Medizinische Versorgung:Kein Platz für krebskranke Kinder

Medizinische Versorgung: Sind noch alle Betten belegt, muss ein neu angekommener Patient im Haunerschen Kinderspital manchmal auf dem Gang behandelt werden.

Sind noch alle Betten belegt, muss ein neu angekommener Patient im Haunerschen Kinderspital manchmal auf dem Gang behandelt werden.

(Foto: Robert Haas)
  • An der Haunerschen Kinderklinik der Uni München fehlt so viel Personal, dass nur noch zehn der 17 Betten belegt werden können.
  • Es sei zu befürchten, dass künftig nicht mehr alle Familien in München versorgt werden können, sagt der Chef der Abteilung.
  • Die Situation führe schon jetzt dazu, dass Kinder oft auf dem Gang versorgt werden müssten.

Von Inga Rahmsdorf

Auf der Station für krebskranke Kinder der Haunerschen Kinderklinik der LMU können derzeit nur noch zehn von 17 Betten belegt werden. Der Personalmangel ist so gravierend, dass Pfleger und Ärzte auch den Bedürfnissen der Kinder nicht mehr gerecht werden können. "Unsere Patienten werden medizinisch immer ausreichend versorgt", sagt Tobias Feuchtinger. Aber es sei mit sehr viel Leid verbunden. Der Professor ist Leiter der Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation an der Kinderklinik und er macht sich Sorgen um seine kleinen Patienten.

"Ob eine Kinderkrankenpflegerin auch Zeit für ein Kind hat, wenn es weint, wenn es in den Arm genommen werden will, das kommt bei dem Personalmangel zu kurz. Das ist aber etwas, das für ein Kind eine wichtige Rolle spielt", sagt er. Er könnte sofort zehn bis 15 neue Krankenpfleger einstellen. Aber es werde immer schwieriger Pflegepersonal zu finden, weil die Mitarbeiter sich die Wohnungspreise in München nicht mehr leisten können. Die Situation führe auch dazu, dass Kinder oft auf dem Gang versorgt werden müssten, weil noch kein Bett frei sei. Das sei für die Patienten und die betroffenen Familien eine unhaltbare Situation, kritisiert der Arzt.

Die soziale und psychoonkologische Betreuung der krebskranken Kinder und ihrer Familien wird bereits seit Jahrzehnten fast ausschließlich durch Spendengelder ermöglicht. Psychologen, Erzieher und Sozialpädagogen werden weitgehend von der Elterninitiative "Intern 3" finanziert. Nun kommt noch hinzu, dass so viele Krankenpfleger fehlen, dass auch die medizinische Betreuung in Gefahr ist.

Bisher musste Feuchtinger noch keine krebskranken Kinder aus München oder Umgebung wegschicken. "Aufgrund unserer Expertise wollen aber auch Patienten von weiter her zu uns kommen. Da kommt es schon vor, dass wir sie zurückverweisen müssen. Wir können nicht alle behandeln, die hier behandelt werden wollen."

Wenn der Mangel an Pflegepersonal sich aber weiterhin verschärfe, sei zu befürchten, dass künftig auch nicht mehr alle Familien in München versorgt werden können. "Es ist realistisch, dass es so weit kommen könnte. Davon sind wir nicht weit entfernt", sagt Feuchtinger. In München gibt es nur zwei Kliniken, die über Abteilungen für krebskranke Kinder verfügen. Neben der Haunerschen Kinderklinik ist da noch das städtische Klinikum in Schwabing. Wenn es nicht genug Pfleger gibt, sei man gezwungen, Betten zu schließen.

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