Lehel:Der Widerstand ist längst erlahmt

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Blickfang: Für die Fassade gab es einen eigenen Wettbewerb.Simulation: KSG architekten. (Foto: N/A)

Richtfest für das einst umstrittene Wohnprojekt "Lehel Höfe" mit 105 Eigentumswohnungen an der Oettingenstraße

Von Alfred Dürr, Lehel

Eines der größten und auch umstrittensten neuen Wohnprojekte im Lehel ist im Rohbau fertig. An der Oettingenstraße entstehen bis Anfang nächsten Jahres auf einem 4700 Quadratmeter umfassenden Erbbaugrundstück 105 Eigentumswohnungen. In die Anlage kommt auch eine Kindertagesstätte für 150 Plätze mit Krippe, Kindergarten und Hort. Träger ist der Verein St.-Anna-Heim im Lehel.

Wie die Investoren, die Hochtief Projektentwicklung und Pandion Real Estate, mitteilen, sind bereits 100 Wohnungen in den "Lehel Höfen" verkauft. Das Projekt hatte für erhebliche Unruhe im Viertel gesorgt. Auch der Bezirksausschuss stand dem Neubaukonzept für eines der letzten freien Grundstücke in dem begehrten Wohnquartier immer kritisch gegenüber. Zu viel Volumen, zu wenig freie Flächen für die Kinder, die Fällung alter Bäume und eine unsensible Einfügung in die Umgebung - das waren die Haupteinwände.

Besondere Brisanz bekam das Projekt, da das Grundstück der katholischen Kirchengemeinde St. Anna und dem von christlichen Werten geprägten St.-Anna-Heim gehörte. Man veräußere das Areal im Rahmen eines Erbpacht-Modells, hieß es dort, um die Kinderbetreuung langfristig auf eine solide Basis zu stellen und das Platzangebot sogar noch ausweiten zu können. Auf einer Quartiersversammlung schlugen die Wellen der Empörung hoch. Für die Kirche habe der Maximalprofit Vorrang vor den Belangen der Bürger, lautete der Vorwurf. Man habe nichts gegen eine Bebauung, aber sie dürfe nicht so aussehen, wie das die Investoren planten. Auf den Bauzaun war die Parole gesprüht worden: "Bürger wehrt euch, hier entsteht eine Betonwüste".

Die "Lehel Höfe" würden mit einer zur Nachbarschaft passenden Architektur die Baulücke an der Oettingenstraße schließen und sich gut ins Ambiente des Stadtviertels einfügen, argumentierten Vertreter der Bauherren. Auch die Stadtgestaltungskommission hatte nach einer Debatte über Details der Fassade dem Projekt zugestimmt. Das Grundkonzept für die "Lehel Höfe" wurde vom Münchner Büro BZB Botzenhardt Zeitler Blaimberger entwickelt. Für die Fassade war ein eigener Wettbewerb ausgelobt worden, den die Architekten von KSG Kister Scheithauer Gross aus Köln gewannen. Der Innenausbau soll nun zügig vorangehen. Von Protesten gegen das Projekt ist inzwischen nichts mehr zu vernehmen. Die Bürger hätten resigniert, sagt einer, der direkt neben dem Neubau wohnt.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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