Lola im Glockenbachviertel:Verruchter Ruf

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Hier feierten Franz Josef Strauß und Hildegard Knef, nun kommen Hipster: Aus dem einst berüchtigten Mylord ist Lola geworden. Und in manchen Nächten sind die Gelage in der Ickstattstraße wieder fast so wild wie früher.

Lisa Sonnabend

Das Klavier ist noch da, an dem schon Franz Josef Strauß lehnte und hübschen Mädchen hinterherschaute. Nun hat jemand einen Gin Tonic darauf abgestellt. Und auch die Tür ist noch da, durch die Regisseur Rainer Werner Fassbinder oft hinausgeschmissen wurde, wenn er mal wieder zu viele Drogen genommen hatte und Ärger machte. Nun steht am Eingang ein junger Türsteher in grauer Flanelljacke.

Impressionen aus dem Lola
:Style statt Plüsch

Impressionen aus dem LolaImpressionen aus dem Lola

Die Zeiten in dem Lokal an der Ickstattstraße haben sich geändert. Aus dem "Mylord" ist das "Lola" geworden. Die weiße Bürste, mit der Wirtin Marietta jahrelang die Weißbiergläser spülte, ist weggeschmissen, die roten Plüschmöbel sind fort, die Fotos von Tänzerinnen und Transvestiten abgehängt.

Berühmte Gäste wie Strauß, Fassbinder, Freddie Mercury, Hildegard Knef oder Horst Tappert - schon lange tot. Und auch Marietta, der das berüchtigte Lokal fast 50 Jahre lang gehörte, ist nicht mehr aufgetaucht, seit sie das Mylord Anfang 2010 schloss.

Im März hat hier nun die Lola eröffnet. Das Licht ist gedimmt, die Wände unverputzt. Eine Hälfte des Lokals wird von einer großen quadratischen Bar dominiert. In der anderen Hälfte stehen ein paar Möbel: ausrangierte Kinosessel, opulente Barocksofas. Ein wenig verwegen und verrucht. Daher der Name: Lola, nach Lola Montez, der Tänzerin und Geliebten von König Ludwig I.

Hier treffen sich Hipster, Hemdenträger und Frauen in High Heels. DJs legen Elektro, Soul oder Rock auf. Die Stimmung ist nicht exquisit, aber gut. Es wird viel geredet, laut gelacht und gelegentlich sogar getanzt. Vor allem an den Wochenenden ist das Lokal fast immer voll. Kein Wunder: Inhaber Fabio Spagna weiß, was ankommt im Münchner Nachtleben. Fünf Jahre lang hat er als Barkeeper im K&K gearbeitet.

In der Lola herrscht ein familiäres Verhältnis. An der Bar bedienen Freunde von Spagna, die eines gemeinsam haben: mit der Gastroszene nichts am Hut. "Die wollen bei der Arbeit in der Lola aus ihrem Alltag raus und mit den Gästen abrocken", sagt Spagna. Der Laden hat ihm schon immer gefallen. "Abgefahren und outstanding" fand er es bei Marietta. Das alte Flair wollte er unbedingt erhalten. Doch die Einrichtung war schon herausgerissen, der Raum saniert, als er den Laden übernahm. Nur das alte Klavier stand noch da.

Fabio Spagna hat sein eigenes Ding gemacht. Und in manchen Nächten sind die Gelage in der Ickstattstraße jetzt schon wieder fast so wild wie früher.

Lola, Adresse: Ickstattstraße 2a, Öffnungszeiten: täglich außer sonntags von 20 bis 3 Uhr

© SZ vom 29.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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