Straßlach-Dingharting:Au revoir, L'Estragon

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Christophe Trichard hat das Restaurant "L'Estragon" 13 Jahre lang betrieben. Nun hört er auf. (Foto: Claus Schunk)

Miroslav Klose, Stefan Effenberg und Rudolph Mooshammer waren hier - jetzt macht das beliebte französische Lokal in Straßlach-Dingharting zu. Der Grund: Baumängel.

Von Michael Morosow, Straßlach-Dingharting

Wer weiß, vielleicht hat Christophe Trichard schon einmal die Grundlage geschaffen für eines der vielen berauschenden Fußballspiele des FC Bayern München in den vergangenen 13 Jahren. Miroslav Klose und Dieter Hoeneß zählten zu seinen Stammgästen, Stefan Effenberg feierte hier seinen 40. Geburtstag. Aber auch Rudolph Moshammer, Joachim und Thomas Fuchsberger, eine Reihe weiterer Prominenter aus dem nahen Grünwald und, nicht zuletzt, Straßlachs Bürgermeister Hans Sienerth zählten zu den Stammgästen des Restaurants "L'Estragon"", das sich in Gourmet-Kreisen einen tadellosen Ruf erworben hatte.

"Bestes Restaurant im Süden Münchens" - "Super Franzose", "Schon lange eine Institution", "Wer die traditionelle französische Küche liebt, ist hier im richtigen Traumgarten!" posteten zuletzt offenbar sehr zufriedene Gäste in Internet-Foren. Jetzt hat der Wirt Au Revoir gesagt.

Warum eine Renovierung keine Option mehr war

Seit 10. Januar hat der "Traumgarten" geschlossen. Grund für das jähe Ende: Eine ganze Liste von vom Landratsamt beanstandeter Baumängel wie Schimmelbefall in der Spülküche oder über den Putz gelegte Stromleitungen sowie die Weigerung des Wirtes, für das Versäumnis des Hausbesitzers nun gerade zu stehen. Die letzte Chance, um die Schließung des Lokals noch abwenden zu können, verstrich im November 2015, als sich ein Vertreter des Landratsamtes, Wirt Christophe Trichard, seine drei Angestellten und der Hausbesitzer zu einer Besprechung im L'Estragon zusammensetzten. Auf dem Tisch lagen zwei Möglichkeiten: "Schließung oder gründliche Renovierung".

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Bei diesem Gespräch habe der Hausbesitzer zwar seine Bereitschaft bekundet, alle beanstandeten Mängel beheben zu lassen, aber für ihn sei diese Lösung keine Option mehr gewesen, sagte Christoph Trichard zu SZ. Die Renovierung dauere drei, vier Monate. Während dieser Zeit hätte er zwar keine Pacht bezahlen müssen, aber auch keinen Verdienstausfall bekommen. Und seine Angestellten hätte er weiter bezahlen müssen, erklärt der Franzose seine Entscheidung, die ihm sehr schwer gefallen sei. Außerdem habe er bei seinem Antritt vor 13 Jahren schon einmal circa 200 000 Euro in die Renovierung und den Bau des Wintergartens gesteckt.

Am Ende flossen die Tränen

"Ich bin supertraurig, aber eine Tür geht zu, die andere geht auf, und ich bin noch jung", gibt sich der 43-Jährige zuversichtlich. Seine Zukunft bleibe in jedem Fall die Gastronomie. Zu seinen Gästen zählten nicht nur Prominente, auch viele Rentner und Geschäftsleute aus Straßlach-Dingharting und Grünwald ließen sich regelmäßig im L'Estragon nieder. In der letzten Woche vor der Schließung brummte das Geschäft geradezu. "Die letzte Woche war die beste seit zwei Jahren", berichtet der Wirt und Koch.

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Als Trichard und seine Frau Katrin am Freitag, 8. Januar, die Stammgäste zu einem Abschiedsabend einlud und für sie ein "flying Buffet" fertigte, kochten auch die Emotionen hoch. "Es gab Tränen", erinnert sich der Franzose, der 1996 nach Deutschland umsiedelte und im November 2002 einen Griechen als Wirt der Straßlacher Gaststätte ablöste. 110 Gäste seien gekommen, einige hätten sogar eine Stunde auf einen Tisch gewartet. "Wir haben uns alle geduzt, wir waren eine große Familie", schwärmt Trichard.

Auch der Bürgermeister von Straßlach-Dingharting, Hans Sienerth, zählte zur "Trauergemeinde", die ihren Wirt noch einmal hochleben ließ, bevor dieser den Schlüssel zum letzten Mal im Schloss drehte. Der Rathauschef wartete mit einer Eloge auf den Wirt auf und hielt dabei mit seiner Wehmut über den Verlust des Lokals und vor allem des Wirtes nicht hinter dem Berg. "Trichard war ein guter Gastgeber.

Ein Abschied in Würde

Er geht in Würde und erhobenen Hauptes, das Aus für das Lokal hat nicht er zu verantworten", sagte der Rathauschef zur SZ. Das Speiselokal sei in den 13 Jahren zu einer Institution geworden. "Es war ein tolles Lokal mit sehr guten Weinen, das seiner Gemeinde internationalen Flair verliehen habe. "Ewig schade, dass jetzt Schluss ist", sagte der Rathauschef. Die Gemeinde sei zu keinem Zeitpunkt in die Entwicklung eingebunden gewesen. "Was der Hausbesitzer jetzt vorhat, wissen wir nicht", sagte Sienerth.

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Der bis Ende des Jahres laufende Pachtvertrag sei im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst worden, sagte der Hausbesitzer zur SZ. "Es sind verschiedene Sachen zu machen. Mal schauen, was das kostet, dann sehen wir, wie es weitergeht", sagte er. Aber wahrscheinlich werde wieder eine Wirtschaft in dem Haus eröffnen.

Die Probleme in der beliebten Straßlacher Gaststätte hätten sich in Folge baulicher Mängel ergeben, bestätigte Christine Spiegel, Sprecherin des Landratsamtes München, auf Anfrage. Durch bereits zuvor eingeleitete Maßnahmen des Gaststätteninhabers hätten aber keine Gefährdungen für den Verbraucher bestanden, heißt es in einer Presseerklärung der Behörde. "Allerdings stellt dies keine Dauerlösung dar, weshalb langfristig eine Sanierung erforderlich ist, um dort einen Gastronomiebetrieb zu führen."

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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