Neue Schulbauten:Oberhaching bekommt den Campus

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Der Kreisausschuss spricht sich einmütig dafür aus, Fachober- und Realschule am Deisenhofener Bahnhof zusammenzufassen. Die Gemeinde Sauerlach geht leer aus, darf sich aber Hoffnungen auf ein Gymnasium machen.

Von Martin Mühlfenzl, Oberhaching

Die Gemeinde Oberhaching erhält einen neuen Schulcampus bestehend aus einer Fachober- und einer Realschule. Der Kreisausschuss folgt damit einerseits einer Empfehlung der Verwaltung im Landratsamt und des bayerischen Kultusministeriums, die sich beide für Oberhaching als neuen Standort einer Fachoberschule ausgesprochen haben. Gleichzeitig setzt sich das Gremium über die Annahme des Ministeriums hinweg, das derzeit - noch - keinen Bedarf für eine weitere Realschule im südöstlichen Landkreis anerkennt. Die Gemeinde Sauerlach, die sich ebenfalls für beide Schulen beworben hatte, geht leer aus, darf sich aber langfristig Hoffnungen auf ein Gymnasium machen.

In der intensiven Debatte vor der eigentlichen Entscheidung wehrte sich die SPD-Fraktion noch einmal vehement gegen Oberhaching und warb eindringlich für die Gemeinde Sauerlach, in der es bisher noch keine weiterführende Schule gibt. Oberhaching ist dagegen bereits Standort eines Gymnasiums.

Den entscheidenden Moment, in dem sich das Gremium dann aber doch einheitlich auf einen neuen Schulcampus in Oberhaching einigte, bekam die Öffentlichkeit nicht mit. Hinter verschlossenen Türen wurde über die vollkommen unterschiedlich gelagerten Besitzverhältnisse der Grundstücke in den beiden Kommunen debattiert, auf denen gebaut werden soll. Während das in Oberhaching vorgesehene Areal am Deisenhofener Bahnhof der Gemeinde gehört, was bekannt ist, hat Sauerlach Informationen der Süddeutschen Zeitung zufolge bisher noch keine Anstrengungen unternommen, das für eine weiterführende Schule auserkorene Grundstück in seinen Besitz zu bringen.

Die SPD lässt sich umstimmen

Offenbar führte diese - für manchen im Gremium neue - Sachlage zu einem Umdenken bei den SPD-Kreisräten Ingrid Lenz-Aktas, Annette Ganssmüller-Maluche und Edwin Klostermeier. Alle drei stimmten letztlich für den Schulcampus in Oberhaching. Zudem befürwortet der Ausschuss grundsätzlich den Neubau eines Gymnasiums in Sauerlach. Allerdings muss sich die Gemeinde dafür auch erst um ein Grundstück bemühen.

Das Votum des Kreisausschusses entspricht damit exakt dem interfraktionellen Antrag von CSU und Freien Wählern, den die beiden Fraktionen eine Woche zuvor im vorberatenden Ausschuss für Bauen und Schulen eingebracht hatten. Dieser hat dann zunächst nur für den Bau einer Fachoberschule entschieden, den Bau einer Realschule - der Empfehlung des Ministeriums folgend - vertagt und ein mögliches Gymnasium in Sauerlach überhaupt nicht beraten. Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (parteifrei) zeigte sich nach der Entscheidung für die FOS in Oberhaching empört und warf den Freien Wählern vor, sie und ihre Gemeinde im Stich zu lassen.

Es war an Ismanings Alt-Bürgermeister und Kreisrat Michael Sedlmair (Freie Wähler), der sich lange für Sauerlach ausgesprochen hatte, die Debatte auf eine sachliche Ebene zurückzubringen. "Man tut sich nicht leicht. Aber es gibt ganz klare Argumente pro Oberhaching, über die wir nicht hinweg kommen", sagt Sedlmaier. "Auch wenn ich der Kollegin Bogner gerne helfen würde, muss ich mich auf Argumente stützen." Es dürfe nicht, wie seitens der SPD, über einen "Wunschstandort" gesprochen werden, sagte Sedlmair.

Die Argumente brachte Landrat Christoph Göbel (CSU) zu Beginn ein: Oberhaching habe eine hervorragende Verkehrsanbindung durch S-Bahn und Bayerische Oberlandbahn, sagte er. Und weiter: "Die Flächen sind im Besitz der Gemeinde." Dies ist entscheidend, da die Kommune, die eine Real-, Fachoberschule oder ein Gymnasium bauen will, die Fläche einbringen muss.

Je länger die Diskussion dauerte, desto deutlicher wurde, dass parteiübergreifend Konsens besteht, sich nicht auf eine Fachoberschule konzentrieren zu wollen, sondern auch gleich die Realschule mit zu beschließen. "Die Notwendigkeit einer weiteren Realschule im Südosten ist absolut vorhanden", sagte Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU). Göbel sagte, das Schreiben des Ministeriums beeindrucke ihn nicht sehr: "Die Zahlen, die da kommen, sind schon veraltet, wenn sie geschrieben sind." Allerdings, ergänzte der Landrat, sei eine Realschule in Sauerlach "nicht genehmigungsfähig". SPD-Kreisrätin Ganssmüller-Maluche plädierte dennoch dafür, auch den "ländlichen Raum zu stärken", da bei einer Realschule ein Großteil der Schüler aus München käme.

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Hinter der Entscheidung für Oberhaching als Standort einer Fach- und Berufsoberschule vermutet Bürgermeisterin Bogner ein Komplott zwischen CSU und Freien Wählern.

Von Martin Mühlfenzl

Zuvor war deutlich geworden, dass noch nicht abgeschlossene Verhandlungen auch den beschlossenen Bau der beschlossenen Realschule in Höhenkirchen-Siegertsbrunn verzögern.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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