Mittlerer Ring:Isarring: Eines der größten Ärgernisse im Berufsverkehr ist verschwunden

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Die Staus gehören der Vergangenheit an - das hoffen zumindest Planer und Politiker der Stadt. (Foto: Catherina Hess)
  • An der Nordseite des Isarrings gibt es nun eine dritte Fahrspur.
  • Mit dem Bau der schmalen Einfädelspur hält sich die Stadt die Option für das Mammutprojekt Untertunnelung des Englischen Gartens offen.

Von Marco Völklein

Auf diesen Tag hat Richard Bartl mit Spannung gewartet. Seit Monaten kümmert sich der städtische Baustellenkoordinator im Baureferat um die dritte Fahrspur, die seit dem Frühsommer an die Nordseite des Isarrings angestückelt wurde. Seit dem Wochenende nun sind die Arbeiter samt ihrem schweren Gerät abgezogen - und nun steht den Autofahrern, die von der Ifflandstraße kommend in den Mittleren Ring Richtung Schwabing einfädeln wollen, die dritte Spur zur Verfügung.

"Bislang", zeigte sich Bartl am Montagmittag zufrieden, "läuft der Verkehr im Großen und Ganzen." Alles sei "im grünen Bereich". Auch auf den Staukarten von Navigationsgeräteherstellern und Internetdiensten blieben die gefürchteten hell- bis dunkelroten Stauwarnungen Montagfrüh weitgehend aus, und die Busfahrer der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die mit ihren Fahrzeugen und Passagieren während der Bauzeit am Isarring regelmäßig im Stau standen, meldeten am Montag einen meist störungsfreien Verkehr.

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Noch allerdings will Bartl kein abschließendes Fazit ziehen. "Wir müssen erst noch die nächsten Tage abwarten", sagt der Baustellenkoordinator. Er vermutet, dass "der Verkehr noch nicht zu 100 Prozent wieder drauf ist". Tatsächlich hatten sich in den vergangenen Monaten viele Autofahrer teils verschlungene Schleichwege meist durch den Norden und Nordosten der Landeshauptstadt gesucht, um die Großbaustelle irgendwie zu umfahren.

Bartl vermutete am Montag, dass noch nicht alle wieder auf den Ring zurückgekehrt sind. Fachleute sprechen von einer "Einschwingphase", also einer gewissen Zeitspanne, in der sich die Verkehrsteilnehmer an eine neue Verkehrsführung gewöhnen müssen. Deshalb haben die Fachleute des Kreisverwaltungsreferats (KVR) für die erste Woche nach Beendigung der Umbauarbeiten auch zunächst einmal ein generelles Tempolimit von 40 Kilometern pro Stunde erlassen. Erst von der kommenden Woche an dürften dann auch höhere Geschwindigkeiten erlaubt werden.

Denn zusätzlich zur knapp einen halben Kilometer langen Einfädelspur haben die Ingenieure der Stadt noch eine aufwendige Verkehrsbeeinflussungsanlage an der Stelle errichten lassen. So stehen sowohl auf dem Isarring in Fahrtrichtung Schwabing wie auch an der Ifflandstraße in Fahrtrichtung Norden große Schilderbrücken mit Anzeigetafeln, über die die Mitarbeiter der Verkehrsleitzentrale in Moosach den Autofahrern zum Beispiel eine Höchstgeschwindigkeit vorschreiben können. Denn klar ist, dass die Verkehrslenker in Moosach mit ihren Kameras und Monitoren die Stelle im Münchner Norden auch in Zukunft genau im Blick haben werden.

Denn die zusätzliche Spur, die Bartl und seine Kollegen dort nun für insgesamt 5,6 Millionen Euro an den Isarring angebaut haben, ist aus Sicht der Stadtratsmehrheit ohnehin nur ein Provisorium. Die drei Fahrstreifen auf der Nordseite des Isarrings sind mit einer Breite von drei (statt dreieinhalb) Metern relativ schmal bemessen. Denn der Stadtrat wollte sich bei seiner Entscheidung für die Baumaßnahme im Februar 2014 die Möglichkeit für eine Untertunnelung des Englischen Gartens nicht verbauen.

Die Überlegung der Stadtratsmehrheit damals: Durch die "Schmalspurlösung" wird zwar das Einfädeln aus der Ifflandstraße in den Isarring erleichtert und damit der Verkehrsfluss verbessert - zugleich aber müssen nur wenige Bäume entlang der Trasse im Englischen Garten abgeholzt werden. Und politisch halte man sich so die Option für die Autoröhre unter dem Park offen.

Tatsächlich ist das Tunnelprojekt, während die Bauarbeiten liefen, ein paar Schritte vorangekommen. 35 Millionen Euro will der Freistaat für das Projekt zuschießen, verkündeten Ende Juli gleich die drei CSU-Minister Joachim Herrmann (Verkehr), Markus Söder (Finanzen) und Ludwig Spaenle (Bildung). Insgesamt taxiert die Stadt die Baukosten auf etwa 125 Millionen Euro.

Auch die Planungen sind - im Vergleich zu anderen Tunnelprojekten - weit gediehen: So hatte das Baureferat vor einigen Jahren schon den Baugrund im Englischen Garten untersuchen lassen. Offen ist bislang, wann der Stadtrat sich erneut mit dem Projekt befassen wird. Sollte eine Mehrheit im Rathaus dem Baureferat den Auftrag für eine vertiefte Planung geben, wird es nach Auskunft der Stadt fünf bis sechs Jahre bis zum Baubeginn dauern.

© SZ vom 18.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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