Unterhaching:Stunk um die Wertstoffhäusl

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Den Deutschen wird ein fast erotisches Verhältnis zum Müll nachgesagt. Wer sonst trennt so akribisch? Aber die Nachbarn von Wertstoffinseln verzweifeln, wenn rund um die Uhr Glasflaschen eingeworfen werden. (Foto: Manfred Neubauer)

Bürger ärgern sich über Verunreinigungen und Lärmbelastung an Sonntagen.

Von Michael Morosow, Unterhaching

Nationalspieler Jérôme Boateng, so weiß man, wäre vielen Deutschen als Nachbar herzlich willkommen. Noch mehr, seitdem die AfD dies öffentlich in Zweifel gezogen hat. Es gibt aber auch Nachbarn, die wünscht sich wirklich kein Mensch. Welche, die laut sind und stinken und zu allem Überfluss regelmäßig die Sonntagsruhe stören.

In der Bürgerfrage-Viertelstunde der jüngsten Gemeinderatssitzung in Unterhaching berichtete eine Frau aus dem Fasanenpark von solch einem Typen: "Mein Nachbar ist das Wertstoffhäusl", sagte sie und erklärte dem Gremium, warum ihr das stinkt. Niemand schere sich darum, dass sonntags kein Altglas entsorgt werden darf. Und außerdem hinterließen die Leute hier alles Mögliche, von ausrangierten Polstermöbeln bis hin zu Toilettenschüsseln. "Tag und Nacht geht das so", zürnte die Bürgerin und fand dann auch noch einen trefflich anrüchigen Vergleich: "Wir sind im Landkreis ja Großlappen pur."

In Großlappen wohnt ja keiner, aber im Fasanenpark . . .

Nun gut, die Emissionen, die vom Klärwerk der Landeshauptstadt ausgehen, sind schon eine andere Hausnummer, aber dort wohnt auch kein Mensch unmittelbar neben dem Müllhaufen. Deshalb das dringende Anliegen der Frau aus dem Fasanenpark: "Ich bitte darum, dass am Sonntag zugesperrt wird."

Diese Bitte hatten freilich schon viele Unterhachinger aus anderen Ortsgebieten geäußert, weshalb die Gemeinde im März 2015 an vier Stellen einen Probelauf startete. An den großen Wertstoffsammelstellen an der Wallbergstraße, St. Alto-Straße und am Finsinger Weg, aber auch an der kleineren Sammelstelle an der Lohestraße hat die Gemeinde vom Bauhof bereits abschließbare Türen eingebaut, die einen müllfreien Sonntag garantieren. Jeweils samstags um 19 Uhr werden die Türen abgesperrt und montags um 7 Uhr wieder geöffnet.

Bisher habe man positive Erfahrungen gemacht, sagte Christian Franke vom Bauamt der Gemeinde. Dabei habe man die Sorge gehabt, dass die Leute sonntags ihren Unrat einfach vor der verschlossenen Türe abstellen. In der nächsten Gemeinderatssitzung werde man über die während des noch laufenden Tests gesammelten Erfahrungen berichten, kündigt Franke an. Ob nun auch das Wertstoffhäusl an der Fasanenstraße eine abschließbare Türe erhalten wird, ist noch offen.

© SZ vom 18.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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