Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Pflegeschule im Angebot

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Nachdem der Gemeinderat von Höhenkirchen überraschend die Verhandlungen mit dem Kuratorium Wohnen im Alter abgebrochen hat, sucht das Unterhachinger Unternehmen nach einem anderen Standort im Landkreis

Von Antonia Hofmann, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Nach der Absage der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn an eine Pflegeschule in der Gemeinde sucht das Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) nach einem anderen Standort im Südosten des Landkreises. Gerade dort bestehe zukünftig Bedarf an Pflegekräften, sagte Vorstand Stefan Arend am Dienstag zur SZ - nach dem überraschenden Nein des Höhenkirchener Gemeinderats. Dieser hatte vorige Woche mit zwölf zu acht Stimmen weiteren Verhandlungen mit dem in Unterhaching ansässigen Unternehmen über den Bau einer solchen Schule eine Absage erteilt.

KWA hatte einen Bau auf einem Grundstück südlich des Ahornrings in Höhenkirchen-Siegertsbrunn angestrebt. Dieses hielt man für passend. Denn die Gemeinde verfügt über ein Seniorenzentrum und einen S-Bahn-Anschluss, Bahnhof und Ortszentrum sind von dem Grundstück zwischen Ahorn- und Hofoldinger Straße aus zu Fuß erreichbar. Die Schule mit einem generalisierten Angebot - das heißt mit Ausbildungsplätzen in der Alten-, aber auch in der Kinderpflege - und angegliedertem Wohnraum für die Schüler hätte nach dem vorgestellten Konzept rund 5000 Quadratmeter in Anspruch genommen.

"Nicht die Pflichtaufgabe der Gemeinde."

Trotz anfänglichen Zuspruchs und langer Diskussion lehnte der Gemeinderat jedoch weitere Verhandlungen mit KWA mehrheitlich ab. Andrea Hanisch (CSU) hatte zuvor vergeblich von einer "ungeheuren Chance" gesprochen, zumal so Ausbildungsplätze für die Mittelschüler im Ort geschaffen würden. Grundsätzlich schön und gut - wären da nicht die Pflichtaufgaben der Gemeinde, argumentierte die Mehrheit. Und diese setzt die Prioritäten beim Bau bezahlbarer Wohnungen, einem Familienzentrum und vielleicht sogar einer neuen Grundschule. "Erst die Pflicht, dann die Kür", so der Tenor bei SPD und Grünen.

Bevor ein Verhandlungsauftrag vergeben würde, müsse der Gemeinderat überlegen, was von alldem auf welchem der in Gemeindebesitz befindlichen Grundstücke verwirklicht werden solle, argumentierte die Zweite Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD). "Das Angebot liegt aber nun einmal jetzt vor", konterte Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU).

Sie betonte mehrmals, mit einer Zustimmung zu einem Verhandlungsauftrag sei noch nichts entschieden. Auch der genaue Bebauungsplan sei dann Verhandlungssache. "Wir erwarten heute Abend ein Signal", warb KWA-Vorstand Arend in der Sitzung nach etwa einer Stunde Debatte um Zustimmung - vergeblich.

"Die Pflegebedürftigkeit mach nicht an Ortsgrenzen Halt."

Wie ihre SPD-Kolleginnen meinte auch Luitgart Dittmann-Chylla (Grüne): "Die Pflegeschule ist keine Pflichtaufgabe." Bezahlbarer Wohnraum, ein Kindergarten oder eventuell eine neue Schule hingegen schon. Julia Leidl (SPD) äußerte ihre Bedenken, dass der Standort außerhalb von München wenig attraktiv für junge Menschen sei. Auch Priska Weber (SPD) und Martha Braun (CSU) mochten in der Gemeinde keinen Bedarf an einer Pflegeschule erkennen.

Für KWA-Chef Stefan Arend ist die Entscheidung nicht nachvollziehbar. "Die Pflegebedürftigkeit macht schließlich nicht an Ortsgrenzen Halt." Man sei überrascht und enttäuscht von der Entscheidung des Gemeinderats. Die Schule will das Kuratorium aber in jedem Fall realisieren, weshalb man sich nun nach anderen Standorten im Landkreis umschauen will.

Die Chance ist erst einmal verbaut

Mittels einer Standortanalyse wolle man in den nächsten Tagen prüfen, welche Gemeinden im südöstlichen Landkreis in Frage kämen. Kriterien seien weiterhin die Nähe zu bereits bestehenden Einrichtungen und eine gute Infrastruktur.

In Höhenkirchen-Siegertsbrunn jedenfalls hat man sich diese Chance erst einmal verbaut. Die CSU stimmte am Ende zwar größtenteils für den Antrag, die meisten Gemeinderatsmitglieder schlugen das Angebot jedoch aus. Aber nicht, ohne dass die SPD-Fraktion am Ende der Sitzung noch einen Antrag auf Bewerbung für das Modellprojekt "Demenzfreundliche Kommune" einreichte.

© SZ vom 20.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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