Haar:Schlechte Aussichten für Heimwerker

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Der Hagebaumarkt an der Münchner Straße in Haar könnte schon bald verschwinden. Statt dessen sollen Geschäfte und Gastronomie kommen.

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Tage des Bau- und Gartenmarkts an der Münchner Straße in Haar sind womöglich gezählt. Die Eigentümer des Gebäudes wollen an der Stelle lieber Einzelhandelsgeschäfte platzieren. Dazu soll der heutige Hagebaumarkt und frühere Obi umgebaut und nach Süden erweitert werden, um dort unter anderem Gastronomie unterzubringen. Das Rathaus steht dem Vorhaben bisher allerdings skeptisch gegenüber, weil nicht klar ist, was für eine Art von Einzelhandel dort einziehen soll. Abgesehen davon beschloss der Gemeinderat am Dienstag, ein Einzelhandelsgutachten in Auftrag zu geben. Denn die Klagen über fehlende Einkaufsmöglichkeiten am Ort häufen sich.

Kein Markt auf der grünen Wiese, lautet bislang die Devise

Bisher hat die Gemeinde Haar, was den Einzelhandel angeht, stets eine klare Linie verfolgt. Die berühmten Märkte auf der grünen Wiese gibt es dort nicht. Stattdessen setzt man auf Entwicklung im Ortsinneren. Die Bewohner der Viertel sollen möglichst nah und fußläufig alles vorfinden, was sie zum Leben brauchen. Der Baumarkt an der Münchner Straße kann als ein Beispiel dafür gelten. Gleich daneben finden sich ein Discounter und ein Drogeriemarkt. Doch schon seit einiger Zeit zeigt sich, dass das Konzept nicht immer aufgeht. Ein Supermarkt an der Leibstraße schloss seine Pforten und erst vor kurzem machte ein Discounter am Bahnhof zu. Die Sorgen wachsen, dass der Supermarkt an der Waldluststraße auch bald verschwindet. Zwar scheint es auf den ersten Blick von Vorteil, sollte der Hagebaumarkt an der Münchner Straße anderen Geschäften weichen. Doch gerade am Rand des Jagdfelds gibt es schon mehrere Supermärkte.

Das Ansinnen der Hausverwaltung Stießberger GmbH wurde bekannt, weil diese in einem Antrag auf Vorbescheid geklärt haben wollte, ob ihr Vorhaben überhaupt Aussicht hat, genehmigt zu werden. Weil das Rathaus eine Ablehnung signalisierte, zog man den Antrag zurück. Hans Stießberger, ehemals Dritter Bürgermeister von der CSU, sagte auf Anfrage, dass man im September mit einem modifizierten Antrag an die Gemeinde herantreten werde. Dann werde man direkt auf eine Änderung des Bebauungsplans abzielen. Dieser sieht auf dem Grundstück Münchner Straße 18 ausdrücklich einen Baumarkt vor. Welchen Einzelhandel er sich dort vorstellt, wollte Stießberger nicht sagen; auch nicht, wie lange der Hagebaumarkt noch an dem Standort bleiben wird. Nur so viel: Der Vertrag laufe aus.

Ein Gutachten soll klären, ob es Bedarf für weiteren Einzelhandel gibt

Während also darüber am Dienstag im Gemeinderat nicht weiter diskutiert wurde, einigten sich SPD und CSU schnell darauf, ein Einzelhandelsgutachten in Auftrag zu geben. Die SPD hatte das beantragt, um herauszufinden, wie angesichts einer regen Bautätigkeit in der Gemeinde eine "flächendeckende Versorgung" ermöglicht werden kann. Man solle klären, wo welche Geschäfte im Einzelhandel möglich und sinnvoll seien, wie Konkurrenz vermieden und passende Geschäftsgrößen definiert werden könnten. Dietrich Keymer (CSU) sagte, er sei in jüngster Zeit öfter von Bürgern aus Unterhaar wegen eines fehlenden Supermarkts angesprochen worden. Er regte an, ein qualifiziertes Gutachten machen zu lassen, das Aussagen zu Branchenlücken und -potenzialen in Haar treffe. Es bestehe definitiv Handlungsbedarf. Auch Mike Seckinger (Grüne) und Antonius van Lier (FWG) bestritten diesen nicht. Sie wollten aber erst noch Informationen zu dem geplanten Gutachten. Die Aufgabenstellung sei ihnen nicht ganz klar, sagten sie. Sie befürchten, dass das Gutachten am Ende ins Leere laufen könnte.

Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) sprach sich für das Gutachten aus, auch weil ihr zufolge der Gemeindeverwaltung in den vergangenen Monaten Grenzen aufgezeigt wurden. Man habe versucht, auf eigene Faust über die Wirtschaftsförderung positiv steuernd einzugreifen. Doch es handle sich um ein komplexes Problem. Durch den Internethandel verändere sich vieles. Man habe dazugelernt und brauche Beistand von qualifizierter Seite. Das Gutachten soll gut 17 000 Euro kosten.

© SZ vom 27.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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