Pullach:Streit um Schumann-Orchester

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Erst im Januar gab das Schumann-Orchester Pullach im Bürgerhaus ein viel beklatschtes Konzert mit Werken von Mozart und Haydn. (Foto: Angelika Bardehle)

Die Kulturamtchefin und das Schumann-Orchester streiten in Pullach öffentlich über Qualitätsstandards und Belegungsrechte für das Bürgerhaus. Die Laienmusiker sehen sich vom Kulturamt schlecht behandelt.

Von Markus Mayr, Pullach

Die Chefin des Pullacher Kulturamtes hat das Schumann Orchester Pullach mutmaßlich harsch kritisiert. Hannah Stegmayer soll über das Laien-Orchester gesagt haben, dass es sich in das Bürgerhaus der Gemeinde gedrängt habe, obwohl es nicht dessen Niveau entspreche. Zudem sei der Name des Orchesters Hohn, da nur ein Pullacher darin spiele.

Stegmayer leitet als Kulturamtchefin das Bürgerhaus, in dem das Ensemble Ende Januar sein jährliches Winterkonzert gegeben hat - ohne für den Konzertsaal Miete zu zahlen. Dieses Privileg ist ausschließlich Pullacher Vereinen vorbehalten.

Die Kulturamtsleiterin spricht von einem Missverständnis

Stegmayer hat einem Bericht des Münchner Merkur zufolge die Vorwürfe in einer E-Mail an eine Redakteurin der Zeitung geäußert. Der Vorsitzende des Orchester, Ernst Gülpen, erfuhr davon aus der Zeitung. Der Süddeutschen Zeitung sagt Gülpen nun, dass Stegmayer dem Orchester "ständig Steine in den Weg gelegt" habe.

Auf Nachfrage wiederholt Stegmayer weder ihre Kritik, noch verneint sie, die E-Mail geschrieben zu haben. Vielmehr weicht sie ins Allgemeine aus und sagt: Es komme durchaus vor, dass sie im Gespräch mit Journalisten vertrauliche Sachen sage, die nicht unbedingt in die Zeitung kommen sollen.

Im Nachhinein scheinen der Kulturamtchefin im Rathaus ihre mutmaßlichen Äußerungen nachträglich unangenehm zu sein. Sie nennt sie ein "Missverständnis". Sie habe nichts gegen das Niveau des Orchesters, Laien "können machen, was sie wollen". Wie ein SZ-Kritiker erst im Januar in einer Konzertbesprechung urteilte, musiziert das Ensemble "auf dem höchsten Niveau, das Amateuren erreichbar sein dürfte". Stegmayer jedoch will nicht, dass jemand Laienmusiker im Kulturprogramm ihres Hauses verortet. Zwischen Profis und Laien sei zu differenzieren. Das habe sie der Merkur-Redaktion rüberbringen wollen. Aus Stegmayers Sicht gibt es demzufolge "überhaupt kein Problem".

Der Vorsitzende des Schumann-Orchesters fühlt sich benachteiligt

Vorsitzender Gülpen jedoch findet, dass sein Ensemble von der Kulturamtchefin benachteiligt wird. Der Zwist habe seinen Anfang im Jahr 2010 genommen. Damals beschlossen die Musiker, ihren Namenszusatz von "München" in "Pullach" zu ändern. "Als Münchner Orchester haben wir uns etwas hilflos und allein gelassen gefühlt", erzählt Gülpen. Sie hätten nur in Kirchen und Gemeindesälen spielen können. Die einen hätten eine schlechte Akustik und die anderen mit im Schnitt 100 Plätzen zu wenig Raum für Publikum.

In der kleinen Gemeinde hofften die Musiker mehr Beachtung zu finden und im Saal des Bürgerhauses spielen zu dürfen, der etwa 430 Zuhörer fasst. "Deswegen haben wir uns für Pullach entschieden", erzählt Gülpen. Ohne jedoch zu wissen, dass Pullacher Vereine den Saal kostenfrei bespielen dürfen. Drei Pullacher spielten aktiv im Orchester, passive Mitglieder habe der Verein etwa 30 aus der Gemeinde. Gülpens Angaben zufolge zahlte der Verein deshalb während der ersten drei Jahre als Pullacher Orchester etwa 2000 Euro Miete für den Saal.

Um einen Konzerttermin für kommendes Jahr soll gerungen worden sein

Um den Saal gratis nutzen zu können, hätten sie den guten Willen der Kulturamtchefin gebraucht. "Doch den hatten wir nicht", sagt Gülpen. Erst nachdem die 2014 frisch ins Bürgermeisteramt gewählte Susanna Tausendfreund ein gutes Wort bei Stegmayer eingelegt habe, sei ihnen dieses Privileg zuteil geworden. In Stegmayers Version der Geschichte hat die Gemeinde den Verein nur auf seine Rechtmäßigkeit hin überprüft; ein regulärer Vorgang, bevor Vergünstigungen gewährt würden.

Das Schumann Orchester hat am 260. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart Ende Januar sein jüngstes Konzert im Bürgersaal gespielt. "Seit mehr als sechs Wochen", sagt Gülpen, ringe er mit der Kulturamtchefin um einen Termin für das kommende Jahr. Erst jetzt, nachdem ihre mutmaßliche Kritik öffentlich geworden sei, habe er "positive Resonanz" von dieser erhalten. Stegmayer hingegen sagt, dass sie mitten in der Terminplanung stehe und der Ablauf "normal" sei.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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