Zuglärm:Neue S-Bahnen sollen nicht lauter sein als die alten

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Die in Oberhaching gegründete Interkommunale Lärmschutzinitiative erhält im Kampf gegen Geräusche stehender Triebwagen Unterstützung von CSU-Politikern.

Von Iris Hilberth, Oberhaching

In ihrem Kampf gegen die lauten Geräusche abgestellter Züge bekommt die Interkommunale LärmschutzInitiative (ILI) jetzt Unterstützung aus dem Bayerischen Landtag. Bei einem Gespräch mit den beiden CSU-Abgeordneten des Landkreises München, Kerstin Schreyer-Stäblein und Ernst Weidenbusch sowie dem verkehrspolitischen Sprecher der CSU-Fraktion, Eberhard Rotter, versprachen die Landespolitiker, der Forderungen der ILI Gewicht zu verleihen.

Wie Schreyer-Stäblein bestätigte, wollen die drei CSU-Abgeordneten in einem Schreiben an ihren Parteifreund Innenstaatssekretär Gerhard Eck darauf dringen, die Bitten der Lärmschutzinitiative bei der Ausschreibung der neuen S-Bahn zu berücksichtigen. "Es geht um definitive Zusagen", sagt Schreyer-Stäblein.

Die Initiative fürchtet, dass ihr Kampf von vorne beginnt

Die 2008 in Oberhaching gegründete ILI befürchtet, dass ihre in den vergangenen Jahren hart erkämpften Standards zur Minimierung von Lärmquellen bei abgestellten Zügen wieder wegfallen könnten, wenn neu ausgeschrieben wird. Mit der jetzigen, nachgerüsteten Münchner S-Bahn ist die Initiative inzwischen recht zufrieden. Es wurden Schalldämpfer in die Züge eingebaut, die laute, nächtliche Zischgeräusche erheblich reduzieren. Auch gibt es ein Meldesystem für akute Lärm-Störungen und die Zusage der Bahn, einen Techniker zu schicken, der das Problem möglichst sofort lösen soll.

Rückschritt beim Lärmschutz
:Neue Züge, alte Standards

Ruhende Triebwagen schnaufen, pfeifen und brummen so, dass an Schlafen oft nicht zu denken ist. Bei alten Zügen wurde schon nachgebessert - doch Anwohner fürchten die Anschaffung neuer Modelle.

Von Iris Hilberth

Einfacher wäre es aber, finden die Vertreter der ILI, schon bei der Konstruktion und Auslieferung neuer Züge den Lärmschutz entsprechend zu berücksichtigen. Sie sind davon überzeugt, dass dies nur gelingen kann, wenn die Ausschreibungen entsprechend formuliert werden. Nach einem Gespräch mit Verantwortlichen der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) bezweifelte der ILI-Vorstand aber stark, hier Unterstützung für ihr Ansinnen zu bekommen.

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft will auch leise Züge

Johann Niggl, der Geschäftsführer der BEG, sieht das anders. "Dies entspricht nicht der Wahrheit", teilt er mit. Vielmehr habe er den Vertretern der Lärmschutzinitiative bereits in einem Gespräch Ende 2014 zugesagt, dass neue S-Bahnfahrzeuge nicht lauter sein würden als die heutigen, umgerüsteten Fahrzeuge. Es sei richtig, dass sich die BEG in ihren Ausschreibungen an vorhandene Vorschriften halten muss. Aufgabe der BEG sei die Planung, Finanzierung und Kontrolle des Schienenpersonennahverkehrs in Bayern, nicht aber die Entwicklung oder Änderung von Vorschriften zur Lärmreduzierung.

"Die BEG befürwortet und unterstützt jedoch Maßnahmen zur Verminderung von Geräuschemissionen, sowohl bei fahrenden als auch bei abgestellten Fahrzeugen", so Niggl, das habe er auch im Gespräch mit der ILI bekräftigt. Diese Maßnahmen müssten allerdings nicht nur in der Praxis erprobt, sondern aufs Engste mit der Fahrzeugindustrie und der Zulassungsstelle, dem Eisenbahnbundesamt, abgestimmt werden. Er thematisiere den Lärmschutz im Netzbeirat gegenüber der DB Netz AG sowie bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger im Schienenpersonennahverkehr (SPNV), betonte Niggl.

Den Vertretern der Lärmschutzinitiative reichen diese Aussagen allerdings nicht. Sie befürchten, neue Fahrzeuge könnten ohne bindende Vorschriften hinter den erreichten, erträglichen Standard zurückfallen. Jetzt hoffen sie auf ein klares politisches Signal.

© SZ vom 11.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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