Forschungszentrum:Haar konkurriert mit Aschheim und Unterschleißheim um BMW

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Hände weg vom Steuer: Bei der Kinder-Uni in Haar erklärte ein BMW-Mitarbeiter vergangenes Jahr schon einmal, wie autonomes Fahren funktioniert. (Foto: Claus Schunk)

Der Haarer Gemeinderat ebnet den Weg für die Ansiedlung eines BMW-Forschungszentrums für autonomes Fahren. Aber auch andere Gemeinden verhandeln mit dem Autobauer.

Von Bernhard Lohr, Haar

Jetzt muss BMW nur noch zusagen. Dann ist aus Haarer Sicht die Welt in Ordnung. Der Gemeinderat hat in einer Sondersitzung den ersten konkreten Schritt dafür getan, dass der Autobauer am Ostrand der Gemeinde nördlich der Wasserburger Straße ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für autonomes Fahren errichten kann. Er beschloss einstimmig, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan für das alles in allem 15,5 Hektar große Areal aufzustellen und den Flächennutzungsplan entsprechend zu ändern. Haar sieht damit gute Chancen, dass sich die Manager im BMW-Turm Anfang Dezember dafür entscheiden, das Auto der Zukunft in der Gemeinde zu entwickeln.

Sicher ist das freilich nicht. Zwei andere Kommunen im Landkreis machen sich dem Vernehmen nach ebenfalls Hoffnungen, die Einrichtung mit Büros, Bereichen für Forschung und Werkstätten samt Teststrecke zu sich zu holen. Etwa 2000 überwiegend hoch qualifizierte Beschäftigte sollen dort einen Job finden. Die Bürgermeister Christoph Böck (SPD) aus Unterschleißheim und Thomas Glashauser (CSU) aus Aschheim bestätigen mehr oder weniger offen Kontakte zu BMW, ohne sich weiter äußern zu wollen. Glashauser sagt, er wolle Näheres erst sagen, wenn eine Entscheidung getroffen sei. Sollte BMW zusagen, wäre seine Niederlage bei der geplanten Ansiedlung eines Großschlachthofs sicher schnell vergessen.

Tatsächlich sieht es Haar als Vorteil für sich, dass man mit dem nun in Umrissen beschlossenen Bebauungsplan-Konzept BMW auf der sogenannten Finck-Wiese ein passgenaues Angebot vorlegen kann. Planer Sebastian Kuhlen, der im Auftrag der Grundstückseigentümerin Dibag Industriebau AG den Plan erarbeitet, sagte im Gemeinderat, dass die vorliegende Rahmenplanung die Bedürfnisse des Autobauers ziemlich genau abbilde. "Wir stehen ständig in engem Kontakt mit BMW."

Am Donnerstag ist eine Bürgerversammlung zum Thema angesetzt

Bereits von März 2018 an sollen die Ingenieure am neuen Standort arbeiten. Die Gemeinde macht deshalb Druck. An diesem Donnerstag, 24. November, ist eine Bürgerversammlung (19 Uhr, Bürgersaal) zum Thema angesetzt, mit der laut Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) auch das Bebauungsplan-Verfahren vorangetrieben werde. Mit der Versammlung werde ein "Teil des öffentlichen Auslegungsverfahrens" gleich abgearbeitet.

Auf dem möglichen BMW-Gelände nahe der Autobahn sollen entlang der Wasserburger Straße drei- bis viergeschossige Gebäude mit maximal 21 Meter Höhe entstehen. Eine Stichstraße ist als Zufahrt gedacht. Im rückwärtigen Bereich gäbe es Werkstätten, eine womöglich öffentlich zugängige Kantine, ein Parkhaus und eine Teststrecke. Ein Lärmgutachten wird Kuhlen zufolge gerade erstellt. Die CSU pochte im Gemeinderat unter anderem darauf, Folgekosten der Ansiedlung prüfen zu lassen. Mike Seckinger (Grüne) betonte, es sei auf eine hochwertige Gestaltung der Gebäude an der fürs Ortsbild exponierten Stelle zu achten.

In einem ersten Bauabschnitt sollen für BMW gut elf Hektar entwickelt werden, auf 2,5 Hektar könnte das Areal im Osten erweitert werden, im Süden wäre Wohnbebauung auf drei Hektar möglich. Bürgermeisterin Müller betonte, ein Klausel stelle sicher, dass die Planungen auf Null zurückgefahren würden, sollte BMW absagen. Davon will derzeit aber keiner reden. Müller: "Wir haben Punkte, die für Haar sprechen."

© SZ vom 19.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Autokonzern
:BMW plant Forschungszentrum für autonomes Fahren

Dafür soll auch eine eigene Teststrecke gebaut werden. Zur Debatte stehen verschiedene Standorte in und um München.

Von Christina Jackson

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