Sportgelände:Matchball für Peter Elter

Lesezeit: 5 min

Geschäftsführerin Melanie Elter und ihr Vertreter Dominik Lindemann. (Foto: Angelika Bardehle)

In Grünwald konkurrieren der Tennisklub des Ex-Profis und die Tennisfreunde um die Halle und Plätze der Gemeinde. Jetzt hat das Rathaus die Verträge mit dem Unternehmer um mehr als zehn Jahre verlängert. Die Vereinsmitglieder fühlen sich belogen

Von Claudia Wessel, Grünwald

Hier hinten hat alles angefangen. Wo jetzt beim Rundgang Winterruhe über den Tennisplätzen im Freizeitpark an der Dr.-Max-Straße liegt und das kleine Klubhaus geschlossen da steht, war am 1. April 1994 einiges los. An diesem Tag wurden die fünf Tennis-Freiplätze an Peter Elter übergeben und mit einem kleinen Spaß-Match eröffnet, erzählt die Geschäftsführerin der Firma Elter Sports, Melanie Elter.

Sie war damals gerade mal fünf Jahre alt, kann sich aber noch gut an den Tag erinnern, denn nach ihrem Vater Peter Elter durfte auch sie einen Ball mit dem damaligen Grünwalder Bürgermeister Hubertus Lindner wechseln. Zuvor hatte ihr Vater, der Anfang der Achtzigerjahre zu Deutschlands besten Tennisspielern zählte, dasselbe getan und sich eine kleine Schmach abgeholt. "Herr Lindner hat damals meinen Vater mit einem Ass düpiert", erzählt Melanie Elter und lacht.

25 Jahre lang war die Tennis-Welt in Grünwald klar geordnet

Das hat Elter jedoch mit Fassung getragen, schließlich hatte er Lindner ja zu verdanken, dass er damals nach Ende seiner Profikarriere als Unternehmer Fuß fassen konnte. Weil der Bayerische Tennisverband damals die Plätze im Grünwalder Freizeitpark aufgab, hatte Elter auf eine entsprechende Anzeige in der Zeitung geantwortet. Die Gemeinde entschied sich für ihn und gegen große Konkurrenten wie Sport Scheck.

Schon im Dezember 1993 wurde die Zwei-Feld-Halle an der Dr.-Max-Straße eröffnet, im Frühling dann die dazugehörigen Freiplätze. Beides zusammen hat Peter Elter also seit fast 25 Jahren von der Gemeinde gepachtet. 25 Jahre, in denen die Tenniswelt in Grünwald sozusagen klar geordnet war. Doch seit einiger Zeit herrscht Unruhe auf und neben dem Platz, wird der weiße Sport in der Isartalgemeinde quasi befleckt.

Wie ist es dazu gekommen? Elters Auftrag von der Gemeinde war damals laut Tochter Melanie, "dass Tennis jedem zugänglich sein sollte". Damals nämlich, erinnert sie sich, war Tennis noch ein Sport für die Reichen. "Gerade Tennisvereine waren sehr elitär." Das Novum bei Elter sei gewesen, "dass jemand, der nur ab und zu spielen möchte, das auch kann. Das war nur in sehr wenigen Anlagen möglich."

Schon drei Jahre nach der Übernahme der Dr.-Max-Straßen-Plätze konnte sich das Unternehmen vergrößern. Peter Elter kaufte im Erbbaurecht ein Grundstück an der Südlichen Münchner Straße von der Gemeinde, also nur wenige Minuten von der anderen Tennisanlage entfernt. Dort baute er im großen Stil weitere Hallen, Freiplätze, ein Restaurant, brachte darin Tennis unter, aber nach und nach auch Fitnesscenter, Sauna, Wellness, Massage und die Kinderspielhalle "Coco Loco". Es entstand ein großes Sportcenter, in dem Kinder von drei Jahren an Tennisunterricht nehmen können, Erwachsene zu verschiedenen Mitgliedsbedingungen Tennisplätze mieten oder im Fitnesscenter trainieren können.

Christian Geigle mit seinen "Kummerordnern", in denen er Papiere und Protokolle in Sachen Tennis gesammelt hat. (Foto: Angelika Bardehle)

Plötzlich gründete sich ein verein: die Tennisfreunde

Die Hauptaktivitäten verlagerten sich nach dem Bau nach vorne, berichtet Melanie Elter. Viele wollten gerne dort in der Halle oder auf den Freiplätzen spielen, um sich danach gleich im Restaurant zu entspannen. Es gebe aber dennoch immer noch Spieler, die sehr gerne zu den hinteren Plätzen gehen, vielleicht gerade weil sie dort keine Zuschauer hätten. Die hinteren Plätze, so die Geschäftsführerin, würden auch besonders von den Mannschaftsspielern gerne genutzt. Es gibt nämlich seit 1995 auch den Tennisclub Grünwald, einen Verein, der es seinen Mitgliedern ermöglicht, an Wettbewerben teilzunehmen. Auch diesen hatte Elter gegründet.

