Deutsches Museum:Kahlschlag mit Ankündigung

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Das Grün auf der Museums-Westseite kommt weg, danach wird saniert. Die Baumaßnahmen dauern fast ein Jahrzehnt. Sie sollen das Gebäude hochwassersicher machen. (Foto: Robert Haas)

Weil das Deutsche Museum seine Ufermauer sanieren muss, damit kein Wasser mehr eindringt, müssen alle Bäume auf der Westseite fallen. Die großen Kastanien auf der Ostseite sollen aber gerettet werden

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Es steht schon wieder ein Kahlschlag auf der Museumsinsel an. Laut Dieter Lang, Bauleiter des Deutschen Museums, ist die Ufermauer an der Westseite - die auf der Isarseite zum Europäischen Patentamt hin - nicht standfest. Um die Mauerkrone zu sichern, müsse die Böschung abgegraben werden. "Auf der Westseite kommen alle Bäume weg, das ist leider eine technische Notwendigkeit", kündigte Lang an. Auch vier große auffällige Kastanien seien betroffen.

Im Oktober soll das Roden beginnen. Es gehe um zehn Bäume mit einem Stammumfang von mehr als 1,70 Meter, weitere acht zwischen 0,80 und 1,70 Meter. Die anderen Bäume hätten einem Stammumfang von weniger als 80 Zentimetern, sagte Lang auf Nachfrage des Bezirksausschusses. Die Genehmigung durch das Referat für Gesundheit und Umwelt stehe noch aus, man rechne aber fest damit. Das Museum gebe sich größte Mühe, möglichst viele Bäume zu erhalten, sagt Lang. Was an der Ostseite noch stehe, entlang der "kleinen" Isar, könne erhalten werden. Um die Rettung der großen Kastanien auf der Ostseite werde man sich besonders kümmern. Er habe die Naturschutzverbände, Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz, informiert. "Sie waren nicht begeistert, aber zeigten ein gewisses Verständnis dafür."

Der Bund Naturschutz hat im Februar Alarm geschlagen, als die Stadt "Weideschnittmaßnahmen" auf der Museumsinsel bei der Zenneckbrücke durchführen ließ. Anwohner sprachen von Rodungsaktionen und Hauruckverfahren, mit der Planierraupe sei alles plattgemacht worden. Manfred Siering, Sprecher für den Arbeitskreis Baumschutz beim Bund Naturschutz München, fürchtete um Vögel und Fledermäuse und vor allem um den Biber, der dort wohnt.

Von dem Kahlschlag am Westufer, den das Deutsche Museum plant, hat er noch nicht gehört, doch dass die großen Kastanien weichen müssen, wurde ihm mitgeteilt. "Dagegen werden wir uns nicht sperren", sagt er. Die Bäume würden so eine Mauersanierung wohl ohnehin kaum überleben. Dass die Mauer erneuert werden müsse, daran bestehe angesichts der Gefahr für ein so angesehenes und großes Museum kein Zweifel. "Im Museum laufen ständig Pumpen, damit es nicht absäuft."

Auf eine neue Bepflanzung müssen die Anlieger und Spaziergänger voraussichtlich mehr als ein Jahrzehnt warten. Die Fällungen leiten die langjährige Sanierung des Deutschen Museums ein. Mindestens die Hälfte der Museumsfläche sei während der Zeit immer offen, sagt Dieter Lang. Diese "Zukunftsinitiative Deutsches Museum" beginnt im Oktober. Während draußen abgeholzt und die Mauer stabilisiert wird, werden im Innern die Exponate für den ersten Bauabschnitt ausgeräumt - über neun Monate. Ziel der Bauarbeiten sei die "vollkommene Hochwassersicherheit" - erstmals in der über hundertjährigen Geschichte des Gebäudes. Wegen der Insellage steige bei Hochwasser der Grundwasserspiegel. Die Untergeschosse des Museums ständen dann unter Wasser - angesichts der wertvollen Kulturgüter im Museum "kein tragbarer Zustand". Deshalb werde eine "Dichtwand" um das Gebäude gezogen. Lang kündigte auch eine Infoveranstaltung für die Öffentlichkeit an.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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