Lehel:Die Lust, an der Isar zu sein

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Easy going: Münchner Lebensgefühl am Isarufer. (Foto: Stephan Rumpf)

Eine Ausstellung am Kulturstrand zeigt, wie die Menschen den Fluss im Lauf der Zeit verändert haben.

Von Renate Winkler-Schlang, Lehel

Wer an diesen wunderbar lauen Frühsommerabenden entspannt am Kulturstrand der Urbanauten rund um den Vater-Rhein-Brunnen sitzt, die letzten Strahlen genießt, mit dem Trinkhalm im Cocktailglas rührt und dabei die Erkennungsmelodie von Helmut Dietls Serie "Monaco Franze" in der Version von G. Rag & die Landlergschwister im Ohr hat - der spürt nicht, unter welch großem Zeitdruck die Location in diesem Jahr entstanden ist. Erst im Mai hat der Stadtrat sich für die Urbanauten als Ausrichter und die Isarinsel als "Austragungsort" entschieden.

Der Strand sei zwar sozusagen "am falschen Brunnen", wohl aber am idealen Ort. So formulierte es Wolfgang Czisch vom Münchner Forum bei der Eröffnung der Ausstellung "Isarlauf" direkt hinter dem Brunnen. Acht Transparente über die Entwicklungen an und um die Isar, erarbeitet von Franz Schiermeier, hat der Verein Isarlust hier zwischen die großen Bäume gespannt. Sie zeigen, wie das Gewässer sich im Lauf der Jahrhunderte verändert hat und verändert wurde.

Die Geschichte vom Vater-Rhein-Brunnen, der vom Münchner Bildhauer Adolf von Hildebrand für das damals deutsche Straßburg gemacht wurde und wegen des Einmarsches der Franzosen 1918 dann dort abgebaut wurde und nach München kam, ist nur ein Teil der vielfältigen Informationen. Benjamin David hat die Freiluft-Ausstellung als Teil der Kultur am Strand eröffnet. David ist nicht nur der Ober-Urbanaut, er ist auch Vorsitzender des Vereins "Isarlust", der am 9. Juli, 20 Uhr, am Strand in einer sehr ernst gemeinten Veranstaltung die Chancen auf ein "Flussbad" an der Isar ausloten will und auch sonst alles dran setzt, die innerstädtische Isar-Umgebung erlebbar und attraktiv zu machen für die Münchner.

Da kommen zwei Funktionen aufs Beste zusammen. Zum Beispiel, sagt David, betreibe er mit dem Strand die einzige öffentliche Toilette an der Isar, kostenlos. Daneben habe man mit dem Strand wieder "ein kleines Paradies" geschaffen. Nicht alle sehen das so, der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel befürchtet Nachteile für die Anlieger und die Natur durch diese Veranstaltung. Die Kinder, die im seichten Brunnen planschen und die Kaskaden erobern, haben jedoch sichtlich Vergnügen. Rikschafahrer bringen weitere Gäste, Singles schauen in ihre Smartphones, Gruppen stoßen mit Bierflaschen an, bedienen sich aus Pizzakartons. Die ersten müssen schon stehenbleiben, denn die Plätze im Sand werden rar. Sie wiegen sich im Rhythmus der Musik. Es ist Sommer in der Stadt.

© SZ vom 06.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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