Ludwigsvorstadt:Akademischer Austausch

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Das Department Geowissenschaften lässt sich im Klinikviertel dort nieder, wo bislang die Vorklinischen Institute untergebracht sind. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Wenn die Medizin aus dem Klinikviertel nach Großhadern umzieht, wird Platz für die Geowissenschaften und die Staatssammlungen für Paläontologie, Geologie und Mineralogie. 2025 könnte die Rochade vollzogen sein

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Geowissenschaftler sammeln in der Antarktis oder im Weltraum Daten über unseren Planeten, suchen Gold im Meeresboden, erkunden die Kontinentalverschiebung und die Schwankungen des Meeresspiegels. In München wird die Geowissenschaft bald vermutlich besser wahrgenommen als bisher: Die Studenten sollen künftig an einem zentralen Ort ausgebildet werden - an der Ecke Schillerstraße und Pettenkoferstraße. Derzeit ist das Department Geowissenschaften an verschiedenen Straßen in der Nähe des Königsplatzes untergebracht, verteilt auf Gebäude an der Theresienstraße, Luisenstraße und der Richard-Wagner-Straße.

Unter Dach und Fach sind die Pläne noch nicht, doch das Staatliche Bauamt arbeitet bereits daran. Wird der Planungsauftrag erteilt, soll zunächst ein Wettbewerb ausgeschrieben werden. Die bauliche Umsetzung könnte im Jahr 2025 abgeschlossen sein. Das teilte der zuständige Abteilungsleiter Alfons Lenz vom Bauamt München 2 auf Nachfrage des Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt mit.

Die Medizin geht nach Großhadern, die Wissenschaft bleibt: Im sogenannten Klinikviertel um die Nußbaum-, Pettenkofer- und Goethestraße sind einige Gebäude bereits teilweise oder ganz geräumt. Das Department Geowissenschaften lässt sich dort nieder, wo bislang die Vorklinischen Institute der Medizinischen Fakultät in der Schillerstraße untergebracht waren und - direkt ums Eck - in den nicht fachspezifischen Seminar-, Hörsaal- und Praktikumsgebäuden an der Pettenkoferstraße 12 und 14. Diese liegen direkt gegenüber den denkmalgeschützten Bauten der Anatomie um den charakteristischen Rundbau, wo Studenten Leichen sezieren.

An der Schillerstraße ist ein Neubau geplant. Die Institutsgebäude mit den Hausnummern 42 bis 46 stammen aus den Fünfziger- und Siebzigerjahren und sollen abgerissen werden. Auch im Innenhof rückt die Abrissbirne an: Hier soll das Hochhaus des physiologischen und physiologisch-chemischen Instituts mit der zugehörigen Tiefgarage und einem Werkstattgebäude fallen. Ebenso muss der sogenannte Frankbau, ein Anbau der Pettenkoferstraße 12 aus dem Jahr 1912, weichen. Die erste Baumaßnahme: Die Trafostation im Innenhof soll aufgelöst und verlegt werden.

520 Studenten werden derzeit in den Geowissenschaften an der LMU ausgebildet. 140 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Mit dem Department Geowissenschaften ziehen auch die Staatssammlungen der Paläontologie und Geologie sowie Mineralogie in die Gebäude ein. Sie haben bereits angekündigt, umfangreiche Materialmagazine mitzubringen. Diese sollen sowohl für die Forschung in Laboratorien als auch für Ausstellungen dienen. Da der Bestand allerdings zu umfangreich ist, werden die Exponate künftig in einem zentralen Lager außerhalb Münchens untergebracht und dann im Bedarfsfall per Lkw jeweils in das neue Institut transportiert. Auch soweit ist bereits geplant: Kleintransporter sollen die Fachbibliothek täglich beliefern. Und das Studentenwerk soll eine Cafeteria mit insgesamt 40 Sitzplätzen auf dem Areal betreiben.

Die Forschungen der Geowissenschaftler beziehen sich auf fünf Sektionen: Geologie, Mineralogie, Paläontologie und Geobiologie, Kristallografie, Geophysik. Dafür werden Werkstätten für Metall und Gesteinsbearbeitung eingerichtet. Physikalische Messräume, chemisch-analytische und thermisch-analytische Labore ziehen ein. Geplant sind auch Versuchsräume für magnetische und elektronische Anwendungen und Räume für bildgebende Untersuchungsmethoden.

Die Staatssammlung will dort Fossilien und Gesteinsmaterialien sichern, präparieren, konservieren und dokumentieren. Wesentliche Aufgabe ist die Weitergabe wissenschaftlicher Untersuchungsergebnisse an Fachwissenschaftler und die Öffentlichkeit. Sie plant dafür in dem neuen Zentrum ein "Schaufenster der Wissenschaft". Fest steht bereits, dass dieses werktags von 8 bis 16 Uhr geöffnet sein soll, falls nicht die Uni oder der Freistaat das gesamte Projekt noch kippen. Der Bezirksausschuss, der die Großplanung begrüßte, hat für das Gelände mehr Grün gefordert: Auf die großen Bäume, die derzeit dort stehen, solle mehr Rücksicht genommen werden, wandte er ein. Auch sei eine Dachbegrünung wünschenswert - ebenso wie ein öffentlicher Durchgang zwischen Schiller- und Goethestraße.

© SZ vom 01.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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