Weniger Flüchtlinge erreichen den Landkreis:Nur eine Verschnaufpause

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Auch wenn derzeit kaum Flüchtlinge ankommen, geht das Landratsamt weiter von 9000 bis Jahresende aus

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Mittlerweile können die Mitarbeiter des Landratsamtes - vor allem jene der Stabsstelle Asyl - die zweite Woche ein wenig durchschnaufen; derzeit werden dem Landkreis München von der Regierung von Oberbayern keine Flüchtlinge zugewiesen. Dies, bestätigt eine Sprecherin des Landratsamtes, sei erstmals seit September vergangenen Jahres der Fall.

Einzig am vergangenen Donnerstag musste das Amt eine sechsköpfige Familie unterbringen. Die Behörde schaltet aber keineswegs in den Ruhemodus, schließlich rechnet niemand in der Stabsstelle Asyl damit, dass die Herabsetzung der Zuweisungen über die Osterferien hinaus anhält.

Unterkünfte sind trotz rückläufiger Zahlen belegt

Auf die Belegung in den Notunterkünften und Erstaufnahmeeinrichtungen im Landkreis haben die aufgrund der derzeit nahezu komplett geschlossenen Balkanroute rückläufigen Flüchtlingszahlen keinen Einfluss, lässt das Landratsamt verlauten. In der Traglufthalle im Grünwalder Ortsteil Wörnbrunn befinden sich konstant um die 280 Schutzsuchende, in Haar 230 und in Neubiberg und Oberhaching jeweils etwas mehr als 250 Menschen. "Auch alle anderen Einrichtungen sind belegt", sagt Landratsamtssprecherin Christina Walzner. "Es gibt zwar immer eine ganz normale Fluktuation, aber die Unterkünfte werden natürlich weiter benötigt."

Auch die weitergehenden Planungen des Landkreises und seiner 29 Städte und Gemeinden würden nicht korrigiert, sagt Landrat Christoph Göbel (CSU) immer wieder. Zwar würden mancherorts, wie etwa in Ottobrunn in der Diskussion um die Flüchtlingssiedlung am Kathi-Weidner-Weg für bis zu 320 Menschen, Stimmen laut, weniger Wohnungen und Häuser zu bauen; der trügerischen Hoffnung, der Landkreis werde bis Ende des Jahres weniger Menschen unterbringen müssen als prognostiziert, dürfe man sich aber nicht hingeben.

Der Landrat erwartet mit besserer Witterung eine neue Situation

Göbel geht fest davon aus, dass bei besserer Witterung wieder mehr Menschen nach Deutschland und somit auch in den Landkreis kommen werden. Aus diesem Grund seien alle weitreichenden Planungen von der prognostizierten Zahl von 9000 Schutzsuchenden für den Landkreis München bis Ende des Jahres abhängig.

Die Überbrückungsunterkunft im Dornacher Gewerbegebiet indes, in der Asylbewerber zwischen der Aufnahmeneinrichtung und der Anschlussunterbringung bleiben, wird voraussichtlich zum 31. Mai schließen. So lange besteht eine Vereinbarung zwischen der Gemeinde Aschheim und der Regierung von Oberbayern. Eine Fortführung über dieses Datum hinaus hat der Gemeinderat im Februar ausgeschlossen und damit seine eigene Resolution vom September 2015 bestätigt. Gleichzeitig hat das Gremium den Weg für eine kleinteiligere Unterbringung auf mehreren Grundstücken freigemacht. Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU) ließ verlauten, dies sei zwar der kompliziertere Weg als mit einer großen Unterkunft, auf Dauer aber der bessere im Sinne guter Integration mit "vielen Nachbarkontakten".

Die Regierung von Oberbayern weist ihrerseits darauf hin, dass der vom Ministerrat beschlossene Notfallplan weiter Bestand habe - Landratsämter und kreisfreie Städte dementsprechend weiter in der Lage sein müssen, im Falle eines Anstiegs kurzfristig 300 Plätze bereitstellen zu können. Das jeweilige Landratsamt entscheide aber, ob nochmals dieselben Gebäude herangezogen würden.

Johanniter sehen Schließung in Dornach mit gemischten Gefühlen

Im Gewerbegebiet sind derzeit etwa 280 Menschen - darunter viele Familien - untergebracht, die von den Johannitern und vielen Aschheimer und Dornacher Ehrenamtlichen rund um den Helferkreis betreut werden. Die Johanniter als Träger der Einrichtung blicken der wahrscheinlichen Schließung "mit gemischten Gefühlen" entgegen, wie ein Mitarbeiter sagt. "Die Stimmung hier ist sehr groß, die Hilfsbereitschaft hört nicht auf und es hat sich alles so gut eingespielt", sagt der Mitarbeiter. "Wird hier zugemacht, ist es auch deswegen traurig, weil die Unterkunft so viel besser ist als zum Beispiel Traglufthallen."

Die Johanniter, die zahlreiche neue Mitarbeiter mit befristeten Verträgen für die Arbeit in der Überbrückungsunterkunft ausgestattet haben, planen daher schon für die Zeit nach Dornach. "Wir werden wohl eine neue Unterkunft in München übernehmen und hoffen, dort alle mitnehmen zu können. Die Arbeit geht ja weiter." Vor allem dann, wenn die Flüchtlingszahlen wieder steigen.

© SZ vom 30.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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