Geothermie:Feldkirchen schert aus

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Weitere Bohrungen und ein Netzausbau würden etwa 20 Millionen Euro kosten. (Foto: Claus Schunk)

Bürgermeister van der Weck bremst beim Geothermieausbau. Nun werden alternative Finanzierungsmethoden erwogen.

Von Christina Hertel und Bernhard Lohr, Kirchheim/Feldkirchen/Haar

Mit der Geothermie im Nordosten des Landkreises kann es einen Schritt weitergehen: Den drei Gemeinden Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim wurde eine Aufsuchungserlaubnis für weitere Bohrungen erteilt. Jetzt wird das Gebiet südlich von Heimstetten und Feldkirchen näher untersucht. Das teilte der Kirchheimer Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) bei der jüngsten Gemeinderatssitzung am Montag mit. Wie weitere Bohrungen und der Netzausbau finanziert werden könnten, wird nun zunächst in der Aufsichtsratssitzung der AFK Geothermie GmbH und der Gesellschafterversammlung besprochen. Auch eine Sitzung aller drei Gemeinderäte, wie sie die SPD-Ortsvereine gefordert haben, ist geplant. Sie soll noch im März stattfinden.

Finanzielle Mittel für den Netzausbau haben die Kommunen Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim nur bis etwa 2018 bereitgestellt. Weil aber Kirchheim bis 2030 für etwa 3000 Menschen Wohnraum schaffen will, ist es für die Gemeinde besonders wichtig, möglichst bald zu wissen, wie es mit dem Projekt weitergeht. Der Feldkirchner Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) allerdings sieht die Notwendigkeit weiterer Bohrungen nicht. Er glaubt, dass die Gemeinden durch eine spezielle Pumpe die vorhandene Wärme noch besser ausnützen könnten. "So können wir mehr Energie rausholen und es wäre deutlich günstiger."

Denn einiges kosten würden Netzausbau und weitere Bohrungen tatsächlich: Mit etwa 20 Millionen Euro rechnet Maximilian Böltl, der Vorsitzende des Aufsichtsrats in dem Geothermieunternehmen. Solche Investitionen trugen bis jetzt Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim stets zu gleichen Teilen. Möglicherweise wird sich das nun ändern. "Wir können die Bohrungen momentan nicht leisten", sagt Werner van der Weck. "Ich sehe gerade keine Möglichkeit, dass sich Feldkirchen beteiligt." Die Kommunen müssten aus seiner Sicht einen anderen Weg der Finanzierung finden. Vorstellen kann sich der Bürgermeister zum Beispiel ein Genossenschaftsmodell, bei dem auch Bürger Geschäftsanteile kaufen könnten. Grundsätzlich würden gerade tatsächlich verschiedene Modelle der Finanzierung geprüft, sagt Kirchheims Bürgermeister Böltl. "Doch natürlich müssen trotzdem die drei Gemeinden bereit sein, Geld in die Hand nehmen." Besprochen werde momentan außerdem, inwieweit es möglich ist, die Kosten des Ausbaus unter den Kommunen anders zu verteilen, so Böltl.

Für Haar ist der Einstieg in das Projekt kein Theman

Ein auf den ersten Blick verwegener Gedanke wäre, bei dem Großprojekt einer nahezu klimaneutralen Energieversorgung im Osten von München weitere Gemeinden mit ins Boot zu holen. Letztens informierte Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) ihren Gemeinderat über die an die AFK Geothermie GmbH erteilte Aufsuchungserlaubnis, die immerhin ein Gebiet umfasst, das in die Landkreise München, Ebersberg und Erding hineinreicht. Auch Ortsteile der Gemeinde Haar sind einbezogen. Theoretisch könnten die Untersuchungen, die jetzt anlaufen sollen, um eine günstige Bohrstelle zu finden, auch darauf hinauslaufen, im Haarer Ortsteil Ottendichl ein Geothermie-Kraftwerk zu errichten. Damit könnte auch für Haar ein Anschluss Thema werden.

Doch im Haarer Rathaus ist man weit entfernt davon, solche Spekulationen anzustellen. Trotz großer Bemühungen in der Vergangenheit, die Energiewende voranzubringen, nahm man nach entmutigenden Untersuchungen, auf Vaterstettener Flur heißes Wasser zu fördern, von der Geothermie Abschied. Bürgermeisterin Müller sagte nun auf Nachfrage, in Haar gebe es ein gut ausgebautes Gas-Leitungsnetz. Geothermie lohne sich, wenn Siedlungsgebiete neu angebunden würden. Solche Projekte stünden in Haar nicht an. Das Wohngebiet Jugendstilpark soll Fernwärme über ein ertüchtigtes Blockheizkraftwerk in Eglfing beziehen, das zuletzt mit Biogas lief.

© SZ vom 08.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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