Meine Woche:Weil der Islam dazu gehört

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(Foto: Claus Schunk)

Hussein Durmic organisiert ein ökumenisches Friedensgebet

Von Annika Eder, Ottobrunn

Rechtfertigen muss sich Hussein Durmic () vor den Ottobrunnern häufig. Aber nicht wegen seiner Religion. Der gebürtige Bosnier und gläubige Muslim ist glühender Fan des Fußballvereins Borussia Dortmund. Im Alter von neun Jahren war er zunächst mit seiner Familie nach Hamm im Ruhrpott gezogen und später nach Münster. Erst mit seiner Frau und seinen drei Kindern ließ er sich in Ottobrunn nieder, wo Fußballanhänger meist zum FC Bayern München halten.

Anders als seine Liebe zur Borussia wird sein Glaube am Ort nicht infrage gestellt. Vor neun Jahren gründete Durmic, der Abteilungsleiter bei einem Technologie-Unternehmen ist, mit weiteren deutschsprachigen Muslimen verschiedener Herkunft den Deutsch-islamischen Kulturkreis Ottobrunn (Diko). Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, den Islam so zu repräsentieren, wie ihn seine Mitglieder verstehen und leben: Sie fühlen sich alle als Deutsche muslimischen Glaubens. Das sei absolut kein Gegensatz, sagt Durmic und widerspricht damit Innenminister Horst Seehofer und anderen CSU-Politikern, denen zufolge der Islam nicht zu Deutschland gehöre. Äußerungen, die den 48-Jährigen sehr ärgern.

Gemeinsam mit den Kirchen, der Volkshochschule und der lokalen Agenda 21 plant und organisiert der Kulturkreis regelmäßig Vorträge, Workshops und Veranstaltungen, wie etwa das Fest der Kulturen, um Angehörige verschiedener Religionen und Kulturen einander näherzubringen. Das ist auch Sinn des ökumenischen Friedensgebets am Mittwoch, 18. April, um 19 Uhr im Haus der evangelischen Jugend in Ottobrunn, zu dem Diko einlädt und das Hussein Durmic vorbereitet. Es steht unter dem Motto "Gerechtigkeit". Die muslimischen Gebete, die an diesem Abend gesprochen werden, werden für die Besucher vom Arabischen ins Deutsche übersetzt.

Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde bezeichnet Durmic als "wundervoll". Bei ihrer Ankunft vor neun Jahren seien sie herzlich und freundlich aufgenommen worden. Mittlerweile fühlen sich er und seine Familie als fester Bestandteil der Gesellschaft. Allerdings hat auch er in jüngster Zeit gelegentlich Beleidigungen und Drohungen wegen seiner Religion erlebt. Die kamen stets anonym. Seine Art, damit umzugehen: einfach ignorieren. Das sei das Beste, sagt er.

Durmic versteht nicht, warum die Menschen wegen ihres Glaubens in "ihr" und "wir" unterteilt werden. "Wir", sagt er und meint damit alle Bürger egal welcher Religion, "sind doch einfach wir". Die Worte aus dem Mund des Borussen-Fans klingen schon fast wie das "Mia san mia" der Bayern.

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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