Open-Air-Festivals:Garching rockt

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Die Universitätsstadt hat sich in den vergangenen zehn Jahren zu einer Hochburg der Open-Air-Festivals entwickelt. Was mit kleinen, von Schülern veranstalteten Konzerten begann, zieht inzwischen Tausende Besucher an

Von Marion Pfender, Garching

Weil es in Garching damals nicht viel gab für junge Musikbegeisterte, beschlossen einige Jugendliche vor gut elf Jahren, ein eigenes Freiluftkonzert zu veranstalten. Nach Monaten intensiver Vorbereitungen, unterstützt durch die Sozialpädagogin vom Jugendbürgerhaus Profil, wurde das "Open Air am Garchinger See" 2007 ein Erfolg. Dass sich Garching seither zu einer Hochburg der Musikfestivals entwickelt hat, ist nach diesem planvollen Start eher einer Reihe von Zufällen geschuldet.

Das Open Air am Garchinger See wird bis heute ehrenamtlich und basisdemokratisch organisiert. "Bei uns kann jeder mitmachen", erklärt Andreas Dimke, 23, vom Kernteam das Konzept. Die Jugendlichen treffen sich regelmäßig im Plenum, wo auch alle Entscheidungen getroffen werden, und kümmern sich zwischendurch in Arbeitsgruppen um Detailfragen wie Booking, Logistik, Technik und Social Media. Auch Sponsoren müssen gesucht werden, da der Zuschuss der Stadt, dieses Jahr immerhin 20 000 Euro, nicht ausreicht.

Ein Event für jeden - unabhängig vom sozial Hintergrund

Nachdem die Veranstaltung 2016 wegen einer Unwetterwarnung ins Wasser gefallen war, nahm das Organisationsteam die Zwangszäsur zum Anlass, um das Festival insgesamt neu zu positionieren. Ursprünglich mit dem Anspruch ins Leben gerufen, ein Fest für alle jungen Garchinger zu sein, unabhängig vom persönlichen Musikgeschmack oder sozialen Hintergrund, hatte in den vergangenen Jahren das Interesse der Besucher nachgelassen.

"Zuletzt hatten wir den Eindruck, dass manche Leute weniger wegen der Musik kamen, sondern eher, weil der Eintritt nichts kostet und das Bier relativ billig ist", erinnert sich Dimke, der seit vier Jahren dabei ist. "Wir wollten den Fokus wieder stärker auf die Festivalidee und die Musik legen."

Also ging das Organisationsteam ein Wochenende lang in Klausur. Unter dem neuen Namen "Seequency" passten es die Konzeption an, strich die zusätzliche DJ-Bühne und beschloss, sich auf regionale Bands aus Oberbayern zu konzentrieren. Ursprünglich war geplant gewesen, die Musikrichtung jährlich zu wechseln. Nun soll es aber doch beim Rock bleiben. Das Genre wird jedoch weit ausgelegt - Headliner ist am Samstag, 23. Juni, die Ska-Band Eskalation, daneben spielen Hard- und Punkrock-Gruppen, die Deutschrocker Zitronen Püppies und mit Mind Theater auch eine der Bands, die im Profil proben.

"Mit diesem Ansatz haben wir letztes Jahr gute Erfahrungen gemacht", sagt Dimke. "Er hat viele Leute angelockt, und mit einer festen Ausrichtung wollen wir uns ein Stammpublikum aufzubauen." Außerdem sei befürchtet worden, durch eine Zufallsentscheidung für das Elektro-Genre in Konkurrenz zu den beiden anderen Festivals in Garching zu treten, die sich auf diese Musikrichtung spezialisiert haben.

Die anderen Festivals, das sind die Elektro-Open-Airs "Schall im Schilf" und "Back to the Woods". Was heute professionell organisierte Veranstaltungen mit bis zu 10 000 Besuchern sind, begann ebenfalls als spontane Idee musikbegeisterter Jugendlicher: Nach ihrem Abitur veranstaltete eine Clique von zehn Garchinger Gymnasiasten eine Musikparty im Grünen, mit privat ausgeliehenem Material und ein paar Kästen Bier.

Mittlerweile kommen auch namhafte DJs

Es kamen mehr Gäste als erwartet, und die Organisation hatte den Schülern großen Spaß gemacht, also entstand die Idee, das noch einmal zu versuchen. "Wir hatten ein klares Bild im Kopf, wie ein Festival aussehen sollte, und das haben wir umzusetzen versucht", sagt Gabriel Adorf, einer der Gründer, die sich seit einigen Jahren mit der Kellerkind GmbH auch einen formalen Rahmen gegeben haben. Zu diesem Bild gehörte immer schon mehr als nur gute Musik.

Neben den Live-Acts engagieren die Kellerkinder auch Künstlerkollektive, die das Gelände mit skulpturalen Konstruktionen, Lichtinstallationen und Lasershows gestalten. Inzwischen sind die Festivals so bekannt, dass auch namhafte DJs gerne zusagen. Kellerkind versucht gezielt, auch Frauen zu buchen. "Da gibt es nur leider nicht viele", bedauert Adorf. Dieses Jahr hat es geklappt: Bei "Back to the Woods" am Samstag, 2. Juni, am TU-Campus legt Marcella auf, bei "Schall im Schilf" am Samstag, 28. Juli, am Garchinger See Or:la.

Gleich fünf Tage lang feiern derweil die Studenten am Campus: Das "Garnix"-Festival an der TU entstand 2011 als Ableger des "Tunix" am Münchner Königsplatz. Ein konkreter Anstoß könnte das Zeltlager gewesen sein, mit dem die Studenten im Vorjahr für ein Semesterticket demonstriert hatten . Von Montag, 11., bis Freitag, 15. Juni, gibt es von etwa 17 Uhr an Live-Musik von knapp 20 Bands, zusätzlich runden Vorträge, Filme und andere Aktivitäten das bunte Programm ab. Die zentrale Zielgruppe sind zwar die Studierenden und Angestellten der Hochschule. Aber die Garchinger Bevölkerung ist ebenfalls herzlich eingeladen. "Garnix" wird rein ehrenamtlich organisiert. Sogar die Essens- und Getränkestände - es gibt Steaks vom Holzkohlegrill, aber auch Vegetarisches - werden von den Studenten selbst betrieben.

"Back to the Woods" am 2. Juni ist bereits ausverkauft. Für "Schall im Schilf" am 28. Juli gibt es noch Karten (30 Euro plus Vorverkaufsgebühr). Bei "Garnix" vom 11. bis 15. Juni und "Seequency" am 23. Juni ist der Eintritt frei.

© SZ vom 01.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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