Möbelhaus:Lucky Luke hilft bei Ikea aus

Lesezeit: 2 min

Lucky Luke ist eigentlich Cowboy, aber inzwischen auch Mitarbeiter bei Ikea. (Foto: imago/United Archives)

Wundern Sie sich nicht, wenn in München-Brunnthal Lucky Luke ausgerufen wird. Der gehört da zum Personal. Wirklich.

Von Iris Hilberth

Fühlen wir uns nicht immer ein bisschen schwedisch, wenn wir eintauchen in diese Welt von Klippan, Pax und Poäng? Wir haben den meist als sympathisch empfundenen skandinavischen Akzent aus der Ikea-Werbung im Ohr, während wir uns an den vielen praktischen Dingen vorbeischieben, von denen wir annehmen, die Schweden haben damit alle ihre rot angestrichenen Holzhäuschen ausgestattet.

Und es würde uns nicht wundern, wenn plötzlich dieses Mädchen mit den Sommersprossen und den lustigen Zöpfen um die Ecke eines Billy-Regals schauen würde oder Michel aus Lönneberga aus dem Småland abgeholt werden soll. Doch nichts dergleichen passierte bislang in der Filiale des Möbelriesen in Brunnthal. Stattdessen diese Ansage: "Lucky Luke, bitte zur Warenausgabe!"

Lucky Luke? Der einsame Cowboy, der schneller schießt als sein Schatten? Lucky Luke, der im Wilden Westen für Recht und Ordnung sorgt und ständig dummdreiste Banditen fängt? Was bitte macht ein Comic-Cowboy in einer durch und durch schwedischen Verkaufshalle für Badezimmerunterschränke, Küchenutensilien, Sofabezüge und Teelichter? Sollten sich etwa die ebenso berüchtigten wie dämlichen Dalton-Brüder in einem der farbenfrohen Aufbewahrungssysteme versteckt haben?

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Und während der Kunde noch gespannt darauf wartet, ob jetzt tatsächlich gleich Jolly Jumper mit dem einsamen Cowboy im Sattel den Gang zwischen den Muster-Jugendzimmern entlanggaloppiert oder dessen bisweilen etwas verwirrter Hund Rantanplan, vom Kötbullar-Duft angelockt, den direkten Weg ins Ikea-Restaurant einschlägt, fangen ringsherum die gelb-blau gekleideten Mitarbeiter an zu telefonieren. Sollte "Lucky Luke" etwa ganz Schlimmes ankündigen? Ist Lucky Luke womöglich aus dem Bällebad der Kinderbetreuung nicht wieder aufgetaucht? Manche Leute geben ihren Kindern ja die abenteuerlichsten Namen.

Codes für Durchsagen haben immer etwas Rätselhaftes. Es gibt diese Geheimsprache schon so lange, wie es Kaufhäuser gibt. "Frau Müller auf 17" hat sicher jeder schon mal gehört und es klingt auch wahnsinnig wichtig. Doch ist diese Durchsage meist allein der Tatsache geschuldet, dass es doch etwas peinlich wäre, würde man "Frau Müller geht aufs Klo" durch die Verkaufsräume rufen. Ob nun der Cowboy in Brunnthal an der Warenausgabe an diesem Tag noch angekommen ist, ließ sich nicht endgültig klären.

Dort hieß es, Lucky Luke sei nur ein "Geist". Was die Sache noch mysteriöser macht. Der nette Ikea-Mann an den Kassen verrät immerhin soviel: Lucky Luke sind alle. Zumindest sollten sich bei dieser Durchsage sämtliche Mitarbeiter angesprochen fühlen, an anderer Stelle - etwa an der Warenausgabe - auszuhelfen. In Brunnthal sind alle Schweden ein bisschen Cowboy.

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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