Theater:Großer Auftritt mit bunten Zwergenmützen

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In Aktion: Die Schultheatergruppe des Carl-Orff-Gymnasiums auf der Leopoldstraße mit ihrem Stück "Geschichten gegen den Hass". (Foto: Florian Peljak)

Die Theaterklasse Q12 des Unterschleißheimer Carl-Orff-Gymnasiums erntet beim Kunst- und Kulturfestival "Corso Leopold" Applaus für ihre "Geschichten gegen den Hass".

Von Lara Jack, Unterschleißheim

In Aktion: Die Schultheatergruppe des Carl-Orff-Gymnasiums auf der Leopoldstraße mit ihrem Stück "Geschichten gegen den Hass". (Foto: Florian Peljak)

Ein Schwarzer Jazz-Musiker trifft auf den Anführer des Ku-Klux-Klans. Ein homophober Ire vom Land lernt einen schwulen Mann kennen. Über einem fremdenfeindlichen Ehepaar in einer Hamburger Reihenhaussiedlung zieht eine sechsköpfige Roma-Familie ein. In Zeiten von Echokammern und Filterblasen zeigen Schüler der Theaterklasse Q12 des Carl-Orff-Gymnasiums (COG) Unterschleißheim in ihrem Stück "Geschichten gegen den Hass", was passieren kann, wenn man mit genau den Menschen ins Gespräch geht, deren Weltbild überhaupt nicht mit dem eigenen korrespondiert. Die einzelnen Szenen basieren auf dem Buch "180 Grad" von Journalist und Autor Bastian Berbner, Erzählungen des Musikers Daryl Davis und Teilen aus Shakespeares "Romeo und Julia".

Auf der Leopoldstraße musste der Verkehr am vergangenen Wochenende heuer wieder dem Kunst- und Kulturfestival "Corso Leopold" weichen. Zwischen Imbissen und Parteiständen warten die Theaterspieler des Gymnasiums auf ihren Einsatz, von Aufregung noch keine Spur. Die Straße soll an diesem Tag ihre Bühne sein, Requisiten gibt es kaum. Einzig ein Klavier und ein Gartenzwerg zieren den grauen Teer. Unter dem Lied "Broadminded" von Daryl Davis stürmen die Schüler mit bunten Zwergenmützen auf die Bühne und gliedern sich nach und nach in einen synchronen Tanz ein. Zwei Darstellerinnen entledigen sich inmitten der Choreografie ihrer Kopfbedeckung und setzen in Monologen den Ton für das restliche Stück: Muss man mit Antisemiten, Rassisten und Verschwörungstheoretikern wirklich ins Gespräch gehen? Ist es die Energie wert?

Vier Szenarien weben sich durch das gesamte Stück, getrennt durch kurze Tanzeinlagen und philosophische Mono- und Dialoge. In den Geschichten, die die Schüler erzählen, kollidieren die unterschiedlichsten Weltanschauungen. Wie reagiert ein Schwarzer Mann auf einen offenkundigen Rassisten? Wie erklärt ein homophober einem schwulen Mann, weshalb er ihn so verurteilt? Der Konflikt erscheint unweigerlich. Ob das nur gutgehen kann, fragt sich der Zuschauer.

Tanzeinlagen wechseln sich mit philosophischen Mono- und Dialogen ab. (Foto: Florian Peljak)
Die Choreographie sitzt ausnahmslos. (Foto: Florian Peljak)

Was sich auch spürbar durch den ganzen Auftritt zieht, ist die Freude der Schüler an ihrem Schauspiel. Ihre Texte tragen sie mit Inbrunst vor, die Choreografie sitzt ausnahmslos und aus ihrer Mimik lässt sich lesen: Sie nehmen die Geschichten ernst, die sie hier erzählen. Obwohl immer nur vereinzelte Schüler die Hauptrollen einnehmen, tragen die Spielenden im Hintergrund maßgeblich zum Grundton der jeweiligen Geschichten bei. Sie marschieren hinter den Protagonisten umher, provozieren mit Gestik und Mimik den ein oder anderen Lacher im Publikum oder sorgen für eine bedrohliche Atmosphäre, wenn sie ihre weißen Masken aufziehen und ihre Hände zu Waffen formen.

Die Freude der Schüler am Auftritt ist nicht zu übersehen. (Foto: Florian Peljak)

Alle vier Szenarien lösen sich am Ende aber doch noch zum Guten auf, abgesehen vom allbekannten tödlichen Ende von "Romeo und Julia". Die Protagonisten setzen sich mit ihren eigenen Vorurteilen auseinander, lernen und knüpfen über ihre eigene Weltanschauung hinweg Freundschaften. Das Stück endet in einer anspruchsvollen Body Percussion, dann gibt es Applaus.

Ziemlich überraschend ist zuletzt das Statement des Co-Leiters der Theatergruppe am COG, Michael Blum, dass das Stück vollkommen im Lockdown entstanden sei. "Die Schüler haben in kleinen Videokonferenzen selbst die Zwischendialoge geschrieben, vorgetragen und verändert. Die Entstehung des Stückes hat alle Phasen des Homeschoolings durchgemacht. Auch die Body Percussion haben wir online einstudiert", sagt Blum. Im Juli wird das Stück erneut in großem Rahmen aufgeführt. Dann geht es nämlich für die Schüler nach Aschaffenburg zu den Theatertagen der Bayerischen Gymnasien.

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