"Er hatte ein Gespür für Menschen"

Lesezeit: 2 min

Der im Jahr 2015 verstorbene Altlandrat Heiner Janik hat die deutsch-polnische Partnerschaft mit initiiert. (Foto: Claus Schunk)

Weggefährten würdigen den verstorbenen Altlandrat Heiner Janik als Pragmatiker mit Herz und Verstand

Von Martin Mühlfenzl, München

Am Tag der Übergabe, es ist der 30. April 2008, legt Heiner Janik beim Mittagessen seine Hand auf Johanna Rumschöttels Arm. Es ist eine sehr sanfte Geste des unerwartet Geschlagenen, der seiner Kontrahentin am 16. März vor sieben Jahren in der Stichwahl um den Posten des Münchner Landrats unterlegen war. "Du musst kein schlechtes Gewissen haben", sagt Janik zu seiner Nachfolgerin. "Und doch habe ich es in manchen Momenten gehabt", sagt Johanna Rumschöttel heute, "denn ich wusste immer, wie sehr ihn die Niederlage geschmerzt hat".

Nun trifft der Schmerz die Hinterbliebenen, engen Freunde und politischen Weggefährten Heiner Janiks, der am Mittwochnachmittag an den Folgen eines Aneurysmas verstorben ist. Janik, Münchner Landrat von 1996 bis 2008, wurde 69 Jahre alt.

Johanna Rumschöttel sagt, sie sei beides gewesen - Freundin und Wegbegleiterin. Als Sozialdemokratin politische Gegnerin zwar, aber menschlich eng verbunden. "Das war vor der Wahl 2008 so - und danach auch", sagt die Altlandrätin, "auch deshalb bin ich über seinen Tod sehr traurig, er trifft mich wirklich". Mit Rumschöttel trauert auch deren Nachfolger Landrat Christoph Göbel (CSU) um seinen Vor-Vorgänger. Ein Mann, der für ihn wie selbstverständlich Vorbild gewesen sei: "Er war zu seiner Zeit der richtige Landrat für den Landkreis München, er hat ihn nachhaltig geprägt und modernisiert." Göbel sagt, er habe schon seit geraumer Zeit von der Erkrankung Janiks gewusst und gemeinsam mit dessen Frau Gisela und den beiden Söhnen bis zuletzt gehofft: "Jetzt bin ich sehr traurig, denn Heiner Janik war wirklich ein toller Mensch. Ein Mann, der als Jurist und Verwaltungsprofi großen Sachverstand mit Menschlichkeit gepaart hat." Ein Mann, so Göbel, der in manchen Situationen vielleicht zu wenig Politiker gewesen sei: "Und das hat ihm im Kreistag vielleicht das eine oder andere graue Haar beschert. Es war stets die Sache, die er im Blick hatte. Die einfache und schnelle Lösung für die Menschen."

Die hatte Heiner Janik auch als Vorsitzender des Kuratoriums der Lebenshilfe München, die sich den Zielen und der Unterstützung von Menschen mit geistiger Behinderung widmet, stets im Blick. Den Menschen nahe hat sich Janik, der von 1991 bis 1995 auch Landrat des inzwischen aufgelösten Landkreises Dresden war, immer dann gefühlt, wenn er eines seiner persönlich wichtigsten Projekte vorangetrieben hat: die Partnerschaft des Landkreises München mit den polnischen Kreisen Wieliczka und Krakau. "Er hatte ein Gespür für Menschen", sagt die stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche (SPD), "es war eine Freude, fast mein ganzes politisches Leben mit ihm verbracht haben zu dürfen. Er war ein wichtiger Mensch für mich und den Landkreis." Wäre er heute noch Landrat, so Ganssmüller-Maluche, würde er die Flüchtlinge mit offenen Armen und Herzlichkeit empfangen.

"Er hat seine Aufgaben bestens erfüllt", lobt Rumschöttel, "davon haben viele Menschen im Landkreis profitiert." Die Kontinuität in Heiner Janiks Handeln sei noch heute spürbar. Rumschöttel sagt, sie habe versucht, diese in ihrer Amtszeit fortführen; Göbel kündigt an, er werde sie fortsetzen. Das ist das politische Erbe von Heiner Janik. Sein menschliches Erbe lässt sich im Schmerz von Ernst Weidenbuschs (CSU) erahnen, der nur sagen kann: "Ich bin so unendlich traurig."

© SZ vom 24.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: