München:Alles halb so schlimm

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Die Stadt versucht, die Aufregung am Wiener Platz zu stoppen

Von Franziska Gerlach, München

Die Aufregung war groß, als im Mai der Umfang der Sanierung der Marktstände am Wiener Platz bekannt wurde. Die Buden gehören zu den Markthallen München, einem städtischen Eigenbetrieb und entsprechen laut einem Tüv-Gutachten nicht mehr den von der EU vorgegebenen Hygiene- und Brandschutz sowie Arbeits- und Gesundheitsvorschriften. Sanierung - gerne. Aber Abriss? Das geht gar nicht: Die Marktleute sammelten 8000 Unterschriften, der Bezirksausschuss sprach sich dafür aus, den Charme des Platzes zu erhalten. Und Richard Quaas und Georg Schlagbauer (beide CSU) fühlten sich unzureichend informiert und erkundigten sich nach dem Stand der Projektes "Zukunftskonzepte für die festen Münchner Lebensmittelmärkte am Elisabethplatz, in Pasing und am Wiener Platz".

Die Fragen der CSU-Stadträte beantwortet das Kommunalreferat nun auf mehreren Seiten in der Rathaus-Umschau. Und freilich liest sich das alles sehr schön: Die den Händlern vorgestellten Untersuchungsergebnisse seien noch nicht final, den "verhältnismäßig frühen Zeitpunkt" habe man gewählt, damit die Händler eigene Anregungen, Ideen und Bedenken einbringen könnten. Zu diesem Zweck hätten nach den Workshops noch einmal "marktspezifische Nachfolge-Veranstaltungen" stattgefunden. Und überhaupt, so heißt es weiter, fühle sich entgegen der anfänglichen Presseberichterstattung "die deutliche überwiegende Mehrheit der Händlerinnen und Händler der drei betroffenen Märkte gut in den Erarbeitungsprozess eingebunden". Das gelte im Übrigen auch für jene Händler des Wiener Marktes, die bislang nicht "pressewirksam" aufgefallen seien.

Von den Händlern ist Unterschiedliches zu hören. Ein Obsthändler etwa, der seinen Namen nicht sagen möchte, erklärt, kein Problem mit der Maßnahme zu haben - so lange der Charme der Stände erhalten und sie "wieder so hergestellt werden wie davor, nur eben größer". Stefan Wehner von "Bestes vom Land" hingegen ärgert sich wie gehabt über die EU-Vorschriften. Es könne nicht angehen, dass "Ein-Mann-Betriebe dieselben Auflagen wie ein Großbetrieb erfüllen" müssten. Er sei dafür, sagt er, die Situation der Toiletten und der Müllentsorgung zu verbessern. Aber: "Ich bin absolut gegen diese Radikallösung." Wieder andere sind nach dem Rummel der vergangenen Wochen offenbar froh, dass ein wenig Ruhe eingekehrt ist. Zwar sei noch immer offen, zu welchen Konditionen die Händler bleiben könnten, sagt Marion Faass, Betreiberin von "Wein trifft Schokolade". Trotzdem wolle sie jetzt erst mal abwarten. "Mehr können wir eh nicht tun", sagt sie.

© SZ vom 18.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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