Pullach:Viele Steine ins Rollen bringen

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Johanna Daiminger, 30, ist nicht neu bei der VHS Pullach. Zuletzt war sie stellvertretende Leiterin. In ihrer Freizeit ist sie als Trainerin beim TSV Wolfratshausen aktiv - ihrem Wohnort. (Foto: Claus Schunk)

Johanna Daiminger will als neue Chefin der Pullacher Volkshochschule die Gesellschaft mit prägen.

Von Michael Morosow, Pullach

"Am rollenden Stein wächst kein Moos", sagte einst Oskar Kokoschka. Diese Sentenz des Malers und Schriftstellers prangt als Untertitel auf einem Flyer der Volkshochschule Pullach, mit dem sie auf das Kursangebot "Besser denken mit Bewegung" für Menschen in der zweiten Lebenshälfte hinweist. Und das geflügelte Wort steht auch für das Bemühen der Bildungseinrichtung, nicht stur auf eingefahrenen Wegen zu wandeln, sondern ihr Programmangebot den gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen.

615 Kurse bietet die VHS an - ein umfangreiches Programm

"Die Kurse sind ein Beitrag auf dem Weg Pullachs zur demenzfreundlichen Gemeinde", sagt Johanna Daiminger, seit 1. Juli neue Leiterin der VHS Pullach, Nachfolgerin der langjährigen Leiterin Iris Kintzer. Die 30-Jährige ist nicht die Neue, die sich erst einarbeiten musste. Die Diplom-Sportwissenschaftlerin ist seit 2013 für die Volkshochschule im Einsatz, war Fachbereichsleiterin, danach Stellvertreterin von Iris Kintzer, von der sie zudem "sehr gut eingearbeitet" wurde in ihren Führungsjob.

Gut aufgelegt sitzt sie jetzt vor einem Capuccino im Café Dolce in der Ortsmitte. Die Vorbereitungen für das Herbstsemester sind abgeschlossen, das neue Programmheft ist gedruckt. Da kann sie anderntags guten Gewissens für zwei Wochen zum Surfen nach Portugal fliegen. Weil die Gelegenheit günstig ist, diktiert sie dem Reporter zuallererst und freundlich lächelnd eine Stellenanzeige in den Block: "Eine pädagogische Mitarbeitern hört auf, wir suchen Ersatz." Die junge Frau, so der erste Eindruck, will viele Steine ins Rollen bringen.

Aber sie kennt die Grenzen ihrer Möglichkeiten, in finanzieller und räumlicher Hinsicht. Gemessen an der Größe Pullachs biete man schon ein erstaunlich umfangreiches Programm mit 615 Kursen, sagt Johanna Daiminger. Und das, obwohl die finanzielle Ausstattung und die Räumlichkeiten nicht die besten sind. Was sie sich vor allem wünschen würde als neue Chefin der Pullacher Volkshochschule? "Es ist utopisch, ich weiß, aber ich würde mir ein eigenes Haus wünschen für VHS, Bücherei und vielleicht auch die Jugend- und Freizeitstätte", sagt sie. Aktuell teilen sich die VHS-Leitung und die sechs pädagogischen Mitarbeiter ein Büro mit zwei Räumen im Rathaus und ein Büro mit zweieinhalb Räumen im Kloster St. Gabriel, wo sich auch die meisten Schulungsräume befinden. Vier weitere stehen im Bürgerhaus zur Verfügung.

200 freiberufliche Dozenten und Dozentinnen leiten die Kurse, "und deren Gehälter erhöhen sich", weiß die neue VHS-Chefin. Die Gemeinde hat ihre finanzielle Unterstützung um 20 Prozent auf 88 000 Euro per anno angehoben, ein wenig steuern auch die Nachbarn Schäftlarn und Baierbrunn bei, aber das Gros der Einnahmen wird durch Kursgebühren generiert.

Man werde nicht umhin kommen, diese nach 2016 im Jahr 2018 abermals zu erhöhen, sagt Johanna Daiminger und nennt sogleich, sogar ungefragt, einen weiteren utopischen Wunsch, der unter dem Stichwort "Bildung für alle" stehen könnte: "Wenn wir von der Gemeinde mehr Geld bekämen, könnten wir die Gebühren senken."

Ein weiteres Projekt: Pullach soll demenzfreundliche Gemeinde werden

Die 30-Jährige hat ihr Diplom als Sportwissenschaftlerin an der TU München erworben, Fachbereich Gesundheitssport, Ernährung und Bewegung. Sie wird in Pullach weiter in den Bereichen Gesundheit sowie EDV und Beruf Kurse leiten, aber den Fachbereich "Junge VHS", also Kinder- und Jugendkurse, hat sie aus zeitlichen Gründen abgeben müssen. "Mit sehr weinendem Auge", wie sie sagt. In ihrer Freizeit ist sie Trainerin für Geräteturnen beim TSV in Wolfratshausen, ihrem Wohnort.

Wenn die sportliche Pädagogin aus ihrem Urlaub zurückkehrt, wird sie einen der für sie wichtigsten Steine ins Rollen bringen - die Gemeinde Pullach auf ihrem Weg zu einer demenzfreundlichen Gemeinde begleiten. Unter anderem mit einem Infoabend zum Thema Demenz im Januar.

Die Büros der Volkshochschule Pullach haben bis Ende der Sommerferien am Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag jeweils von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Das aktuelle Programmheft für das neue Herbst/Wintersemester ist an alle Pullacher Haushalte verteilt worden und liegt außerdem in den VHS-Büros auf. Die Anmeldung, für die Kurse aus dem eigenen Bereich "Musik", die derzeit nicht online zu buchen sind, ist am Mittwoch, 13. September, von 9 Uhr an persönlich und von 10 Uhr an möglich.

© SZ vom 07.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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