Ludwigsvorstadt:Aus Neu mach Alt

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Historische Vorbilder: Der Wohnblock erinnert an die Nachbarhäuser aus der Gründerzeit. Simulation: Meag/03 Architekten (Foto: Meag/03 Architekten)

Ohne eine Kopie zu sein, soll sich der Wohnungsneubau in das Ensemble des Kaiser-Ludwig-Platzes einfügen

Von Alfred Dürr, Ludwigsvorstadt

Es ist noch gar nicht lange her, da stand am südlichen Rand des Kaiser-Ludwig-Platzes das Verwaltungsgebäude der Deutschen Krankenversicherung (DKV). 1982 war dieser funktionale Komplex mit seiner wenig einprägsamen Fassade aus Beton und Glas errichtet worden. Das Haus ist Anfang des Jahres abgerissen worden, seit Februar entsteht an der Ecke Herzog-Heinrich-/Schubertstraße ein Neubau.

Dort werden allerdings keine modernen Büros untergebracht. Die DKV errichtet auf ihrem Grundstück ein Mietshaus mit 24 Wohnungen in allen Größenordnungen. Das Gebäude ist unterteilt in ein Souterrain, fünf oberirdische Geschosse und ein Dachgeschoss; außerdem gibt es 24 Stellplätze in der Tiefgarage. Die Wohnungen sollen Anfang 2018 fertig sein.

Die DKV gehört zur Ergo, einer der größten Versicherungsgruppen in Deutschland und Europa. Deren Vermögen und das der Rückversicherungsgesellschaft Munich Re verwaltet die Meag. Noch vor zehn Jahren hatte dieses Unternehmen Immobilien im großen Stil veräußert. Allein in München waren 2300 Wohnungen von der Transaktion betroffen.

Nun stehen bei der Meag neue Wohnungen wieder hoch im Kurs. Bürogebäude werden entweder abgerissen und durch Neubauten ersetzt beziehungsweise umgenutzt. "Wir sind an dieser Umwandlungsfront sehr aktiv", berichtet Meag-Geschäftsführer Günter Manuel Giehr. In München ist die Nachfrage nach Wohnungen besonders hoch, mit Leerständen ist auch in Zukunft nicht zu rechnen.

Beim Beispiel Kaiser-Ludwig-Platz nimmt die Meag sogar höhere Baukosten in Kauf. Denn die Arbeiten auf dem beengten Grundstück gestalten sich nicht eben einfach, sagt Projektleiter Hubert Beer. Andererseits ist die Lage im Stadtgebiet sehr attraktiv: Der Kaiser-Ludwig-Platz mit dem Reiterdenkmal Ludwig des Bayern aus dem Jahr 1905 ist Mittelpunkt eines beeindruckenden Ensembles.

Dominant ist der beeindruckende Altbau des Theresien-Gymnasiums. Rund um den Platz gruppieren sich großbürgerliche Häuser. Die um 1890 entstandene Bebauung folgte bestimmten Gestaltungsprinzipien: Souterrain, Hochparterre und Obergeschosse. Typisch waren außerdem die Vorgärten mit ihren aus Pfeilern und Gittern bestehenden Einfriedungen.

Heute sind zwar nur noch wenige Häuser in ihrer Originalgestalt erhalten. Neuere Bauten haben sich trotzdem an die historischen Vorbilder angelehnt. Und diesem Prinzip folgt auch das Projekt Kaiser-Ludwig-Platz 10. Insgesamt ergibt sich das Bild eines angenehmen Wohnquartiers.

Der Entwurf für den Neubau stammt von dem Münchner Büro 03 Architekten. Mit modernen Ausprägungen werden die baulichen Themen aus der Umgebung aufgenommen. Das reicht vom Vorgarten mit Einfriedung über den großzügigen Eingang, die strukturierte Fassade mit ihrer erkerähnlichen Ausprägung bis hin zu den Einfassungen der Fenster. Man habe sich große Mühe gegeben, damit sich das Gebäude in den baulichen Kontext einfügt, wollte aber auch nicht einfach den historischen Baustil kopieren, sagt Giehr. Das Ergebnis werde das Stadtbild an dieser Stelle bereichern: "Es entsteht alles andere als ein 08/15-Haus."

© SZ vom 30.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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