Bis vor zwei Jahren lief alles harmonisch: Wer in Grünwald Tennis spielen wollte, spielte bei Elter und buchte entweder eine Klubmitgliedschaft für 115 Euro pro Monat als Erwachsener, Kinderbetreuung, Wellness und Nutzung von Coco Loco inklusive, so schildert es Melanie Elter. Wer im Winter aufs Tennisspielen verzichtet, kann auch nur eine Sommermitgliedschaft von 1. Mai bis 17. September für 225 Euro buchen, Kinder zahlen dafür nur 105 Euro. Für diesen Preis kann man so oft spielen wie man möchte, die Plätze muss man vorher buchen.

Dann aber hätten plötzlich seltsame Dinge in den Zeitungen gestanden, sagt Melanie Elter. Ein Tennisverein hatte sich gegründet: die Tennisfreunde Grünwald. Aus der Presse erfuhr die Geschäftsführerin, dass dieser Verein gerne die Plätze an der Dr.-Max-Straße pachten wolle und dass die rund 300 Mitglieder des Vereins angeblich keine Möglichkeit hätten, in Grünwald zu spielen.

Sie verstand das alles nicht und war traurig. Warum spielten sie nicht bei ihnen? Individuell, nicht als Verein. Einen Teil ihres Unternehmens einfach so weggeben, also die Plätze an die Tennisfreunde vermieten, das kam für Melanie Elter nicht infrage. Die fünf Plätze der ersten Stunden sowie die Halle und das Klubhaus wollten sie und ihr Vater nach wie vor für sich behalten.

"Als Unternehmer verstehe ich das natürlich", sagt Christian Geigle. Er ist Vorsitzender der Tennisfreunde Grünwald. Beim Treffen in seinem Büro an der Almrauschstraße versichert er, man wolle Peter Elter auf keinen Fall etwas wegnehmen oder ihm schaden. Die Sache habe aus seiner Sicht ganz harmlos angefangen. Geigle, der er seit seinem zehnten Lebensjahr Tennis spielt - auch mal eine Zeitlang bei Elter Sports - und seine Sportsfreunde hätten beobachtet, dass die Dr.-Max-Tennisplätze fast nie belegt waren. Auch das dazugehörige Klubhaus schien ihnen verwaist. So kamen sie auf die Idee, bei der Gemeinde nachzufragen, ob nicht ihr Verein diese Anlage pachten könne.

Der Bürgermeister steht im Zentrum der Kritik

Was man dann erlebt habe, sei überraschend und enttäuschend gewesen. Zum einen habe es geheißen, dass eine Anwohnerin der Dr.-Max-Straße erfolgreich wegen Lärmbelästigung durch Tennis geklagt habe und man um die Genehmigung auch der anderen Sportstätten im Freizeitpark fürchte, weshalb ein buntes und lautes Vereinsleben im Klubhaus und auf den fünf Plätzen unmöglich sei. Das schien unlogisch, denn dann könnten auch Elter-Mitglieder dort nicht spielen.

Richtig schlimm aber fand Geigle, dass man falsche Informationen über den bestehenden Pachtvertrag zwischen Gemeinde und Elter erhalten habe. So habe Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) ihm mitgeteilt, den Pachtvertrag mit Elter könne man gar nicht kurzfristig kündigen. Geigle, dem eine Kopie dieses - inzwischen veralteten - Pachtvertrags vorliegt, weiß, dass das nicht stimmt. Die Gemeinde konnte mit einer Frist von drei Monaten zu jedem 30. April und 30. September kündigen. Die Tennisfreunde fühlen sich belogen.

Sie recherchierten weiter und fanden heraus, dass Elter seinen Auftrag, Tennis für Grünwalder zu bieten, nicht wirklich erfülle. "Er vermietet die Halle an der Dr.-Max-Straße meist an auswärtige Vereine und an eine Münchner Tennisschule." Die Wettkämpfe zwischen auswärtigen Vereinen und Spielern, die dort stattfinden, könne man im Internet nachlesen. Die Tennisfreunde wären übrigens auch mit der Halle zufrieden, um Lärm draußen zu vermeiden, sagt Geigle.

Eine weitere Enttäuschung für den neuen Verein war, als kürzlich die Tatsachen geschaffen wurden, die Neusiedl schon seinerzeit behauptet hatte: Der Pachtvertrag mit Elter wurde erneuert und die erste Kündigungsmöglichkeit für 31. Dezember 2028 festgelegt. "Das tut er alles nur, weil er uns loswerden möchte", klagt Geigle. Aber warum? "Wenn wir das wüssten", sagt Geigle schulterzuckend. Er kann nicht verstehen, dass die Gemeinde sich nicht bemüht, alle Tennisspieler zum Zuge kommen zu lassen.

Aufgeben wollen die Tennisfreunde nicht. Sie spielen zwar weiterhin verstreut auf Anlagen in Nachbarorten - auch für ihr Ferienangebot an Grünwalder Kinder müssen sie Plätze in Furth mieten - doch von Plätzen in Grünwald träumen sie weiterhin. Im Verein zu spielen, sei eben für Familien erschwinglicher als bei Elter. Dass Elter vor zwei Jahren die Preise halbiert hat, führt Geigle auf die Gründung der Tennisfreunde zurück. Melanie Elter sagt, es gebe schon seit acht Jahren Rabattaktionen. Fast 95 Prozent aller Spieler zahlten nur den halben Preis. Daher habe man diese Preise schließlich ganz eingeführt.

© SZ vom 03.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: