Meine Woche:Das letzte Mahl

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(Foto: Claus Schunk)

Margarete Haberl bekocht seit 25 Jahren den Anglerverein

Von Hannes Putfarken, Unterhaching

Mag es draußen noch so stürmisch oder kalt sein, wenn man in das Haus von Margarete Haberl () kommt, sind alle Sorgen vergessen. In der kleinen gemütlichen Küche mit dem alten grünen Kachelofen wird einem nach getaner Arbeit direkt wieder warm ums Herz. Das ist wohl auch der Grund, weshalb die Mitglieder des Fischereivereins "Die Hechte" aus Unterhaching alle halbe Jahr nach dem gemeinsamen Bachräumen traditionell bei Haberl und ihrem Mann einkehren. Immer um Punkt 12 Uhr drängen sich dann an die 70 Helfer im Esszimmer und Wintergarten und es gibt auf Vereinskosten so manche Leckerei: Brezn, Pfannkuchensuppe, Braten, Salat und im Anschluss Kaffee und Kuchen. Alles selbstgemacht, versteht sich.

Nach 25 Jahren ist am kommenden Samstag nun aber Schluss mit der Tradition. Dann bekocht die bald Achtzigjährige die Vereinsmitglieder zum letzten Mal. "Jetzt war einfach der richtige Zeitpunkt zum Aufhören", sagt Haberl. "Aber natürlich fällt mir der Abschied auch sehr schwer. Man erlebt jedes Mal so unglaublich viel Schönes." Sie selbst ist passives Mitglied und über Jahre eng mit dem Fischereiverein verbunden. Viele aus ihrer Familie sind oder waren passionierte Angler. Deshalb ist es ihr auch ein so großes Anliegen, sich gebührend zu verabschieden.

Dafür laufen schon die ersten Vorbereitungen. Wenn man so viele Gäste verköstigen muss, braucht es vor allem zwei Dinge: gute Planung und helfende Hände. "Ihre Damen", wie Margarete Haberl ihre Helferinnen liebevoll nennt, kommen schon am Vormittag. Dann geht es ans Backen, Braten und Tischdecken, während die anderen bei Wind und Wetter den Hachinger Bach von Unrat befreien. Für die Hilfe in der Küche ist Margarete Haberl besonders dankbar. Auch wenn die Tage rund um die Aktion für sie viel Stress bedeuten, genießt sie es in vollen Zügen: "Das Schönste ist doch, wenn alle glücklich sind, und je mehr hier los ist, umso besser. Das ist dann immer wie eine große Familie."

Für die "Bach-Mutter", wie sie vor einigen Jahren einmal achtungsvoll genannt wurde, war es schon immer wichtig, viele Leute um sich zu haben. Noch immer ist sie in mehreren Vereinen aktiv. Bis vor einigen Jahren war Haberl außerdem eine erfolgreiche Hasenzüchterin. Sie gewann etliche Pokale, die immer noch auf dem Kamin im Wohnzimmer stehen. Das wurde ihr aber irgendwann zu aufwendig. Jetzt geht ein weiterer Abschnitt vorbei. Dass deshalb bei ihr Zuhause weniger los sein wird, ist aber nicht sehr wahrscheinlich. Dazu ist es bei Margarete Haberl einfach zu schön. Und sei es nur, um sich in ihrer Küche am Kamin zu wärmen.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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