Innovative Idee:Laufbahn in luftiger Höhe

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Die Grundschule am Wald an der Taufkirchner Pappelstraße ist in die Jahre gekommen. (Foto: Angelika Bardehle)

Die Planer der neuen Grundschule am Wald wollen den Sportplatz auf dem Dach der Turnhalle errichten. Im Taufkirchner Gemeinderat stößt die Idee auf wenig Gegenliebe - das Projekt als Ganzes steht auf der Kippe

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Sprinten in der Höhe, Kicken auf dem Dach: Die Gemeinde Taufkirchen erwägt beim Neubau der Grundschule am Wald mit einer innovativen Idee Platz zu sparen. In ihren neuesten Planungen schlagen die Architekten vor, den Sportplatz auf dem Turnhallendach zu errichten. Diese Variante ist notwendig geworden, da das anvisierte Grundstück für den gesamten neuen Schulkomplex auf der jetzigen Sportanlage an Lindenring und Pappelstraße wesentlich kleiner ist als der alte Standort direkt gegenüber. Die Kinder für den Sportunterricht aufs Dach zu schicken, wäre laut Planer von Hitzler Ingenieure ein Novum im Raum München. Und wirklich überzeugt ist der Gemeinderat von dieser Lösung nicht. Das Thema wurde am Donnerstagabend auf eine Sondersitzung am 13. Juli vertagt.

Allerdings gibt es bereits Beispiele für derartige Sportanlagen. Im chinesischen Zhejiang etwa ist das Dach der Tian Tai Schule mit einer ovalen Laufstrecke von 200 Metern und einem Basketballfeld ausgestattet. Auch im sächsischen Bautzen wurde ein Sportfeld auf dem Beruflichen Schulzentrum errichtet. Die Grundschule an der Sutt in Kempten im Allgäu hat seit drei Jahren ebenfalls eine neue Turnhalle mit einem Allwetterplatz auf dem Dach.

Die Taufkirchner Planer wollen nun ebenfalls die Sportstätten der Grundschule übereinanderstapeln, da ihnen auf dem Areal nurmehr 9350 Quadratmeter für die bald sechszügige Bildungseinrichtung zur Verfügung stehen. Das sind laut Walter Strobl vom Bauamt noch einmal etwa 400 Quadratmeter weniger als ursprünglich angenommen. Man habe kürzlich nachgemessen und festgestellt, dass ein Grünstreifen, den man für den Bau der Schule verwenden wollte, vom benachbarten Pappelhaus genutzt wird.

"Den Freiraum für 600 Kinder können Sie vergessen."

Das derzeitige Schulgrundstück hingegen, dass dann verkauft werden soll, ist knapp 14 000 Quadratmeter groß. Während die Planer stolz darauf sind, auf dem neuen Areal das geforderte Lernhaus mit den Clustern, die Aula und den Speisesaal, die Räume für die Sozialarbeit, die Musikschule, das Schulberatungszentrum und eine Dreifachturnhalle untergebracht zu haben, macht sich im Gemeinderat Skepsis über die entstehende Enge auf dem Grundstück breit. Denn selbst wenn man mit der Turnhalle und den Stellplätzen in die Tiefe und dem Sportplatz in die Höhe geht, bleibt im Außenbereich nicht mehr viel übrig.

"Den Freiraum für 600 Kinder können Sie vergessen", kritisierte daher Edith Hirtreiter von der Initiative Lebenswertes Taufkirchen (ILT), "das Grundstück ist für die Schule zu klein", findet sie. Ihre Fraktion hat daher beantragt, den Schulstandort erneut zu diskutieren. Denn sie ist der Ansicht, dass mindestens eine Fläche von 20 000 Quadratmeter für eine neue Schule notwendig wäre. Diese Zahl orientiert sich an den Anforderungen des Landkreises für den Bau einer Realschule mit Turnhalle. Auch Fraktionskollegin Renate Meule gab zu bedenken: "Wir bauen doch für die nächsten Jahrzehnte, da wird es immer mehr Richtung Ganztag gehen. Da kann ich doch nicht so einen Pipi-Außenraum planen."

Michael Lilienthal von den Freien Wählern überzeugt das Konzept ebenfalls nicht. "Wie kann es sein, dass einfach so über Nacht das Grundstück kleiner wird", wunderte er sich. Er sprach sich dafür aus, "die Reset-Taste zu drücken statt auf die Schnelle einen Sportplatz auf dem Dach zu bauen." Wenn die Gemeinde Riesensummen für einen Schulneubau ausgebe, müssten alle zufrieden sein und sagen, das sei etwas Tolles.

Nach dem Berechnungen der Planer und des Kämmerers soll die Schule etwa 34 Millionen Euro kosten. Die Gemeinde könnte mit etwa acht Millionen an Fördergeldern rechnen. Der Verkauf des alten Grundstücks würde etwa 20 Millionen bringen. Blieben noch sechs Millionen, die aus Rücklagen finanziert werden müssten. "Kreditmittel habe ich noch nicht eingeplant", sagte Kämmerer Jan Modrzinski.

© SZ vom 01.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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