Lehel:Training in Tracht

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Zwei Mal pro Woche quälen sich Hunderte von Menschen im Englischen Garten. Fitness-Coach Klaus Reithmeier gibt die Befehle beim kostenlosen Lederhosentraining - und glänzt als einziger mit dem bayerischen Outfit

Von Christian Schraml, Lehel

"Bissl mehr Spannung!", ruft Klaus Reithmeier, der Personal Fitness Trainer. Die Sportler im Englischen Garten reagieren schnell, strecken sich noch ein Stück weiter. Sie stehen auf einem Bein, die Arme waagrecht zur Seite gestreckt und den Oberkörper weit nach rechts gedreht. Dieses Bild zeigt sich im Sommer jeden Montag- und Donnerstagabend auf der Wiese am Japanischen Teehaus im Englischen Garten. Klaus Reithmeier veranstaltet dort sein sogenanntes Lederhosentraining, mit dem er jede Woche bis zu 800 Münchner zum Training animiert. Lederhosentraining? Meistens trägt zwar nur der Trainer die Trachtenhose, doch lebt das Programm vom bayerischen Charme: "Mir ist der bayerische Touch sehr wichtig, weil ich ein Münchner Kindl bin", sagt die 28-jährige Lisa, die beim Outdoor-Workout mitmacht.

Personal Trainer Klaus Reithmeier kam die Idee für diese besondere Art des Trainings, als er nach einer langen Nacht auf der Wiesn am nächsten Morgen zu einem Kunden fuhr - und noch die Lederhose vom Vortag trug. Reithmeier merkte schnell, dass er mit seinem ungewöhnlichen Outfit das Eis brach: "Das war ein witziges Training in lockerer Atmosphäre, aber die Qualität hat nicht gelitten."

Klaus Reithmeier ist 33 Jahre alt und stammt aus Berchtesgaden. Nach dem Studium zum Gymnasiallehrer für Englisch, Sport und Italienisch machte er sich vor drei Jahren als Personal Trainer selbständig, hatte aber zuvor schon viel als Fitnesstrainer gearbeitet. Nun zählen zu seinen Kunden Leute wie die Produktmanagementchefin von Google oder der Chef der Fotoplattform flickr in den USA. Mit Ralf Hennig, der schon den ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton trainierte, hat er ein Fitnessvideo vor der Alpenkulisse Berchtesgadens aufgenommen.

Alles dehnt sich nach meiner Pfeife: Trainer Klaus Reithmeier in der Lederhose gibt den Takt vor. (Foto: Florian Peljak)

Bereits vor fünf Jahren hat Reithmeier das Lederhosentraining ins Leben gerufen. Und seine Pläne sind ambitioniert: "Mein größter Traum ist es, in den nächsten Jahren, also bis 2020, das Training in einhundert bayerische Städte zu bringen."

Das Besondere an seinem Workout sei, dass es keine Mitgliedschaft oder Verträge gebe und man so kostenlos mit Freunden an der frischen Luft trainieren könne. Das Programm ist durchaus fordernd: Liegestütze, Dehnübungen auf einem Bein oder Strecksprünge - trainiert wird ausschließlich mit dem eigenen Körpergewicht.

"Es muss für alle die Möglichkeit geben, kostenlos zu einem angeleiteten Training zu gehen", beschreibt Reithmeier die Intention hinter seinem Lederhosentraining. Ziel des Programms ist es, die Fitness zu steigern und somit Verletzungen im Sport und Alltag vorzubeugen.

Und wie gut klappt das Workout in der Lederhose eigentlich? "Meine ist relativ geschmeidig und luftig, deswegen ist es gar kein Problem", erklärt Reithmeier lächelnd. Einem Biergartenbesuch nach dem Training ist er auch nicht abgeneigt: Wer auf eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung achte, dürfe sich auch ein Feierabendbier erlauben. Der Trainer hat auch einen gut Tipp für stramme Wadln parat, wichtig gerade auf der Wiesn: "Einfach auf die Zehenspitzen gehen, die Fersen hochschieben, die Wadenmuskulatur anspannen und so weit strecken wie es geht." Und das etwa 100 Mal pro Tag.

Wer fit sein will, macht mit, bis der Schweiß fließt. (Foto: Florian Peljak)

Kurz vor Wiesn-Beginn organisiert Klaus Reithmeier am Montag, 12. September, auf der Wiese am Japanischen Teehaus im Englischen Garten auch ein Training mit Live-Musik. Dann sollten aber wirklich alle Teilnehmer in Lederhose oder Dirndl kommen.

© SZ vom 05.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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