München:Universell und zeitlos

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Eine Hamlet-Adaption der Freien Bühne München

Von sTefanie Schwetz

Haar - Manchmal ist es hilfreich, in den Wahnsinn abzugleiten, sich einem Zustand abseits der Wirklichkeit zu nähern, um die realen Fakten neu zu überdenken. Das ist die Strategie des dänischen Prinzen Hamlet, um den gewaltsamen Tod seines Vaters zu rächen.

William Shakespeare hat den daraus entstehenden Strudel der Gewalt einst in seinem "Hamlet" verarbeitet. 1977 hat der Dramatiker Heiner Müller den Stoff komplett in seine Einzelteile zerlegt, um daraus ein ganz neues theatrales Gerüst zu bauen. Ein kühnes Unterfangen war das damals. Entstanden ist das Stück "Die Hamletmaschine", das den Blick auf das alltägliche Grauen und die sich dahinter verbergenden Potenziale und Utopien lenkt. Das inclusive Ensemble der "Freien Bühne München" hat den Hamlet nun auf ganz neue Weise gegen den Strich gebürstet und dabei vieles, was auf Shakespeare und Müller zurückzuführen ist, entrümpelt - idealistisch, witzig und provokant. "Hamlet: eine Maschine" lautet der Titel dieser freien Adaption. Dabei geht es nicht nur um das Spiel mit Rollen und Identitäten, sondern auch immer um Schuld und Sühne. Eine vielschichtige Persönlichkeit ist dieser Hamlet: ein Zweifler, ein Wahnsinniger, ein Einsamer und gleichzeitig ein Schauspieler, der all das nur mimt. Es ist das um Liebe, Freundschaft, Machtgier und Verrat kreisende Schicksal eines menschlichen Selbstläufers, das hier verhandelt wird - zeitlos und universell. "Ich war Hamlet. Ich stand an der Küste und redete mit der Brandung Blablabla, im Rücken die Ruinen von Europa."

An diesem Freitag, 30. September, von 19 Uhr an wird "Hamlet: eine Maschine" unter Regie von Jan Meyer im Kleinen Theater Haar, Casinostraße 75, aufgeführt. Einen Vorgeschmack auf die Vorstellung bekommt man www.freiebuehnemuenchen.de. Karten gibt es telefonisch unter ☎ 089/890 56 98 10 oder online unter www.reservix.de.

© SZ vom 29.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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